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„Bosnien“ im Baltikum

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Die Verhandlungen vou UN und EU über eine Aufteilung Bosniens und der Herzegowina in Kantone der drei Völker erwiesen sich bislang als wenig erfolgreich. Alles schon dagewesen: 1920 ging es um den modus vivendi zwischen Polen und Litauen. Im Auftrag des Völkerbundes verhandelte Belgiens Außenminister Paul Hymans um eine Union beider Staaten, in der Wilna und das Memelgebiet eigene Kantone bilden sollten. In Wilna (Vilnius), der historischen Hauptstadt Litauens, lebte eine polnische Mehrheit. Im Memelgebiet bekannte sich mehr als die Hälfte der Bewohner als deutsch.

Im Vertrag von Versailles – vor 75 Jahren – war das Memelgebiet als Kondominium der Sieger vom Reich abgetrennt worden, um den Memel-fluß internationalisieren zu können. Ein französischer General herrschte als Gouverneur. Im Zug der Kämpfe zwischen Sowjetrußland und seinen jungen Nachbarn um endgültige Grenzen war der polnische General Zeligowski in Vilnius einmarschiert ~ 1922 wurde das Gebiet an Polen angegliedert. Litauische Freischärler fielen im Jänner 1923 im Memelgebiet ein. Die Franzosen zogen ab. Die Memelkonvention vom 8. Mai 1924 – vor 70 Jahren – sollte die Autonomie garantieren.

Der Konflikt zwischen Litauen und Polen um Wilna hielt an, bis beide Staaten dem Hitler-Stalin-Pakt zum Opfer fielen: Nach der Besetzung Ostpolens durch die Rote Armee ließ Josef Stalin Vilnius nach Litauen „heimkehren“ – er vraßte, daß er es selbst bald mit diesem „heimholen“ würde.

Auch im Memelgebiet wuchs die Spannung mit dem Reich. Am 22. März 1939 – vor 55 Jahren – unterzeichnete Litauens Außenminister Urbšys in Berhn die Rückgabe des Memellandes. Sechs Stunden vorher war die deutsche Flotte mit Hitler an Bord Richtung Memel in See gestochen.

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