Von der Pariser Oper ins Wiener Haus am Ring

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Was seit geraumer Zeit als Gerücht herumschwirrte, hat sich am Montag bestätigt: Ab Herbst 2020 tauscht Philippe Jordan die Position des Chefdirigenten der Wiener Symphoniker mit der des Musikdirektors der Wiener Staatsoper an der Seite des neuen Direktors Bodgan Rosci´c. Was nicht ganz korrekt ist, denn sowohl sein Vertrag bei den Wiener Symphonikern als auch seine Verpflichtungen an der Pariser Oper laufen noch bis Ende der Saison 2020/21. Ob und inwieweit er diesen neben seiner neuen Wiener Tätigkeit nachkommen kann, ist Gegenstand noch laufender Verhandlungen. Erfahrung für seine neue Aufgabe bringt der 1974 in Zürich geborene und an der dortigen Musikhochschule umfassend ausgebildete Sohn des Dirigenten Armin Jordan zur Genüge mit. Bereits mit 22 Jahren war er Erster Kapellmeister in Ulm. 1998 wechselte Jordan, der auch ein exzellenter Pianist ist, an die Berliner Staatsoper "Unter den Linden", wo er, zuerst Assistent von GMD Daniel Barenboim, bis zum Ersten Gastdirigenten aufstieg. Zwischen 2001 und 2004 wirkte er als Chefdirigent der Grazer Oper. Seit der Spielzeit 2009/10 ist er, höchst erfolgreich, Musikchef der Opéra National de Paris. Eben erst hat er die Eröffnungspremiere der Bayreuther Festspiele, "Die Meistersinger von Nürnberg", geleitet. Seit Herbst 2014 steht Philippe Jordan an der Spitze der Wiener Symphoniker, die nun nach 130 Konzerten einen Nachfolger für ihn suchen müssen, was nicht leicht sein wird, vor allem, wenn das unter ihm erreichte Niveau gehalten werden will. Bertrand de Billy, früherer Musikchef des ORF Symphonieorchesters Wien, zählt, so wenigstens wird es heftig kolportiert, zum Favoritenkreis. Ioan Holender hat Jordan, der an den großen Opernhäusern von New York, Mailand, London und Dresden gasierte, 1999 an die Wiener Staatsoper geholt. Dort trat er 2008 mit Strauss' "Capriccio" zum letzten Mal auf. Insgesamt hat er 57 Vorstellungen im Haus am Ring dirigiert. Nicht zuletzt die Entwicklung, welche die Pariser Oper unter seiner musikalischen Leitung in den letzten Jahren genommen hat, war ausschlaggebend für Wiens designierten Staatsopernchef Rosci´c, Jordan die Position eines Musikdirektors anzubieten, eine Entscheidung, die von Wiens Musikwelt sehr begrüßt wird. Von den Wiener Symphonikern auch mit einem weinenden Auge, weil damit eine exzellente Zusammenarbeit beendet wird, während das Staatsopernchester dieser neuen Partnerschaft "mit Spannung und Offenheit" entgegensieht.

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