Blumen liegen in meiner blauen Stube - Briefe, die mir Glück verheißen sollen.Auf der Straße schreitet wohl auch ein bescheidener Handwerker auf mich zu oder ein Schulkind im gestärkten Kittel.Denn es ist Sonntag.Unser Mesner läutet langsam und feierlich die Vesperglocke.Und die Bauern löschen das Licht aus.Wir zünden es an und feiern die blaue Sommernacht.Die Meinen drücken mir stille die Hand, und heilige Wünsche segnen meine Seele.Dann steht Eduard Bartosch vor uns.Er hat mir keine Rosen gebracht.Er hat kein Lächeln auf seinen Lippen. Tiefernst und bleich.So ist sie in den Frieden
Die Wetterkuppel lag düster schillernd über dem Hoch-gebirg. Stein, Wald, Wiese, Zaun und Straße ließen sich kaum unterscheiden. Einzig die Siedlungen waren an ihren hellen Fenstern erkennbar. Den Schiern hinauf verkleinerten sich die Gevierte zu Perlschnüren und Lichttupfen. Das Krippendorf Kastel-ruth glich nxm dem transparenten Lampenschirm, den ich als Kind geklebt hatte. Er leuchtete gedämpft mit blauen, roten, grünen, gelben und violetten Edelsteinaugen durch meine vielen Kinderkrankheiten und hielt in mir die Ungeduld wach, noch viele solcher Modellierbogen auszuschnitzein.Die
Der Ramsauer Pastor tadelte ihren Bezieht milde, aber sehr ernsthaft als einen sündlichen Aberwitz. Uberhaupt, sagte er, die Täuschung, daß Wunder, Zau-berey, alias Dämons Mächte, die irdische Materi bezwängen, ist aus und fürüber. Jawohl, nickte der Pfarrer, aller Daseins Rätsel seynd ledig Kunststückl der Natur, durch die bare Vernunft heute schon tief erforschlich. Und um seine Belehrung der einfältigen Frau klarer zu machen, beschrieb er kuriose Geschicklichkeitsmaschinen, welche man vor hundert Jahren als Teufelswerk verabscheut hätte.Zum Beispiel, sagte er, in Engelland ein
Der untenstehende Brief entstand aus der Korrespondenz des Unterzeichneten mit einem Freundschaftsehepaar der Dichterin, das für Paula Grogger viel Geduld und Liebesmühe aufbringt, jeweils große Postschulden abbaut und Manuskripte ins reine tippt. Die Bitte um neue Informationen für den 75. Geburtstag Paula Groggers am 12. Juli wurde mit vierzehn (!) tadellos geschriebenen Maschinschriftseiten beantwortet, die Paula Grogger anfangs diktiert, später handschriftlich entworfen hat. Sie wendet sich damit an eine „Freundschaftsredaktion“, die schon seit Staatsrat Dr. Funder viele
Der Ordinarius für Kirchengeschichte an der Universität Graz, Prälat DDr. Andreas Posch, vollendete dieser Tage das 70. Lebensjahr. Sechsmal stand er als Dekan an der Spitze der theologischen Fakultät der Universität Graz. Für seine Leistungen erhielt er 1952 die Prälatenwürde. Er gehört auch dem bischöflichen Konsistorium als wirkliches Mitglied an. Zu seinem Geburtstag erreicht uns folgender ungewöhnlicher Brief der Dichterin Paula G r o g g e r, der auf ihre Krise durch die seinerzeitigen Angriffe auf das „Grim-mingtor“ und die segenvoll schützende Hand des Jubilars
Ich strickte, als ich noch ein Spielkind war, Mit meiner Mutter fleirjig Strumpf und Socken. Der Vater lief; mich volle sieben Jahr In einer engen Bauernschuibank hocken.Schon früh genug hat seine rauhe Hand Mich abgewöhnt von Ball und Puppenwiege. Er wollte, dafj mein wachsender Verstand Sich vor der Zeit zu seiner Arbeit biege.Und er belehrte mich: die WissenschaftIst Luxusware mit vermehrten Spesen.Der Mensch braucht nichts zu seiner eignen KraftAls Rechenkunst und Schreibekunst und Lesen.So hielt und hemmte er in strenger Zucht Mir unerbittlich die gespannten Flügel. Doch das
