Music - Genau komponierte Bilder treiben eine Handlung weiter, die sich konventionellen Mustern verweigert - © Filmgarten

Viennale-Film „Music“ oder „Ödipus meets Parzival“

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„Music“, ein Highlight der Viennale, kommt bald auch regulär ins Kino: Mythologie und Enigma pur. Und musikalische Betörung.

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„Music“, ein Highlight der Viennale, kommt bald auch regulär ins Kino: Mythologie und Enigma pur. Und musikalische Betörung.

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Er erschlägt seinen Vater, ohne zu wissen, wer dieser war. Er heiratet seine Mutter. Und er erblindet, als diese Familiengeschichte ihm offenbar wird. So lauten wesentliche Eckpunkte des Ödipus-Mythos, den die deutsche Filmemacherin Angela Schanelec zu ihrem assoziativen und langsamen Bilderreigen „Music“ fürs 21. Jahrhundert verfremdet. Bei der Berlinale bekam Schanelec’ forderndes Opus „Music“ dafür den Drehbuchpreis.

Wobei „Ödipus meets Parzival“ die vielleicht bessere Charakteristik des Films ist, der sich erst nach und nach dem Zuschauer erschließt. Denn Ion, so heißt der Protagonist ist nicht der letztlich mit vielen Wassern gewaschene Königssohn der griechischen Mythologie, sondern ein reiner Tor, der in seine Schicksalsschläge inklusive Vatermord, Inzest und Erblindung vor allem hineinstolpert. „Music“ beginnt in Griechenland und endet in Deutschland und erzählt die Geschichte des Findelkindes Ion, das unglücklich einen Mord begeht und sich im Gefängnis in die Wärterin Iro verliebt, die schließlich und endlich das Schicksal des mythischen Vorbilds Iokaste teilt.

Was Ion – trotz des Fortschreitens im Verlust des Augenlicht – aufrecht hält, ist sein Singen. Großartig ist das Schauspiel des Frankokanadiers Aliocha Schneider, der dem Ion auch in seiner Präsenz den Mythos, auf dem seine Figur fußt, vergegenwärtigt. Agathe Bonitzer gelingt in der Rolle der Iro Nämliches. „Music“ verweigert sich konventionellen Erzählmustern und verbindet archaische Bilder mit einem durch und durch enigmatischen Plot, der im Verlauf des Films mehr und mehr in den Bann zieht – und das im Verein mit der Betörung der Musik. „Music“, ein Highlight der Viennale, kommt bald danach auch regulär ins Kino.

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