Werbung
Werbung
Werbung

Am 27. Jänner 2006 wird sich zum 250. Mal Mozarts Geburt jähren. Das uns bevorstehende Gedenkjahr wirft bereits seine Schatten voraus. In Wien hat Bürgermeister Michael Häupl einen interessanten Schachzug gesetzt. Er holte den ÖVP-Mann Peter Marboe, mehrere Jahre erfolgreich Stadtrat für Kultur in der Bundeshauptstadt, um das Mozartjahr würdig vorzubereiten.

Während die Baustelle Mozartjahr noch gar nicht wirklich örtlich fixiert, geschweige denn gekennzeichnet und abgesichert ist, mutmaßte Kurt Palm bereits im Standard, alles werde so schief gehen wie 1991 (200. Todestag von Mozart). Gleichsam zur Bestätigung zitierte er in deftiger Sprache, zu der ja - man weiß es aus Wolferls "Bäsle-Briefen" - die Familie Mozart durchaus fähig war, was Mozart senior seinerzeit über Wien dachte.

Hier wird nicht das Kind mit dem Bad, sondern schon vor dem Bad ausgeschüttet. Dabei wäre eine konstruktive Diskussion darüber, was Gedenkjahre bringen sollen und können, bitter nötig. Das in solchen Fällen übliche Wortgedudel von "neuer Zugang" und "keine Klischees" sei der Fachwelt vorbehalten, aber ist es der Mühe wert, besonders zu predigen, Mozarts zweiter Vorname habe gar nicht Amadeus, sondern Theophil oder Gottlieb oder noch besser: Amadé gelautet? Auch wenn sich, o Freude, daraufhin die so angesprochene Sportwelt als großzügiger Sponsor einstellen sollte...

Für die Öffentlichkeit müssen Gedenkjahre das herausstreichen, was an einer Person so wichtig ist, dass man sich noch nach Jahrhunderten ihrer erinnert. Das sind selten biografische Details, sondern es ist das Lebenswerk, im Fall Mozart also seine Musik. Am Exempel Mozart könnte Wien zeigen, dass man eines Menschen am besten gedenkt, indem man sein Werk ehrt.

Der Autor ist freier Publizist in Wien.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung