Ein kritischer Beitrag zu Binnen-I und Gendersternchen löst akademischen Shitstorm aus. Gastkommentar über ein Lehrbeispiel, wie Presse-, Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit unter Druck geraten.
Ob Donald Trump mehr war als ein Lügenbaron und ein Rumpelstilzchen der Weltgeschichte, werden Historiker bewerten. Die Rolle der Medien in seiner Ära darf nicht ausgespart bleiben.
Das Vertrauen der US-Bürgerinnen und -Bürger in ihre Medien ist weiter gesunken. Eine jüngste Studie offenbart dramatische Zahlen dazu. Aber auch große Widersprüchlichkeiten.
"Nach vorne gerichtet könnte es sein, dass nicht nur die Schweizer mehr denn je auf öffentlich finanzierte oder bezuschusste Medienangebote angewiesen sind."Es ist ein offenes Geheimnis: Österreichs neue Regierung schielt bereits auf die Schweiz und hofft auf eine Steilvorlage, um den ORF umkrempeln zu können. Im Nachbarland steht mit der "No Billag"-Volksabstimmung der öffentliche Rundfunk, die SRG/SSR, auf der Kippe. Eine wachsende Zahl von Bürgern möchte die Gebührenpflicht für Radio und Fernsehen abschaffen. Die Billag ist in der Schweiz das Äquivalent des Gebühren Info Service
Bambi will Vizekanzler werden", titelte am Wochenende die Schweizer SonntagsZeitung. Und obendrein Finanzminister. "Bambi" war in seinen Jahren als Jungpolitiker der Spitzname des deutschen FDP-Stars Christian Lindner. Leider hat er seine One-Man-Selbstinszenierung bis an den Rand der Unerträglichkeit gesteigert, wofür er wiederum den Bambi fraglos verdiente. Auf seinen Wahlplakaten lässt er sich wie ein Model ablichten -im Netz kursieren Varianten von Lindner, der Herrenunterwäsche an den Mann bringt. Doch dann erst folgte in der SonntagsZeitung die eigentliche Enthüllung: Eine
Bambi will Vizekanzler werden", titelte am Wochenende die Schweizer SonntagsZeitung. Und obendrein Finanzminister. "Bambi" war in seinen Jahren als Jungpolitiker der Spitzname des deutschen FDP-Stars Christian Lindner. Leider hat er seine One-Man-Selbstinszenierung bis an den Rand der Unerträglichkeit gesteigert, wofür er wiederum den Bambi fraglos verdiente. Auf seinen Wahlplakaten lässt er sich wie ein Model ablichten -im Netz kursieren Varianten von Lindner, der Herrenunterwäsche an den Mann bringt. Doch dann erst folgte in der SonntagsZeitung die eigentliche Enthüllung: Eine
In den USA kommen auf einen Journalisten 4,6 PR-Berater. Ein
plastisches Beispiel für das Missverhältnis zwischen jenen, die für
seriöse Information sorgen wollen/sollen, und denen, die dies im
Sinne ihrer Auftraggeber tunlichst zu vernebeln suchen.
Er ist ein begnadeter Selbstdarsteller, und er kann gnadenlos sein im Umgang mit Kritik: Kai Diekmann, Chefredakteur der Bild-Zeitung. Einst hat er eine Rüge des Deutschen Presserats an seinen Recherchemethoden in Selbstlob verwandelt und behauptet, der Rüffel zeige eben, wie gründlich seine Truppe investigiert. Und jetzt hat er, merkwürdigerweise unbemerkt von all den Bloggern und Kollegen aus der Journaille, die ihm ja sonst gerne mit einer Mischung aus Neid und Bewunderung auf die Finger sehen, neuerlich einen Coup gelandet, indem er einen anderen hochtalentierten Selbstdarsteller für
Peter Glotz war nicht nur ein prägender SPD-Politiker in Deutschland,
sondern hinterließ auch als Kommunikationswissenschafter nachhaltig
Spuren in der Politik.
Nutzer verbreiten Meldungen im Internet in Windeseile per Mausklick weiter, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Fact-Checking-Websites wie StopFake versuchen, der Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen, und decken Falschmeldungen auf.Die unverbesserlichen Optimisten werden jetzt sagen, es zeige sich einmal mehr, dass das Internet die Probleme, die es hervorbringt, auch selber löst: Um der unkontrollierbaren Flut von Falschmeldungen und dreister Propaganda entgegenzuwirken, die sich im Netz oftmals in Windeseile verbreiten, sind in den letzten Jahren vielerorts Fact-Checking-Websites entstanden.
