Zuhause in zwei Sprachen

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Beim jüngsten Staatsbesuch von Bundespräsident Heinz Fischer in Slowenien sorgte auch das für gute Stimmung: Österreich wird erstmals einen Kärntner Slowenen als Botschafter nach Ljubljana schicken - Valentin Inzko, den Leiter der Abteilung Zentral-, Ost- und Südosteuropa im Außenministerium. Fischer hob den symbolischen Wert dieser Entscheidung hervor, und Inzko sagte: "Ich sehe das als Anerkennung für die Volksgruppe."

Zu dieser Anerkennung hat schon sein Vater als Leiter der Minderheitenschulabteilung und Vorsitzender des Rates der Kärntner Slowenen wesentlich beigetragen. Er war der erste Kärntner Slowene, der 1995 bei den offiziellen Landesfeiern auf Slowenisch sprechen durfte. Von seinem Vater hat Valentin Inzko nicht nur den Vornamen bekommen, sondern auch früh Konfliktpotenzial und "Versöhnungs-Knowhow" kennen gelernt. Nach der zweisprachigen Volksschule in Suetschach im Rosental - das dortige Bauernhaus der Großeltern ist noch immer sein ständiger Wohnsitz - besuchte er das Bundesgymnasium für Slowenen in Klagenfurt. An der Universität Graz studierte er Rechtswissenschaften, Serbokroatisch und Russisch und absolvierte 1972-74 die Diplomatische Akademie.

Inzkos Berufsleben begann in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator als stellvertretender Leiter des UN-Entwicklungshilfebüros. Klimatisch gesehen folgte ein Kontrastprogramm: ein UN-Posten in Sri Lanka, bevor er 1981 in das österreichische Außenministerium eintrat.

Dass Inzko als wichtiger Balkanexperte gilt, gründet sich auf seine Tätigkeit als Presse- und Kulturrat an der Österreichischen Botschaft in Belgrad 1982-86 und als österreichischer Botschafter in Sarajewo 1996-99. Dazwischen war er an der Österreichischen UNO-Vertretung in New York und 1990-93 in Prag, wo er erster Direktor des neuen Österreichischen Kulturinstituts wurde. Dass er 1989 Vaclav Havel kennen lernte, führte dazu, dass er dessen Buch "Versuch, in der Wahrheit zu leben" aus dem Tschechischen ins Slowenische übersetzte.

"Natürlich habe ich Angstgefühle", gab Inzko öffentlich zu, als er 1996 nach Sarajewo ging, wo er zuerst im Hotel wohnte, weil er die österreichische Botschaft erst aufbauen musste. Mit ihm waren seine Frau sowie die Kinder Valentin und Valentina Marija. "Die Kultur und die Liebe überwinden alles, auch die Angst", sagte Inzko. Die Liebe: Valentin Inzko ist mit der Mezzosopranistin Bernarda Fink verheiratet, die aus einer slowenischen Emigrantenfamilie in Buenos Aires stammt.

Was andere abgeschreckt hat, war für Valentin Inzko ausschlaggebend, sich für Sarajewo zu bewerben: das Massaker am 28. August 1995 am Marktplatz der Stadt. Inzko war in Prag und dachte: "Ich muss meinen Logenplatz verlassen. Es ist billig, in Prag, der schönsten Stadt Europas, zu sitzen und zu kommentieren." Unter anderem hat sich Inzko sehr um die Öffnung österreichischer Universitäten für bosnische Studenten bemüht. Als Ehrenbürger von Sarajewo sprach er von der "Sehnsucht nach dieser Stadt, in der sich der Orient und die westliche Welt berühren".

Valentin Inzko ist ein geselliger Mann, der das Leben kennt. In seinem Lebenslauf führt er nach allen diplomatischen Funktionen "Sommerjobs und Teilzeitbeschäftigungen" an: "Schneeschaufler bei der ÖBB, Maurer/Hilfsarbeiter, Dachdecker, Wohnwagenverkäufer und Nachtportier (Velden), Aushilfsjournalist in Kärnten und ORF-Praktikant in Wien, Kellner und Chauffeur am Faakersee".

Als Botschafter in Ljubljana will Inzko vor allem die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Österreich und Slowenien intensivieren. Die kulturellen sind ihm selbstverständlich. Und vielleicht wird es ja auch in Österreich einmal selbstverständlich, dass jemand, der in zwei Sprachen lebt, einen besonderen Reichtum verkörpert. Würde das bewusst gefördert, gäbe es mehr Menschen, in denen sich die Kulturen begegnen wie in der Person von Valentin Inzko.

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