Triste Szenen aus einer Fassaden-Familie

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"Pterodactylus“ von Nicky Silver in den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters: mehr Schwärze als Humor.

Eine "absurd-böse Komödie des meistgespielten amerikanischen Autors Nicky Silver“ wird mit "Pterodactylus“ angekündigt, worin die Familie Duncan unausweichlich dem Untergang entgegensteuert wie einst die Dinosaurier, die alles abgrasten und verwüsteten. Der Inhalt: Vater Arthur Duncan möchte lieber den nach fünf Jahren heimgekehrten aidskranken Sohn Todd erwürgen und mit der tablettensüchtigen Tochter Emma schlafen. Diese hat einen unpassenden Bräutigam, den Kellner Tommy, in die Bankiersfamilie angeschleppt, die alkoholsüchtige Mutter nimmt alles und nichts zur Kenntnis und will nur Events veranstalten. Todd gräbt im Garten Pterodactylus-Knochen aus, dessen Skelett er im Wohnzimmer zusammensetzt; dieses Gerippe soll als Stele des Untergangs der Familie verstanden werden. Indes bahnt sich eine Liaison zwischen Tommy - den Mutter Grace als Dienstmädchen im Stubenmädel-Look ins Haus nimmt - und Todd an.

Das Ende des "American Dream“

Das Ende: Emma erschießt sich, Tommy stirbt an Aids, die Mutter stirbt, der Vater rückt aus. Todd, der Aidskranke ohne Symptome, scheint trotz aller drastischer Schilderung seines fünfjährigen Stricherlebens der am meisten "Normale“ in "Pterodactylus“, der dem heute 51-jährigen Silver 1993 in New York den Durchbruch brachte.

Dass man eine Fassaden-Familie vorführt, ist ja nun nicht so neu, aber es bedarf nicht soziologisch-psychoanalytischer, sondern theatralischer Kraft, wenn man damit auf die Bühne geht. Dass keiner dem anderen zuhört, ist keine US-amerikanische Spezialität, sondern auch in Europa weit verbreitete Unart. Der "American Dream“ ist, wie die gegenwärtige Krise zeigt, ohnehin schon längst ausgeträumt, und dass damit die Familie als Hort der Geborgenheit ausfällt, wissen Tausende aus eigener Erfahrung. So gesehen bringt das Stück nichts Neues.

Von "kühner Farce“ keine Spur

Um die Aufführung, die Marco Dott inszeniert hat, bemühen sich Tim Oberließen (Todd), Shantia Ullmann (Emma), Ulrike Walther (Grace), Axel Meinhardt (Arthur) und Peter Marton als Tommy, der als einziger gelegentlich wirklich komödiantische Momente ins Spiel bringt. Denn der Schwarze Humor ist in diesem Stück mehr Schwärze als Humor. Wo da eine "kühne Farce“ zu finden ist, die Tabuthemen mit "spielerischer Gelassenheit“ behandelt und schlussendlich "herzhaft (zu) belachen“ sei, erschließt sich beim ersten Ansehen nicht von selbst.

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17., 21. 2.

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