Das ist eine der größeren Herausforderungen: Nach all den bereits publizierten Nachrufen für den Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Frank Schirrmacher, mit etwas Abstand noch einen weiteren zu fabrizieren. Der langjährige Feuilleton-Chef war ein "Genie"(Stefan Aust und Bernard Henry Levy), ein "Deutungskünstler"(Mathias Döpfner), ein "Machtmensch"(Eva Menasse), ein "Querdenker"(Frank Schätzing), der "sprach- und wirkungsmächtigste Kulturjournalist, den Deutschland je hatte"(Edo Reents). Was soll man ihm da noch attribuieren?Vielleicht gilt es ja sogar, stattdessen den
Sehr sonderbar, dass die Snowden-Enthüllungen politisch wenig bewirkt
haben: US-Präsidenten sind schon wegen weit geringerer Verstöße in
die Bredouille geraten.
Wer jüngste Umfrageergebnisse bündelt, kommt um die Einsicht kaum herum, dass das Vertrauen der Publika in Massenmedien einen Tiefstand erreicht hat: 54 Prozent der Deutschen halten die Medien für "korrupt oder sehr korrupt“, hat Transparency International in seiner jährlichen Befragung herausgefunden. Zum ersten Mal stehen die Redaktionen dabei schlechter da als die öffentlicher Verwaltung und das Parlament. In einer Allensbach-Umfrage bewegen sich Journalisten im Blick auf ihr berufliches Ansehen seit Jahren in schlechter Gesellschaft von Politikern und Bankern, weit abgeschlagen
Die Vorwahlberichterstattung von Spiegel online war nicht falsch, aber doch haarscharf daneben: "Ein Clown, ein Milliardär, ein Apparatschik und ein Professor, der von Politik nichts versteht. Einer dieser Männer wird Italiens neuer Premier.“ Die eigentliche News bestand indes darin, dass zwei Clowns absehbar das Land unregierbar machen würden. Zusammen haben Bunga-Bunga-Partylöwe Silvio Berlusconi und der gar nicht so komische Komiker Beppe Grillo deutlich über 50 Prozent der Stimmen erhalten. Ihr Erfolg gibt zwei Kommunikationsforschern recht, die seit Jahren mit Sorge die Entwicklung
Einmal mehr hat "Reporter ohne Grenzen“ soeben sein jährliches Ranking zur Pressefreiheit publiziert. Demnach ist Finnland derzeit globaler Spitzenreiter (Rang 1). Österreich und die Schweiz fallen deutlich zurück (von Platz 5 auf Platz 12 sowie von Rang 8 auf 14), Deutschland um eine Position (von Platz 16 auf 17). Deutlich verbessern konnten sich die USA (Platz 32 statt 47). Am finstersten sieht es weltweit in Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea für unabhängige journalistische Arbeit aus (Plätze 177 bis 179).Kein Zweifel: Das Anliegen ist nobel. Und Journalisten sind heiß auf
Wird sich Rupert Murdoch aus Großbritannien zurückziehen und stattdessen sein Imperium in den USA weiter arrondieren? Darüber spekuliert Ken Doctor, ein US-Medienökonom. In London hinterließe Murdoch verbrannte Erde - und in Amerika böte sich gerade eine einmalige Kaufgelegenheit: Die Los Angeles Times und die Chicago Tribune, von einem anderen Impresario mit kriminellen Energien, Sam Zell, in den Ruin getrieben, stehen als Konkursmasse zum Verkauf und böten Murdoch die Chance, sein Imperium ganz in die neue Welt zu verlagern.Ein Bilderbuch-Szenario für Marxisten, die seit Jahren
In Europa ist die Nachricht eher im Kleingedruckten untergegangen: Arthur Ochs Sulzberger ist vorige Woche im Alter von 86 Jahren gestorben. Der langjährige Verleger der wichtigsten und mächtigsten Tageszeitung der westlichen Welt, der New York Times, verdient es aber, in Erinnerung behalten zu werden - nicht nur, weil er über 24 Jahre hinweg in turbulenten Zeiten die Geschicke seiner Zeitung lenkte und den zugehörigen Verlag zu einem imposanten Multi-Media-Unternehmen ausbaute. Gerade unter heutigen Bedingungen, wo sich so viele Verlagsmanager dem Diktat des Ökonomischen beugen, ohne
Es wird wieder spannend, suggerieren uns die Medien - und inszenieren den US-Wahlkampf so, wie sie fast immer Wahlkämpfe in Demokratien inszenieren: Als "horserace“ - als Pferderennen, bei dem die Favoriten nahezu gleichauf der Ziellinie zustürmen.Viele Journalisten gebärden sich als Schiedsrichter, und tatsächlich gelingt es ihnen auch immer wieder, ein Foul zu registrieren und dem einen oder anderen Kandidaten die Gelbe Karte zu zeigen. Kein Zweifel, sie werden in dieser Rolle gebraucht. Von Schiedsrichtern ist allerdings nicht zu erwarten, dass sie über den Sinn und Unsinn des Spiels
Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich eine amerikanische Fachzeitschrift wie der Columbia Journalism Review (CJR) ernsthaft für etwas interessiert, was sich außerhalb der USA zuträgt. Vor Kurzem war es so weit: Das Blatt widmete den Presseräten in den skandinavischen Ländern eine Geschichte. "Self-Regulation Done Right“ - Selbstregulierung, richtig gemacht, war die Story überschrieben. Voll des Lobs skizzierte der Beitrag anhand einer Vielzahl von Beispielen, weshalb sich im Norden Europas mehr als anderswo in der Welt die Überzeugung durchgesetzt hat, dass funktionierende
I n Amerika beflügelt seit geraumer Zeit eine neue Wortkombination die Diskussion um die Zukunft des Journalismus: "Entrepreneurial journalism“. Die Befürworter eines solchen "unternehmerischen“ Journalismus haben zwar noch nicht die Geschäftsidee entdeckt, welche den Qualitätsjournalismus neu erblühen lassen könnte. Das Catchword taugt eher als Wegweiser, den Journalisten künftig nicht übersehen sollten: Der Beruf muss sich "neu erfinden“, also lernen, unternehmerisch zu denken und sich mit den wirtschaftlichen Realitäten des Publizierens auseinanderzusetzen.Taktgeber sind in
Jüngst gab es politische Wiederbelebungs-Versuche für das Vorhaben, die Türkei in die EU zu holen. Wer immer sie betreibt, sollte genau hingucken. Denn leider berichten westliche Medien ja kaum darüber, wie Redaktionen und Journalisten in der Türkei drangsaliert werden. Ich gestehe freimütig, dass ich als Medienforscher und Journalismus-Experte ziemlich ahnungslos war, mit welchem Machtwillen Ministerpräsident Erdo˘gan die Presse auf Regierungslinie trimmt und die schleichende Islamisierung seines Landes betreibt: Den größten, eher regierungskritischen Medienkonzern hat er
Dank der unbegrenzten Kopiermöglichkeiten scheint sich eine ganze Generation ums Copyright kaum noch zu scheren. Eine Partei, die in Deutschland inzwischen einen Landtag nach dem anderen kapert, bekennt sich sogar mit ihrem Namen zu derlei Piraterie. Google und manche seiner Aktionäre sowie Web-Pioniere wie Ariana Huffington sind steinreich geworden, indem sie mit geistigem Eigentum ziemlich salopp umgehen. Dagegen gerieten namhafte Politiker und Persönlichkeiten von Karl Theodor zu Guttenberg über Silvana Koch-Mehrin und Margarita Mathiopoulos bis hin zu Annette Schavan ins Straucheln,
Die klassischen Nachrichtenanbieter haben einen neuen Wettbewerber zu fürchten: Im Nachbarland Schweiz machen pensionierte Journalisten und Journalistinnen im Internet von sich reden. Dafür gibt es gleich zwei Beispiele: Journal 21 ist als Internet-Zeitung seit 2010 online. Infosperber kam ein halbes Jahr später auf den Markt. Die "Philosophie“ der beiden Web-Angebote ähnelt sich: Es brauche vertiefte Analysen und Hintergrundberichte, um der Nachrichtenflut zu begegnen, man wolle "vergessene Zusammenhänge und vernachlässigte Perspektiven“ ausleuchten. Beide Plattformen liefern
Was muss eigentlich noch alles passieren, bis der mutmasslich mächtigste Medienmogul der Welt zurücktritt? Rupert Murdoch hat zwar kein öffentliches Amt inne wie Christian Wulff, der bisherige deutsche Bundespräsident, oder Philipp Hildebrand, bis vor kurzem Präsident der Schweizer Nationalbank. Ob Murdoch rechtlich für den größten Abhörskandal, in den je ein Medienunternehmen involviert war, zu belangen ist, sei dahingestellt. Dass er politisch und moralisch als Unternehmenslenker die Mitverantwortung dafür trägt, dass seine Journalisten illegal und systematisch über 6000 Telefone
In seinem neuen Buch* unterscheidet der Mainzer Publizistikwissenschaftler Hans Mathias Kepplinger Skandale und publizistische Konflikte (Die Mechanismen der Skandalisierung. Olzog Verlag 2012). Bei Skandalen bestehe nach kurzer Zeit ein "breiter Konsens in der Einschätzung der Ursachen von Missständen sowie der Verantwortung ihrer Urheber“. Bei publizistischen Konflikten komme es dagegen zu einer öffentlichen Auseinandersetzung darüber, wie die "Ursachen der Missstände und die Verantwortung ihrer Urheber“ einzuschätzen seien.Demzufolge haben wir es beim Versuch, Niko Pelinka in eine
Wer in der Nachrichtenflut zu ertrinken glaubt, für den hat jetzt Peter Laufer an Amerikas Westküste einen Rettungsring ausgeworfen. Seit eh und je ein Querdenker unter Amerikas investigativen Journalisten und seit Kurzem Journalistik-Professor an der University of Oregon, fordert Laufer in seinem neuen Buch "Slow News“ zu einem reflektierteren Umgang mit den Medien auf. Derzeit ist der Titel nur auf Italienisch (bei Sironi in Mailand) publiziert, eine englischsprachige Version folgt 2012.Laufers Brevier enthält 30 Ratschläge - einige davon lassen sich mühelos beherzigen: "Schalten Sie
Nicht nur in Österreich wird um Presse- und Rundfunkförderung gestritten. Rasmus Kleis Nielsen und Geert Linnebank vom Reuters Institute der Oxford University haben deshalb analysiert, wie stark die Medien ringsum mit öffentlichen Geldern subventioniert werden - und dabei Bemerkenswertes herausgefunden (http://reutersinstitute.politics.ox.ac.uk/fileadmin/documents/Publications/Working_Papers/ Public_support_for_Media.pdf).Beim Vergleich von Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien und Großbritannien sowie den USA kommen sie zum Befund, die medienpolitischen Förderinstrumente hätten
Ein Beispiel macht deutlich, was heutzutage moderne Öffentlichkeitsarbeit, neudeutsch: Corporate Communications, zu leisten vermag: Der weltgrößte Autozulieferer, die Robert Bosch GmbH, feierte kürzlich sein 125-jähriges Firmen-Jubiläum. Statt einer Unternehmensgeschichte erstellte die Kommunikationsabteilung in Buchform ein Porträt der Bosch-Gruppe - mit einem Kaleidoskop von 125 Fotografien, die an 125 Orten der Welt zur gleichen Sekunde aufgenommen wurden. Der Bildband wurde in einer Auflage von insgesamt 450.000 Exemplaren in 19 Sprachen gedruckt und in 62 Länder an 653 Standorte
Rupert Murdoch kennen Sie bestimmt. Aber auch Arthur J. Sulzberger, der soeben 60 geworden ist? Sein Name ist eher Eingeweihten ein Begriff. Wie so viele Verleger, sucht er nicht das Rampenlicht. Er ist in fünfter Generation Herausgeber der New York Times - und sein Ururgroßvater war es, der das Leitmotto dieser hehren Institution erschuf, das in der linken oberen Ecke der Titelseite seit über 100 Jahren den Anspruch der Redaktion verkündet: "All the news that’s fit to print“.Als vor ein paar Jahren Murdoch das Wall Street Journal übernahm, es dann wild entschlossen umkrempelte und
Es war fast schon wie im Film von vorgestern. Auf einmal waren die drei wieder da: Leo Kirch, Silvio Berlusconi und Rupert Murdoch, die Tycoons, die das Mediengeschäft in den achtziger und neunziger Jahren aufgemischt und bestimmt haben.Nachrufe auf den einen, dessen Reich längst zerfallen ist. In den Schlagzeilen aber auch die beiden anderen, weil sie ihre Macht so skrupellos missbraucht haben (oder haben missbrauchen lassen), dass sie selbst bis zur Halskrause in Skandale verwickelt sind und die Furcht vor Machtverlust ihnen schlaflose Nächte bereiten dürfte.Der Moment, wo auch diese
Auf die Vor-Verurteilung folgte der Vor-Freispruch. Obschon noch kein Gericht über die Vergewaltigungs-Anschuldigung gegen Dominique Strauss-Kahn entschieden hat, wurde er von manchen Medien bereits neuerlich als französischer Präsidentschaftskandidat gehandelt … - Es ist hoch an der Zeit, nach den Kollateralschäden zu fragen, die Medien-Tsunamis verursachen. Offenbar können Medien über Nacht mit vorschnellen Verdächtigungen Präsidentschaftskandidaten ebenso demontieren wie ganze Industriezweige ruinieren. Wegen ein paar EHEC-Opfern wird, wie zuvor schon beim Rinderwahn (kein
Es war eine rundum gelungene Jahrestagung, und doch ist ihr Ergebnis eher deprimierend. Drei Tage lang begaben sich die deutschsprachigen Medienforscher in Dortmund auf Introspektion. Unter dem Rahmenthema "Theoretisch praktisch!?“ fragten sie danach, inwieweit ihr Fach praxisrelevant ist. Alle vorgestellten Studien zeigten: Die Medienforschung hat sich zwar rapide ausgeweitet, segelt aber weithin unterhalb des Radarschirms öffentlicher Wahrnehmung. Während sich Hunderte Wissenschafter an Debatten über den Atomausstieg oder zur Finanzkrise beteiligen, nimmt kaum ein Kommunikationsforscher
95 Millionen Euro geben die österreichische Regierung, Gebietskörperschaften und staatsnahe Unternehmen jährlich für Inserate aus - das Gros dieses Werbeaufwands kommt offenbar den großen Gratis- und Boulevardblättern zugute. Gerade mal 1,7 Millionen Euro staatlicher Gelder stehen dagegen für Journalistenausbildung, für die Förderung des Korrespondentennetzes und die Leseförderung zur Verfügung, knapp elf Millionen Euro werden an indirekten Subventionen an Zeitungsverlage zur Vertriebsförderung und zur Förderung der regionalen Vielfalt von Tageszeitungen ausgeschüttet.Allein
