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Einsamkeit mit Zuwaage

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Ein Zufall brachte Graziella Hla-waty vor 40 Jahren auf eine einsame, kleine Schären-Insel in Schweden. Doch für sie ist es kein Zufall, daß sie vom „Inselfieber” erfaßt wurde und immer wieder zurückkehrte, um in einer Hütte als Selbstversorgerin Abstand vom Festland zu gewinnen und sich selbst zu finden.

Im Roman „Nordwind” berichtet sie über die Veränderungen ihrer Insel in dieser Zeit und ihre eigenen Veränderungen, die sie miteinander verschränkt. Natur- und Wetterbeobachtungen gehen mit ihren Stimmungsschwankungen konform und lassen sie die Einsamkeit wohltuend bis bedrohlich empfinden. Sie berichtet - wie im Untertitel angedeutet -über andere schrullige Inselbewohner, seltene Tiere, Naturschauspiele, den Uberlebenskampf in dieser kargen, nur im Sommer überschwenglich aufblühenden Landschaft der

Schären. Eine längst im Tourismus versunkene Welt von Fischern und Schiffsbauern, von Aussteigern und Insel-Urlaubern läßt die Autorin wieder erstehen. Ihre detaillierten Schilderungen vom einfachen und doch beglückenden Inselleben im Einklang mit der Natur lassen das hektische Festland völlig überfrachtet und absurd erscheinen.

Schade, das sie es dabei nicht bewenden ließ und sich in philosophische Gespräche mit Maus, Birke und Föhrenzapfen verstrickt, die einen schalen Nachgeschmack hinterlassen. So wird zu vieles zu deutlich ausgesprochen, was sich dann manchmal wie ein psychologisches Kraut-und-Rüben-Tagebuch liest und die starke und kraftvolle Liebeserklärung an die Inseln dämpft.

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