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Der Amerikaner Philip Guston in der Albertina.

Wer als zehnjähriger seinen Vater erhängt findet, der hat ein Problem. Philip Guston ist das passiert. Das jüngste Kind einer jüdischen Einwandererfamilie aus Russland integrierte dieses Problem während einer langen Künstlerlaufbahn in seine Arbeiten. Auch in seinen abstrakten Arbeiten stark vom Gegenstand her arbeitend, bemerkte Guston 1956: "Üblicherweise arbeite ich mit großer Anstrengung, bis ich den Augenblick erreiche, in dem der Dunst des Willkürlichen verschwindet und die Malerei Positionen einnimmt, zu denen sie sich berufen fühlt. Die Malerei ist mehr eine Besessenheit als eine Bilderherstellung."

Malerische Obsessionen

Zu dieser Zeit machte er gerade mit seinen Kollegen aus dem Abstract Expressionism Furore, der ersten amerikanischen Künstlergruppe, die sich im Kunstmarkt bis ganz nach oben arbeiten konnte. Gemeinsam mit dem Jugendfreund Jackson Pollock und anderen Größen wie Mark Rothko oder Barnett Newman gab auch Guston die Gegenständlichkeit, der er sich gerade in der Auseinandersetzung mit seinen Vorbildern aus der Renaissancezeit verpflichtet fühlte, auf. Aber Guston ließ sich nie auf einen Stil einengen - so tauchten später wieder gegenständliche Versatzstücke bei ihm dermaßen häufig auf, dass es zu Verstimmungen mit seinen Kollegen kam.

Zeichnen gegen die Krise

Guston sah sich selbst als Maler, die Zeichnung diente ihm ähnlich einer Katharsis, um künstlerische Krisenzeiten zu überbrücken und über diesen Weg wieder zu einer ihn selbst überzeugenden Malerei zurückzufinden. Und obwohl ihn schwierige Zeiten vermehrt zu dieser Technik trieben, lebte Guston die ganze Bandbreite zeichnerischer Möglichkeiten souverän aus. Minimalistische Blätter kommen oft mit nur einem Strich aus, um die weiße Fläche in eine enorme Spannung zu versetzen.

Auf anderen verdichtet sich ein Linienwirrwarr zu ebenso elektrifizierenden Wirklichkeitsanklängen. Und mitten drin schwingt sich die Zeichnung zur Farbigkeit auf und schlägt von sich aus die Verbindung zur Malerei. Immer wieder mit dem Schuhmotiv - eine malerische Obsession, die sich bereits dem Zehnjährigen in die Seele gebrannt hatte.

Philip Guston

Arbeiten auf Papier

Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien

www.albertina.at

Bis 25. 11. tägl. 10-18, Mi 10-21 Uhr

Katalog: Philip Guston, Arbeiten auf Papier, Ostfildern 2007, 216 S., € 27,-

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