Eher hinter den Kulissen tobt in Amerika eine politische Auseinandersetzung um die Zukunft des National Public Radio, die in dieser Schärfe bei uns völlig undenkbar wäre: Obschon der Senderverbund und sein TV-Pendant PBS im Vergleich zu den Gebühren-Milliarden, über die ORF, ARD oder ZDF verfügen, nahezu bedeutungslos sind, möchten die Republikaner den staatlichen Geldhahn endgültig zudrehen und eine wichtige, aber politisch ungeliebte Stimme zum Schweigen bringen. Obendrein haben Fundraiser verzweifelt versucht, für den Senderverbund jene Mittel als Spenden einzutreiben, die in
Es ist wohl zu früh, um das mediale Echo auf den GAU in Japan genauer zu analysieren, aber ein paar Anmerkungen gäbe es da doch. Wobei ich mich diesmal auf meinen "Freundeskreis“ bei Facebook beziehen möchte, unter dem sich ein sehr hoher Anteil an Journalisten befindet.Was mich frappiert hat: Der hohe Anteil an Zeitgenossen, die einfach weitergemacht haben, als gäbe es die Zäsur durch Erdbeben und Strahlenalarm in Japan einfach nicht. Dann, natürlich, ein paar Profis, die sich selbst mit einer Nachrichtenagentur verwechseln und meinen, jede neueste Tickermeldung auch über Facebook
Der Online-Kurznachrichtendienst Twitter soll inzwischen zehn Milliarden Dollar wert sein. Die astronomische Summe wäre, so hat die Financial Times Deutschland ausgerechnet, das 222-fache des Umsatzes. Noch im Dezember wurde das Unternehmen von Investoren mit 3,7 Milliarden bewertet. Noch kometenhafter ist der Aufstieg von Facebook, während andere soziale Netzwerke wie StudiVZ oder MySpace bereits dramatisch an Wert eingebüßt haben.Die Schätzwerte für Twitter und Facebook deuten neuerlich auf Blasenbildung hin - auf Fantasiepreise, die nicht mehr durch reales Wirtschaften gedeckt sind.
V or gut 20 Jahren hat die Prognose Kopfschütteln ausgelöst. Ich hatte eine "Aufrüstungsspirale“ in der Öffentlichkeitsarbeit vorhergesagt, die ihrerseits eine "Abrüstungsspirale“ in den Redaktionen bewirken würde. Inzwischen hat sich dies bewahrheitet: die Kommunikationsdisziplin Public Relations gedeiht und professionalisiert sich; derweil werden Redaktionen ausgedünnt, der Journalismus gerät immer mehr in Bedrängnis - auch weil Journalisten immer mehr PR-Meldungen ungefiltert verwenden und so die Glaubwürdigkeit der Medien sinkt.Merkwürdigerweise kräht deswegen kaum ein
WikiLeaks und Cyberkrieg beschäftigen die globale Öffentlichkeit nun schon seit mehreren Wochen. Wer ein bisschen nachdenkt, wird der Dialektik gewahr, dass uns die WikiLeaks-Veröffentlichungen in den Demokratien auf Dauer nicht mehr, sondern weniger Transparenz bescheren werden: Paradoxerweise sehen sich in der Informationsgesellschaft die politischen Eliten auf tribale Interaktionsmuster zurückgeworfen: Sie werden wie Stammesfürsten Wichtiges mündlich aushandeln - ohne Protokoll und Telefon. Den kleinen Unterschied, auf den es ankommt, hat schon 2009 das Reuters Institute in Oxford in
Auf den ersten Blick sind wir, die Mediennutzer, die großen Gewinner des Internets und der Medienkonvergenz. Die meisten Inhalte bekommen wir gratis oder zumindest sehr viel billiger als bisher - und obendrein unendlich viele dazu. Beim zweiten Hinsehen haben die Auswahlmöglichkeiten allerdings ihren gar-nicht-mehr-so-verdeckten Preis: Die Aufmerksamkeit verknappt. Die "Qual der Wahl" wird zur Tyrannei, wenn wir aus zu vielen Optionen auswählen müssen, so der US-Psychologe Barry Schwartz. Viele Ökonomen preisen deshalb seit Langem die "rationale Ignoranz" und liefern damit eine plausible
Noch vor wenigen Jahren wäre das undenkbar gewesen: Rund 1000 angemeldete Teilnehmer sind dieser Tage in Hamburg zur #European Communication Conference# zusammengekommen. 66 Panels und Workshops und ein 350 Seiten dicker Band mit Zusammenfassungen vermittelten einen Eindruck davon, wie sich die Kommunikationswissenschaft in alle Himmelsrichtungen verästelt, aber auch wie unterschiedlich die Themen und Methoden der Forscher sowie ihre Forschungsgegenstände, die Mediensysteme und Journalismuskulturen, sind.Im vielsprachigen, noch immer in Ost und West # und vermutlich auch mehr denn je in
