7128014-1997_13_02.jpg
Digital In Arbeit

Glückstreffer sind dünn gesät

Werbung
Werbung
Werbung

Nigsten haben eine Ahnung vom Berufsleben, wissen von vielen Berufen noch gar nichts. Sie wissen auch nicht, was sie konkret machen wollen, haben keine Erfahrungen. Sie wissen nicht, was es heißt, in einen Arbeitsprozeß eingegliedert zu sein. Dazu gehört auch eine gewisse soziale Reife, die in dem Alter noch nicht gegeben ist.

Selbst wenn Vorstellungen vorhanden wären, ist es fraglich, ob diese Vorstellungen auch realisiert werden können in Form eines Lehrberufes.

Wenn jemand zum Beispiel besonders kreativ sein möchte, dann sollte er die Kunstakademie machen. Aber dazu ist es mit 15 zu früh, und die Eltern haben wahrscheinlich auch kein Verständnis dafür; es sei denn, es zeichnet sich eine wahnsinnige Begabung ab.

Es bieten sich dann eben nur Berufe an, die oft eine Kompromißlösung für die einzelnen Schüler sind.'

Viele haben ein großes Sicherheitsbedürfnis und fangen bei einer großen Firma an, weil sie glauben, da kann ihnen nichts passieren.

Da spielen dann auch die Elternvorstellungen herein, und auch die Arbeitsmarktsituation. Es gibt aber momentan in ganz Wien keine einzige offene Lehrstelle, egal um welchen Lehrberuf es sich handelt. Man kann nur abwarten.

Und viele wissen nicht, was sie lernen sollen, weil es nichts gibt.

„Vitamin B”, also gute Beziehungen, ist dann die einzige Möglichkeit

Dazu kommt, daß die Lehrlinge einer wahnsinnigen Fluktuation ausgeliefert sind. Die Stabilität ist in den Lehrberufen überhaupt nicht mehr gewährleistet.

Die Situation ist zwar trostlos, aber man könnte trotzdem mehr Erfolg haben. Das beginnt schon bei der Berufswahl. Man sollte zum Beispiel ein . Jahr für die Berufsorientierung verwenden. Dann wäre die Beife der Kinder auch schon größer, und es müßte nicht zu so großen Fluktuationen kommen.

Außerdem wollen die Eltern oft für die Kinder eine bessere Karriere, als sie selbst erreichen konnten, und stecken sie in alle möglichen Schulen. Man sollte aber darauf aus sein, einen Beruf und nicht nur wieder eine Schule zu finden, in der man wieder nur „untergebracht” wird.

20 Prozent unserer Schulabgänger machen Karriere, weitere 30 bis 40 Prozent bleiben im Durchschnittsfeld, wechseln vielleicht auch einmal.

„Ich würde gern was Kreativeres machen”

Birgit S.: Ich lerne Bürokauffrau in der Creditanstalt. Der Beruf selbst macht mir eigentlich nicht so viel Spaß, ich möchte nachher Kindergärtnerin weiterlernen - oder irgendwas anderes, was Kreativeres.

Aber die Ausbildung ist super, die stecken sehr viel Geld hinein. Es gibt viele Seminare, und gut verdienen tun wir auch. Und wenn es mit der Kindergärtnerin nichts wird, dann

Patricia E.: Ich lerne auch Bürokauffrau. Ich wollte das werden, habe mich auch bei verschiedenen Büros beworben. Meine Cousine arbeitet auch in einer Bank, und deshalb habe ich mich dann bei der CA beworben; nach einer Aufnahmsprüfung haben sie mich genommen.

Ich habe eigentlich keine Ahnung gehabt, was auf mich zukommt, ich habe einfach Glück gehabt.

Meine Mutter hat sich auch ziemlich hineingesteigert, daß ich da reinkomme.

