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Festspielsommer mit Kolonnen

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Bisher eher als internes Problem von Bregenz gewertet, zeichnen sich nunmehr hinsichtlich einer Autobahntrasse neue Entwicklungen ab: Der Bürgermeister von Lindau ließ seinen Amtsbruder in Bregenz durch eine sehr scharf gehaltene Erklärung wissen, daß auch die benachbarte Inselstadt Lindau durch die Verschleppung des Autobahnbaues schweren wirtschaftlichen Schaden erleide. Lindau hat im Sommer alljährlich — auch heuer wieder — unter einem kilometerlangen Rückstau von Urlaubern, die nach dem Süden wollen, zu leiden. Ein weiteres Problem: Der Bau der deutschen Autobahn nach Lindau ist so lange undurchführbar, über die Bre-genzer Trassenführung nicht entschieden worden ist Benzinqualm und Lärmbelästigung während des ganzen Sommers sind ein weiteres Übel, denn viele Container-Fahrzeuge und Großfuhrwerke fahren durch die besten Wohnviertel der Stadt, weil sie keine andere Möglichkeit haben, die Grenze nach Österreich zu passieren.

Nicht nur, daß der Bau der Bregen-zer Autobahn schon bei den letzten Gemeinderatswahlen und auch bei den Vorarlberger Landtagswahlen eine entscheidende Rolle gespielt hat, droht nun auch die Gefahr, daß durch die Verschleppung des Baues für Vorarlberg wichtiges Kapital aus dem Fremdenverkehr in die benachbarte Schweiz abfließt. Ebenso konkurrenzierend wirken der Ausbau der Inntalautobahn bis Innsbruck und die Verbesserung der Arlberg-straße auf Tiroler Gebiet. Ferner wird bis zur Olympiade 1972 in München auch noch die Autobahn bis Garmisch-Partenkirchen ausgebaut sein.

Fremdenverkehr mit Zukunft gibt es nur dort, wo auch Autobahnen und gute Autostraßen vorhanden sind. In Vorarlberg besteht nun die große Gefahr, daß man zwar demnächst um Dornbirn eine zweite Autobahn zur Verfügung haben wird, daß man aber — in der Hochsaison! — über eine Stunde benötigen wird, um durch Bregenz zu fahren, weil die Trassen-frage dort immer noch offen ist. Ende Juni fand in Bregenz die dritte Landtagssitzung dieses Jahres statt. Im Laufe dieser Sitzung führte LAbg. Dipl.-Ing. Feierle (ÖVP) namens des volkswirtschaftlichen Ausschusses aus, der Bundesminister für Bauten und Technik habe in einer Anfragebeantwortung festgestellt, daß im Raum Bregenz für die Rheintalautobahn neben mehreren Trassen längs des Seeufers auch bergseitige Trassen — Hang-, Berg-und Basistunneltrassen — so weit geplant wurden, daß die Unterlagen für die Baudurchführung bereits verfaßt und verkehrstechnische Zusammenhänge bereits beurteilt werden könnten. Es geht also nicht mehr um eine neue Projektierung, sondern um eine Prüfung der bisherigen Planungen. Der Vorarlberger Volkswirtschaftliche Ausschuß verfaßte einen neuen Entschließungstext, der in Punkt 2 besonders hervorhebt, daß sich die bereits in der Resolution des Vorarlberger Landtages vom 4. Juli 1968 dargestellte Verkehrssituation weiter verschärft habe. Der rasche Baubeginn der Autobahn sei unbedingt erforderlich. Im Laufe der Diskussion wies Landtagsabgeordneter Battlog darauf hin, daß die Frage der Autobahnführung im Raum von Bragenz vielfach als innere Angelegenheit dieser Stadt betrachtet werde. Eine Planung seit mehr als 15 Jahren, eine Behandlung von mehr als 15 Projekten, Ausgaben von mehr als 15 Millionen Schilling an Landesgeldem erlauben jedoch keine weitere Verschleppung.

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