Achtzig Journalisten hat der ehemalige Sprecher der Schweizer Tagesschau, Heiner Hug, um sich geschart. Gemeinsam haben sie soeben das Newsportal www.journal21.ch gestartet. Die Sache wäre kaum der Rede wert, fühlten sich nicht alle jünger, als sie sind. In Anspielung an Udo Lindenberg nennen sie sich #Rentnerband#, aber wenn wirklich alle mitmachen, handelt es sich eher um ein veritables Orchester mit herausragenden Solisten. Seit ein paar Tagen spielen die Pensionäre nun # und versuchen das zu leisten, was viele andere Medien nicht mehr vermögen: Sie wollen #journalistischen Mehrwert#
Mitten im Sommerloch hat sich ein Wunder ereignet: Eine Zürcher Forschergruppe um den Mediensoziologen Kurt Imhof hat zum ersten Mal für die Schweiz ein Jahrbuch „Qualität der Medien“ vorgelegt. Auf 373 Seiten ist akribisch dokumentiert, wie sich Journalismus und Medien im Nachbarland entwickeln. Den Autoren zufolge sind die Aussichten trübe. Sie wollen den „Qualitätszerfall der Informationsmedien“ transparent machen und dazu beitragen, dass der „Wettbewerb um Anzeigen wieder in einen publizistischen Qualitätswettbewerb mündet.“ Vor allem aber möchten sie endlich eine
Das jährliche Ranking von „Reporter ohne Grenzen“ lässt leider keine Zweifel zu: Die Pressefreiheit ist rund um den Globus weit mehr bedroht als garantiert. Doch wie ist es um die Journalisten-Ausbildung in Ländern bestellt, in denen es wenig oder gar keine Medien- und Meinungsfreiheit gibt? Anhand von zwölf Fallstudien, die sie aus vier Kontinenten zusammengetragen hat, spürt Beate Josephi erstmals dieser Frage nach (Beate Josephi (ed.): Journalism Education in Countries with Limited Media Freedom, New York u. a.: Peter Lang, 2010). Die Forscherin, die aus Deutschland stammt und in
Einhundertausend – die Zahl hat viel von ihrer Faszination verloren. Doch reden wir diesmal nicht von Geld, auch ausnahmsweise einmal nicht davon, wie sich Journalismus künftig finanzieren soll – es stehen ja die Ferien vor der Tür. Beschäftigen wir uns stattdessen mit der inflationären Vermehrung unseres Mitteilungsdrangs. 100.000 Kommentare täglich hat Amerikas Online-Zeitung Huffington Post auf ihrer Website zu moderieren – das addiert sich innerhalb eines Monats zu drei Millionen auf. Dem Blog TechCrunch zufolge sind 30 Mitarbeiter in der Redaktion damit beschäftigt, diesen
Der Wissenschaftsbetrieb folgt ureigenen Gesetzen. Nur so lässt sich halbwegs begreifen, weshalb ausgerechnet in den drei Hauptstädten des deutschen Sprachraums über Jahre hinweg ein Fachgebiet stiefmütterlich behandelt wurde, das sich bei Studierenden größter Beliebtheit erfreut und eigentlich auch in der Politikberatung eine wichtige Rolle zu spielen hätte: die Kommunikationswissenschaft. Es drängt sich geradezu auf, dass sie an Regierungssitzen ein wichtiger Impulsgeber sein sollte – bei all den brennenden Fragen und Problemen, die sich für die demokratische Öffentlichkeit im
Vom Wunschdenken war mehrfach die Rede, als jüngst bei einer vom Medienhaus Wien veranstalteten Konferenz sich Experten aus aller Welt über die Zukunft des Journalismus die Köpfe heiß redeten. Phil Meyer, der Grandseigneur der US-amerikanischen Journalismus-Forschung, setzt große Hoffnungen in die Spendenbereitschaft seiner Landsleute. Sie sollen dafür sorgen, dass der Journalismus auch dann überlebt, wenn er sich nicht mehr weitgehend aus den Werbeerlösen der Verlage finanzieren lässt. Alan Rusbridger, der als Chefredakteur des Guardian zu den Wegbereitern eines hochwertigen
Jetzt also auch Ryszard Kapu´sci´nski. Sein Biograf Artur Domoslawski hat den wohl berühmtesten polnischen Reporter des 20. Jahrhunderts soeben der Fälschung überführt. Anders als von Kapu´sci´nski selbst behauptet, habe dieser weder Che Guevara gekannt, noch sei er je dem kongolesischen Freiheitskämpfer und späteren Premierminister Patrice Lumumba begegnet. Kurz zuvor war bereits Indro Montanelli, der in Italien noch heute unter einer Art Denkmalschutz steht, von seiner Schweizer Biografin Renata Broggini vom Sockel gestürzt worden. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs hatte er sich