Und ich habe auch gewußt, daß ich da mehr verdiene als in einem normalen Büro. Ich wollte arbeiten gehen, weil ich Geld haben wollte. Das Taschengeld hat halt nicht gereicht, ich wollte selbst verdienen und machen können, was ich will.

Ich bin zufrieden, aber es ist manchmal anstrengend. Man arbeikann ich immer noch ins Büro gehen.

Ich habe mich vom Polytechnischen aus als Bürokauffrau beworben und habe mir gar nichts darunter vorgestellt.

Vorher habe ich die Kindergartenschule gemacht, mußte aber abbrechen, weil ich nicht singen kann. Außerdem war es eine Klosterschule, und das war nichts für mich.

Dann habe ich drei läge Berufspraxis im Personalbüro der Zeitung „Kurier” gehabt. Das hat mir irrsinnig gut gefallen, und dann habe ich halt gesagt: ich werde Bürokauffrau.

Für die CA habe ich mich entschieden, weil ich dort am meisten verdiene. Ich glaube, ich habe einen Glückstreffer gemacht. Aber ich kenne auch viele, die eine Lehrlingsausbildung machen und überhaupt nicht damit zufrieden sind, weil sie einfach „irgendwas” machen. Ich habe zwar auch „irgendwas” gemacht, aber mir gefällt es/

tet den ganzen Tag, und am Abend soll man sich dann noch hinsetzen und für die Berufsschule lernen, das ist oft zuviel.

Eine Vorstellung vom „Beruf fürs Leben” habe ich nicht mehr. Mein Traumberuf ist das hier jetzt sicher nicht. Ich weiß nicht, was mein Traumberuf wäre, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Man sollte sich genau überlegen, was man machen will, und sich auch erkundigen. Es gibt ja auch Schnuppertage, die man machen kann, damit man auch eine Vorstellung hat, was man später tut. Ich habe das damals nicht gewußt. Am ersten Tag bin ich hingekommen und habe keine Ahnung gehabt, worum es geht.

„Lieber in eine Bank als zur Gemeinde”

Nicole S.: Ich bin bei einer Bank. Die Ausbildung dort ist sicher nicht schlecht, aber manchmal ist es mir zuviel.

Von mir ist die Idee nicht gekommen. Mein Vater hat mir Adressen hingelegt, wo ich mich überall bewerben könnte, und da war auch das darunter.

Ich habe eigentlich keine wirkliche Vorstellung gehabt; wollte nur nicht mehr in die Schule.

Dann habe ich mich beworben, die Aufnahmsprüfung geschafft und dann habe ich mir gedacht: ich gehe lieber dorthin als zur Gemeinde oder zu den Stadtwerken. Verdienen tut man ja wirklich nicht schlecht.

Ich habe mich auch bei Versicherungen beworben.

Beisebüro hätte mich auch interessiert, aber die meisten Firmen nehmen keine Lehrlinge auf. Ich habe gar keine Erwartungen gehabt. Wo ich hinkomme, war mir egal. Ich wollte nur arbeiten.

Irgendwie habe ich doch eine andere Vorstellung vom Arbeiten: lieber hätte ich weniger mit Kunden zu tun, eine Versicherung wäre vielleicht doch besser.

Man sollte vorher genau schauen, was man machen will, ob das wirklich das Bichtige ist, oder ob es einen doch nicht so interessiert.

„Kein Typ, der nur herumsitzt und lernt”

Michaela K.: Ich bin in einer Bank. Die Ausbildung ist super. Mir war in der Schule schon klar, daß ich arbeiten möchte. Ich bin nicht der Typ, der herumsitzt und lernt. Es ist auch schwer, wenn man ewig in die Schule geht, danach eine Arbeit zu finden.

Ich war vorher in der HBLA, habe geschaut, daß ich ein gutes Zeugnis zusammenbringe.

Dann habe ich viele Bewerbungen weggeschickt - also größtenteils eigentlich mein Vater - und viele Aufnahmetests gemacht.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung