Mit einem Tiger schlafen, Maria Lassnig - © Foto: Albertina, Wien – Dauerleihgabe der Oesterreichischen Nationalbank © Maria Lassnig Stiftung

Unbeirrbar der Zeit voraus

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Maria Lassnigs Anspruch, Körperempfindungen zu malen, war bahnbrechend. Die Albertina rückt dies zum 100. Geburtstag der Künstlerin in den Fokus der Ausstellung „Ways of Being“.

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Maria Lassnigs Anspruch, Körperempfindungen zu malen, war bahnbrechend. Die Albertina rückt dies zum 100. Geburtstag der Künstlerin in den Fokus der Ausstellung „Ways of Being“.

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„Physische Empfindungen kann jeder haben, weil sie für mich Wirklichkeit sind, male ich sie.“ Mit diesem Satz brachte Maria Lassnig auf den Punkt, was ihr gesamtes Werk stark geprägt hat: Für die österreichische Künstlerin, deren Geburtstag sich vor Kurzem zum 100. Mal jährte, galt zeitlebens das Bestreben, ihre Körperempfindungen auf die Leinwand zu bannen. Welches Thema auch immer sie in ihren Bildern wiedergeben wollte, ob Sexualität, (gesellschaftliche) Unterdrückung, Gewalt, Krieg oder die Mondlandung, stets ging sie von ihren Gefühlen und ihrer innersten Wahrnehmung aus.

Wer in die Basteihalle der Albertina ­hinunterfährt, wo der 2014 verstorbenen Jubilarin eine Ausstellung mit 80 großformatigen Arbeiten gewidmet ist, bekommt schon bei der Rolltreppe ein Gefühl für diesen Fokus, zeigt man hier doch ein Foto Lassnigs, die auf dem Boden liegend malt – wollte sie doch direkt auf die Leinwand übertragen, was ihr Körper ausstrahlte. Damit war sie, wie Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder beschreibt, „auf schmerzhafte Weise ihrer Zeit voraus. Doch sie betrieb ihren Weg unbeirrbar weiter.“ Unbeirrbar und stark wie die nackte, King-Kong-gleich durch Manhattan schreitende Riesin in „Woman Power“, welche die Besucher am Ende der Rolltreppe empfängt und in eine Ausstellung eintauchen lässt, die von Genre-sprengenden Selbstporträts geprägt ist.

Späte Anerkennung

Da man in der Albertina erst 2017 eine Schau zum zeichnerischen Werk präsentierte, beschränkt man sich nun auf das malerische Œuvre. Die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Stedelijk Museum Amsterdam entstand, wo 250 Werke gezeigt wurden, setzt außerdem zu dem Zeitpunkt ein, als Lassnig keine Suchende mehr im Dialog der Kunstströmungen war, sondern ihre innovative Bildsprache bereits gefunden hatte. Die Umsetzungen sind dennoch, auch je nach Entstehungsort, höchst unterschiedlich. Lassnig, die in Paris und im zur damaligen Zeit von Pop Art, Minimal Art und Konzeptkunst dominierten New York arbeitete, bevor sie 61-jährig als Professorin nach Wien zurückkehrte und nun durch Staatspreis und Biennale-Auszeichnung schlussendlich doch noch die lang ersehnte Anerkennung bekam, veränderte ihre Palette und ihre Ästhetik immer wieder, was durch die chronologische Hängung der Schau offensichtlich wird.

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