Was wäre gewesen, wenn die Medien angemessen über das missglückte Selbstmordattentat von Detroit berichtet hätten? Soll heißen, ohne die Nachricht vom Beinahe-Flugzeugabsturz aufzubauschen, ohne neuerlich Angst vor Al Kaida zu schüren – in einer kleinen Notiz, beiläufig sozusagen? Kaum ein Politiker würde sich mit Nacktscannern profilieren wollen. Um noch eins draufzusetzen: Wäre Al Kaida nicht bald machtlos, wenn selbst „gelungene“ Selbstmordattentate nur noch wenig Medienaufmerksamkeit auf sich lenkten? Die Medien ignorieren ja tagtäglich tausend andere Gewalttaten und Kriege
Was ihren Nachbarn, den Schweizern jetzt widerfährt, kennen die Österreicher ja schon: Wenn das Stimmvolk einmal aufmüpfig aus dem Konsens der „Political Correctness“ ausschert, auf den sich die politischen Eliten stillschweigend zu verständigen pflegen, dann ist die Hölle los, dann fallen die großen Nachbarn über kleine Länder her, dann kommt es zu den Medienhypes der „Mainstream“-Medien: Weil „man“ sich ja bei den kleinen Nachbarn, einschließlich in deren Seelenleben, bestens auszukennen glaubt, wird wild darauflosspekuliert und -geschrieben. Und weil Recherche Geld und
Kaum zu glauben, dass alles 20 Jahre her ist: Die Medien haben zumindest in Deutschland über den Fall der Mauer so umfangreich berichtet, als hätte sich das Jahrhundert-Ereignis gestern zugetragen.Dabei neigen sie allerdings dazu, ihre eigene Rolle zu verklären und Geschichte zu klittern. Das Ende des „antifaschistischen Schutzwalls“ der DDR, sei – so der Mythos – vor allem dem West-Fernsehen zu danken, das mit seinen Nachrichten, aber auch mit seinen Reklame-Verlockungen wie ein trojanisches Pferd in den Osten eindrang und dort die repressiven Regime zu Fall brachte. Wäre das so
In Deutschland hat soeben die Piraten-Partei zwei Prozent der Stimmen ergattert – ohne professionell organisierten Wahlkampf, mit einer Agenda, die darauf zielte, Freiheit im Internet unbegrenzt zu sichern. Zugleich wird der Umgangston zwischen Onlinern und der „alten“, oftmals regulierungswütigen Politik unerbittlicher. Dies hat nicht zuletzt die Debatte um das Internet-Manifest ( www.internet-manifest.de, vgl. auch: www.ejo.ch) gezeigt. Die Missverständnisse zwischen beiden Lagern nehmen zu.Die Medienexperten Stephan Weichert und Christian Zabel versammelten nun in einem
Von Silvio Berlusconis Hybris war an dieser Stelle bereits vor vier Wochen die Rede – und auch davon, dass die Konservativen und die katholische Kirche in Italien aus vielerlei Gründen sich vom italienischen Premier distanzieren sollten. Seither ist viel passiert: Zumindest ein Journalist – Dino Boffo, der Chefredakteur der katholischen Tageszeitung Avvennire – riskierte das eigentlich Selbstverständliche und thematisierte den permissiven Lebensstil des Cavaliere.Dieser Mut ist im nicht gut bekommen. Nach wenigen Tagen wurde Boffo selbst zum Opfer einer üblen Medienkampagne, die Il
Wenn es für Medienpräsenz eine Goldmedaille gäbe, dann wäre Silvio Berlusconi fraglos ein ernsthafter Anwärter. Interessant ist, womit der italienische Premierminister in den Medien Aufsehen erregt – und welche Geschichten wie gespielt bzw. nicht gespielt werden. Die Scheidungsklage und der Rosenkrieg mit seiner Frau Veronica, die angeblich zwei Milliarden Euro fordert, die Affäre mit einem minderjährigen Mädchen, die Paparazzi-Fotos von den Feten, die auf seinem Landsitz in Sardinien gefeiert wurden, und die Prostituierte, die sich öffentlich über das Stehvermögen des
Die Hiobsbotschaften vom Niedergang großer US-Tageszeitungen häufen sich. Sie werfen eine entscheidende Frage auf: Welche der amerikanischen Trends werden auch nach Europa kommen, und was wird hier anders laufen? Die technologischen Innovationen, mit denen wir uns auseinanderzusetzen haben, sind im Prinzip dieselben – aber es gibt eben auch kulturelle Unterschiede im Umgang mit ihnen. Vermutlich wird sich beispielsweise im deutschsprachigen Raum nicht im gleichen Maße eine Kultur der Blogger und „citizen journalists“ entwickeln wie in den USA. Otto Normalbürger ist im alten Europa
In seinem jüngsten Buch entwirft der amerikanische Medienaktivist Robert McChesney ein kühnes Szenario. Er malt sich aus, die US-Regierung fordere, "die internationale Berichterstattung drastisch zu reduzieren oder Lokalredaktionen zu schließen". Weiter ordne der Präsident an, "die Medien sollten sich mit Celebritys und Trivialitäten befassen, statt rigoros Skandale und Gesetzesbrüche im Weißen Haus zu recherchieren." Journalistik- und Kommunikations-Professoren wären im Hungerstreik, ganze Universitäten würden im Protest geschlossen. "Tun dagegen monopolistisch-kommerzielle
