Welttheater im Wirtshaus

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Eine Bühne tingelt durch oberösterreichische Ortschaften. Heute: Station in Utzbach. Man riecht förmlich den Moder der verrotteten Wirtsstube, in der Thomas Bernhard den "Theatermacher" angesiedelt hat. Ein "Welttheater" mit Hitler und Stalin als Figuren der Weltpolitik soll aufgeführt werden. Noch dazu am "Blutwursttag", der alle verfügbaren Kräfte zur Erzeugung der Blutwurst bindet und daher mit nur spärlichem Zuspruch des überwiegend bäuerlichen Publikums zu rechnen ist. Ein Umstand, der von Thomas Bernhard mit bissigen Invektiven bedacht wird.

Mehr als Stichwortbringer

Im Schauspielhaus Salzburg hat Hausherr Robert Pienz dieses Ein-Mann-Stück mit einigen Stichwort-Bringern inszeniert. Harald Fröhlich ist der Theaterdirektor Bruscon, dem nichts passt, der sich ständig wiederholt, der sich als Autor von Weltrang versteht. Wie legt Fröhlich ihn an?

Fröhlich, er ist selbst Leiter der Schauspielschule am Schauspielhaus, kujoniert als selbsternannter Star seine Familie und die Wirtsleute, im Stück seine Stichwort-Bringer: Seine Frau (Daniela Enzi), den Sohn (Matthias Hinz), die Tochter Sarah (Kristina Kahlert), den Wirt (Marcus Marotte), die Wirtin (Ute Hamm) und deren Tochter Erna (Sophia Fischbacher). Dieses Personal ist aber weit mehr als Stichwort-Bringer, da sitzt jeder zögernde Schritt, das dumme Gesicht, die abwehrende Geste.

Robert Pienz hat mit diesem Stück eine präzise Regiearbeit vorgelegt. Und: Dieses Ensemble wird mit der Mischung langgedienter und jüngerer Semester zu einer Truppe, der man jedes Stück Bühnenliteratur anvertrauen kann. Der Abend dauert fast drei Stunden, es war keine verlorene Minute dabei.

Der Theatermacher Schauspielhaus Salzburg 13., 20., 24., 28. Mai

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