Alle Farben und alle Gestalten Schüttelt der Frühling ohne Bemühn Unerschöpflich aus seinen Falten, Alle Gewächse lasset er blühn.Aufgehoben vom Stuimesflügel, Schweben die Lieder der Nachtigall. Suchet das Herz ohne Zaum und Zügel Uberall seinen Widerhall.Selige Hoffnungsfülle der Jungenl Wer wollt euch verwehren den schönsten Trauml Wissen wir doch aus Erinnerungen: Tausendfach tragen will Bäumlein und Baum.Was vermöchte in UrgewaltenUnsere Sicht und unser Gericht?Baum und Bäumlein kann soviel nicht halten,Als ihm der Frühling verspricht.Später, In Gottes Hagelgewittern
(Schluß)Da schnob der Knecht, als wenn er eben aus Traum und Mondwandel zu sich käme. Und trachtete an den Ort zurück, wo er die Kameraden verlassen hatte. Er fand sie nicht mehr. Der Gestank des großen Feuers lag noch im Jungwald. Ein matter Beinvogel schwirrte, und durch das Moosbeerkraut ging eine Spur bergauf. Der Knecht begann zu suchen. Er strampfte geduldig Tag und Nacht.* Allzeit bedeuchte ihn, als spänne sich Wachs und Honig vor ihm her, als schwänge noch das zarte Laub, unter dem sich Maria auf der grünen Trag gebückt hatte. Sodann erreichte er die Baumgrenze, wo der Ausblick
Prälat Anton von Admont war ein merkwürdiger Mann gewesen. Er hatte sparsam entgegen der üppigen Welt gelebt und sich zu Tode gefastet. Immerhin aber hatte er sich, wie alle Kavaliere seiner. Zeit, einen kuriosen Kammerdiener vergönnt, nur 34 Zoll hoch, meistens hungarisch gekleidet, mit Perücke und Degen geziert. Derselbe verstand sich auf Traumdeutung, auf die Wünschelrut und sonst noch allerlei Künste. Nach dem Hinscheid seines Herrn blieb dem verwaisten Zwergel das Gnadenbrot; es war bitter. Denn die stiftischen Jagdgäste, wann sie Kurzweil brauchten, erniedrigten ihn zum
O Maria am Gestade Birg dein Krönlein unterm Schleier, Draußen vor dem T urmgemäuer Rauscht die Gier der Welt vorbei. Menschen ohne Glaub und Gnade Irren hungernd durdi die Straßen, Zürne nicht, weil sie vergaßen, Daß noch eine Zuflucht sei.Breite eine Rosenwolke,Wo sie Not und Tod verschuldet,Wo sie bitterlich geduldet,Bis der Sturm ihr Herz zerkeilt.Weine mit dem armen Volke.Mancher, der vom Kreuz zerschundenSündig ward in seinen Wunden,Betet, wann die Liebe heilt.Mutter, stelle eine Kerze In den schmalen Fensterbogen, Birg sie vor dem Wurf der Wogen Mit dem Schleier, lind und weich.
Ein Volk, dem niemals eh so hohe Steuer Ward zugemessen an Geduld und Tat, Im Hunger noch, vor der verkohlten Scheuer Erwartungsvoll . . . Weil der Kalender heuer Ein ander Zeichen vor den Heil'gen hat.Wir, die es deuten, sind nur Rätselrater Und fragen ahnend aus beengtem Hirn, Geschieht uns Menschen, was der Herr Gottvater Im Staube walten läßt und im Gestirn?Vielleicht am Himmel beben die Planeten, Im Nordlicht lodert Meer und Wüstensand; Als wollt die Urkraft neue Menschen kneten, So rauh erhob sie sich aus jedem Brand.Lang hallt im Winde nach das Schwerterdangeln, Gesetze lallen und
Ein besonderes Hochgefühl bereitete uns stets die Visitation des Großvaters. Er war Ortssdiulratsaufseher. Wenn ein günstiges Spazierwetter ihn leutselig machte und wenn es für den Jausenkaffee noch zu früh war, erinnerte er sich gewöhnlich an sein Amt. Wir hörten jedesmal, wie er im Vorhaus das Erdreich von den Schuhen strampfte. Dann sagte er zum Mohrl draußen: „Setz dich!“Unser Lehrfräulein errötete sichtbar, zupfte an den Haarnadeln und klopfte den Kreidestaub aus ihrer Schürze. Im Klassenzimmer wurde es musterhaft still, bis die Tür sich öffnete. Dann sprangen wir mit