Von außen betrachtet ist so viel Solidarität erstaunlich: Quer über die politischen Lager hinweg hat sich die Presse in Österreich mit dem notleidenden ORF solidarisiert und fordert seine Rettung. Die Frage ist allerdings, wovor er gerettet werden soll. Sicherlich vor verstärkten politischen Eingriffen, denn überall dort, wo öffentlich-rechtlicher Rundfunk stark ist, versuchen Politiker, sich diesen dienstbar zu machen. Spannender ist, wie sich der ORF vor seiner eigenen Misswirtschaft retten lässt. Bei C. Northcote Parkinson ist nachzulesen, wie sich bürokratische Apparate aufblähen
Die US-Zeitungsbranche befindet sich nahezu "im freien Fall". Etwa ein Fünftel aller Journalisten, die 2001 noch in einer Redaktion gearbeitet haben, sind bereits entlassen - und das schwierigste Jahr steht mit 2009 wohl noch bevor, so das Project for Excellence in Journalism in seinem soeben vorgelegten Jahresbericht zum Zustand der amerikanischen Medien.Spannend an dem Bericht ist vor allem, wie sich der drastische Schrumpf-Prozess der Redaktionen auf die journalistische Qualität auswirkt. Die Forscher beobachten eine "deutliche Verengung" der Berichterstattungs-Agenda. Paradoxerweise
Wenn es darum geht, die politische Tagesordnung zu beeinflussen, sich für Benachteiligte in der Bevölkerung einzusetzen oder Kritik an Missständen zu üben, ticken Österreichs Journalistinnen und Journalisten ganz anders als ihre deutschen Kollegen. Das jedenfalls hat eine repräsentative Umfrage unter 500 hiesigen Journalisten ergeben, die Andy Kaltenbrunner und sein Forscherteam durchgeführt haben. Ihrem "Journalisten-Report II" (Facultas Verlag, Wien 2008) zufolge möchten 31 Prozent der österreichischen Journalisten Einfluss auf die Politik-Agenda nehmen, 60 Prozent halten es für
In Deutschland hat soeben David Montgomery das Handtuch geworfen. Der "Heuschrecken"-Investor hat einen Teil seines Presse- Imperiums, zu dem als Flaggschiff die Berliner Zeitung gehörte, verkaufen müssen. In den USA sind Chicago Tribune und Los Angeles Times dank des Hasardeurs Sam Zell bis über die Halskrause verschuldet. Die Hedgefonds, die sich erst kürzlich bei der New York Times eingenistet hatten, sind inzwischen mit dramatischen Verlusten wieder ausgestiegen. Dafür hilft ein mexikanischer Multimilliardär, Carlos Slim, dem hoch verschuldeten Zeitungshaus aus der Klemme. Und in
Wenn sich auf einem Medienkongress mehr als zwei Kommunikationsforscher begegnen, bestimmt meist die "Ökonomisierung der Medien" die Diskussion. Gern wird unterstellt, das ("kapitalistische") System unterwerfe immer mehr Lebensbereiche und somit auch die Redaktionen dem Diktat des Ökonomischen. So verkomme der Journalismus und könne seinen publizistischen Auftrag, der Demokratie zu dienen und die Mächtigen zu kontrollieren, immer schlechter erfüllen.Aus dem Blickwinkel der Leser, Hörer, Zuschauer wäre zutreffender, von einer Ent-Ökonomisierung des Mediensektors zu sprechen: Bis auf die
Steht der Untergang des Abendlandes bevor? Man kann zumindest meinen, der Jüngste Tag sei angebrochen, wenn man sich berieseln und berauschen lässt von all dem, was im Blätterwald und in den Talkshows derzeit mit aller (Medien-)Macht über uns hereinprasselt. Und auch das Jüngste Gericht wird effektvoll inszeniert - angesichts der Selbstgerechtigkeit, mit der viele Medien nicht nur schwadronieren, sondern auch moralisieren.Der Journalismus hat jahrelang zugeschaut. Gewiss, es gab Kassandrarufe - aber sie sind untergegangen im Schwall der PR-Botschaften, die uns verkündet haben, all die
Selbst wer sich in den letzten Wochen an Weltuntergangs-Szenarien gewöhnt hat, wird erst einmal tief Luft holen: Schon lange vor der Bankenkrise haben die großen Zeitungshäuser der USA dramatisch an Wert eingebüßt. Die Washington Post Co. 40 Prozent seit 2004, die New York Times Co. rund zwei Drittel, der größte Zeitungskonzern der USA, Gannett, über 80 Prozent. Es gibt noch drastischere Fälle: Die Aktien der Sun Times Media Group, der GateHouse Media oder der Journal Register Co., die den New Haven Register und Hunderte kleinerer Zeitungen herausgibt, haben seit Anfang 2007 zwischen