Mezzostar und Neo-Intendantin

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Wenige Tage war es Gerücht, seit Montag ist es offiziell: Cecilia Bartoli, die weltweit gefeierte italienische Mezzosopranistin, wird ab 2012 für drei Jahre Künstlerische Leiterin der Salzburger Pfingstfestspiele. Engagiert hat sie Alexander Pereira, der designierte Salzburger Festspielintendant, an dessen Zürcher Opernhaus sie einer der Stars ist. Freilich nicht nur dort: kaum eines der bedeutenden Opernhäuser, in denen sie nicht begeistert gefeiert wird. Das gilt auch für ihre zahlreichen Schallplatten.

Vier Mal wurden sie mit dem begehrten amerikanischen Grammy ausgezeichnet. Mittlerweile hat die Bartoli nicht weniger als zehn Millionen Tonträger verkauft. Zahlen, die man sonst nur von Popgrößen kennt. Mit ihnen misst sich der aus Rom stammende Starmezzo auch in den Popcharts. Denn ihre Neueinspielungen sind nicht nur in den Klassikcharts regelmäßig zu finden.

Dabei macht es die 1966 geborene Sängerin ihrem Publikum alles andere als leicht. Sie setzt nicht nur auf Bekanntes, sondern legt eine besondere Entdeckerfreude an den Tag. Mit ihren Alben hat sie ebenso wesentlich zur Wiederentdeckung des Opernkomponisten Antonio Vivaldi beigetragen wie zu einer Neubewertung des gerne als epigonal abqualifizierten Antonio Salieri. Ebenso gilt ihr Interesse dem Musikdramatiker Gluck oder jenen virtuosen Arien, die einst maßgeschneidert für Kastraten komponiert wurden. Aber auch der Titelrolle von Bellinis #Norma#. Diese singt die Bartoli in der Version der Uraufführung. #Das ist große Kunst und zugleich Provokation#, wird ihr in einer der vielen euphorischen Kritiken attestiert.

Folgerichtig beschränkt sich das Konzept der neuen künstlerischen Leiterin der Salzburger Pfingstfestspiele nicht auf einen Stil und eine Periode, sondern wird sich #über alle künstlerischen Bereiche ausdehnen, für die sie sich engagiert# (Pereira). Im Klartext: vom Barock bis zum Belcanto.

Die erste Musiktheaterproduktion gilt Händels #Giulio Cesare# in der Regie von Patrice Caurier und Moshe Leiser. Giovanni Antonini wird sein Il Giardino Armonico dirigieren, die Bartoli die Rolle der Cleopatra singen. Ihr gilt auch der thematische Schwerpunkt der Konzerte. Neu ist, dass die Opernproduktion der Pfingstfestspiele von den Sommerfestspielen übernommen werden wird.

Die Geschichte der Salzburger Pfingstfestspiele beginnt 1919. In seinen Überlegungen zu den Salzburger Festspielen schrieb Hugo von Hofmannsthal, dass sie #alljährlich im Sommer, dann und wann aber auch zu anderen Zeiten, etwa um Weihnachten, oder sonst im Winter, auch zu Ostern und Pfingsten# stattfinden sollten. Realisiert hat diese Idee 1973 Herbert von Karajan. Um die Kartenwünsche potenzieller Osterfestspiel-Abonnenten zu erfüllen, rief er die bis 1982 von ihm und seinen Berliner Philharmonikern bestrittenen Pfingstkonzerte ins Leben. Im Mittelpunkt sollten die Symphonien Anton Bruckners stehen.

Nach Karajans Tod wurde dieses Konzept verwässert. Auf die Berliner Philharmoniker folgten das Chicago Symphony Orchestra und das London Symphony Orchestra.

Später mutierten die Pfingstkonzerte zu den Pfingstfestspielen mit Schwerpunkt Barock. 2007 bestellte Festspielintendant Jürgen Flimm Riccardo Muti zum künstlerischen Leiter der Pfingstfestspiele. Seitdem und noch nächstes Pfingsten steht die Neapolitanische Oper und damit die Beziehung der Musikmetropolen Wien und Neapel im Zentrum.

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