(Aus den Spiel von Sonne, Mond und Sternen)Ich gebe Gott den AbendgrußUnd will ins Bette trachten.Wer wird denn in der FinsternisGetreulich bei mir wachten?Die Mutter löscht die Kerzen ab,Sie lehnet müd' beim Herde.Der Vater nimmt den Wanderstab,Er reiset um die Erde.Und er befiehlt sein Haus und HeilDen seligen Gewalten.Sie werden über mir die Weil'Den blauen Mantel halten.Ein Engel tat mit der Posaun'Das Morgenrot erwarten.Er läßt kein' Wolfen übern Zaun,Kein Widder in den Garten.Die Cherubim und Seraphim,Sie spielen RingarajaUnd singen schon mit sanfter Stimm':Mein Kindel, haja,
••Auch Mutter sparte mit dem Lob, icherinnere mich an keines aus ihrem Munde. Sie erzog mich mit Blicken. Davon gab es eine ganze Stufenleiter, vom unbeschreiblich innigen Blick der Liebe bis zum funkelnden Zornschauer. Wenn dieser nichts nutzte, besonders im jähen Impuls, zog sie handgreifliche Strafregister. Die Rute stak bei uns noch ehrenvoll und abgebraucht hinter dem Spiegel. Mit Worten umzufuchteln gelang der Mutter schlecht. Sie hielt sich gerne an erprobte Sprichwörter. Zu meinen frühesten Versuchungen, wenn ich ihr etwa Risse und Kakaoflecke in der Schürze verbergen wollte,
Der obersteirische Menschenschlag war die große Liebe des Prinzen Johann. Sein Name berührt die Weltgeschichte, da wo er noch jung und vom kriegerischen Geist durchdrungen, als Befehlshaber in den Freiheitskämpfen stand, und ein Lebensalter danach, wo er von der deutschen Nationalversammlung berufen, als Reichsverweser in Frankfurt einzog. Aber das Glück der Staatsgeschäfte war unverläßlich. Es nahm vielleicht im Kölner Gürzenich schon schnellen Abschied, als er beim Jubiläum des sechshundertjährigen Domes umhuldigt und glorreich an der Fürstentafel saß.Zwischen diesen Merkzeiten
Das Dorf Oeblarn, in dem ich geboren bin und in dem ich noch immer wohne, liegt in einem Talwinkel der Niedern Tauern. Die Enns und das Kalkgebirge säumen ihn nach Norden ab. Während der Zeitläufte haben Wildwasser feinen Sand und Lawinengerölle angeschwemmt und die ältesten Häuser tief eingebettet. Da und dort wurde beim Pflügen eine Kellermauer oder ein Römerstein bloßgelegt, so daß die Leute, immer wißbegierig nach dem Sagenhaften und Geheimnisvollen, an eine versunkene Bergstadt glauben. Es war auch einst, wie in vielen Gegenden des Urgebirges, ein reger Schürf nach Edelerzen
Mit zehn Jahren erstaunt der Herr Lehrer,Mit zwanzig begeistern sich Freund und Verehrer,Mit dreißig zeigen sich Nörgler und Feinde,Mit vierzig bildet ich die „Gemeinde'*.Mit fünfzig verkünden die LiteratenDie glorreichen Jubiläumsdaten.Mit sechzig erscheint, von Kennern gesammelt,Was die Verleger im Schreibtisch verrammelt.Mit siebzig erinnert die neue JugendDie alte Welt an die Dankestugend.Mit achtzig wird die Kritik verstummen,Mit neunzig streuen die Neider schon Blumen.Und über allem, was du gegeben,Dein heißes, starkes, lebendiges LebenWird unsterblich offenbarIm hundertsten
Aufsteht das Element mit Mund und Ohren, Die schwarzen Adler panzern sich in Erz. Die Zeit durchpflügen feurige Motoren ... Nur immer gleich, aus Leib und Seel' geboren, Kämpft mit dem Schicksal unser Menschenherz.Und immer wieder unter neuem Leide Beugt sich die Mutter mit dem Heldenkind, Trägt eine Braut das alte Goldgeschmeide, So ähnlich denen, die im andern Kleide Vor ihr durch dieses Haus gegangen sind.Vom Glück geschieden über tausend Meilen, . Sind tausend Traurige durch Hasses Schuld. Wir kosten still, indes wir Wunden heilen, Indessen Flügel uns zu langsam eilen, Des Wartens