Caravaggio - © Foto: Filmladen

„Der Schatten des Caravaggio“: Von der Zähmung eines ungestümen Lombarden

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Der Autor Otto Friedrich über die italienische Produktion „Der Schatten des Caravaggio“ von Michele Placido.

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Der Autor Otto Friedrich über die italienische Produktion „Der Schatten des Caravaggio“ von Michele Placido.

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Es sind schon 37 Jahre seit Derek Jarmans legendärem Caravaggio-Film ins Land gezogen. Zeit genug, dass sich ein anderer Regisseur des mythenumwobenen Frühbarockmalers Michelangelo Merisi, der unter dem Namen seines Heimatortes Caravaggio in die Kunstgeschichte eingegangen ist, annimmt. Der Italiener Michele Placido, der als Regisseur bislang vor allem dem Kriminalfilmgenre frönte, wagt sich in „Der Schatten des Caravaggio“ an eine neue Deutung des Raufbolds und Totschlägers, der bereits mit 38 Jahren auf dem Weg zur erhofften Begnadigung durch Papst Paul V. verstarb. Placido geht in seinem Film (frei) der Geschichte des Malers nach sowie dessen naturalistischen Darstellungen des römischen Proletariats und der Halbwelt, mit denen dieser Geschichten der Bibel und der Heiligen illustrierte. Selbstredend, dass solcher Realismus den Kunstgeschmack geistlicher Herren und der Inquisition nicht traf, auch wenn einflussreiche Kardinäle den ungestümen Lombarden förderten und vor Verfolgung schützten. Riccardo Scamarcio spielt den Maler kraftvoll und erdverbunden, Louis Garrel verfolgt ihn als „Schatten“, der im Auftrag der Kirchenleitung nachforschen soll, ob Caravaggio einer päpstlichen Begnadigung würdig ist oder nicht. Isabelle Huppert gibt die Marquesa Colonna, Schutzherrin, Mäzenin und eine der vielen Geliebten des Meisters, Micaela Ramazotti die berüchtigte Kurtisane Lena, die weit mehr ist als das Modell Caravaggios für seine frommen Darstellungen. Auch wenn die Konflikte zwischen dem Maler und der korrupten Klerikerkaste holzschnittartig geraten sind, schafft es Michele Placido, etwas von dem prallen, wenn auch wenig angenehmen Leben der Unterschicht Roms in den Film zu zaubern. Und dass die Pinselkunst Caravaggios , und dabei insbesondere der Einsatz von Licht und Schatten, nicht nur für seine Zeit revolutionär war, ist zwar auch keine neue Erkenntnis. Dem Film gelingt es jedoch, dies aufs Neue plausibel zu machen.

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