Toussaint. - © Foto: imago / Hans Lucas

Jean-Philippe Toussaint: Die Versiegelung des Horizonts

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In dem Werk „Das Verschwinden der Landschaft“ des belgischen Autors Jean-Philippe Toussaint greifen Außenund Innenwelt zu vielen Deutungsmöglichkeiten ineinander.

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In dem Werk „Das Verschwinden der Landschaft“ des belgischen Autors Jean-Philippe Toussaint greifen Außenund Innenwelt zu vielen Deutungsmöglichkeiten ineinander.

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Ein Mann sitzt einsam am Fenster einer Wohnung. An den Vorfall, der ihn ins Koma katapultiert hatte und nun an den Rollstuhl fesselt, fehlt ihm jede Erinnerung. Tagaus, tagein blickt er über das Kasino von Ostende hinweg, auf den Himmel, das Meer, den winterlich verwaisten Strand. Erstarrung drinnen, kaum Abwechslung draußen. Nur die Tageszeiten und Tiden, die Wolken und Möwen bringen etwas Bewegung ins Bild. Den Segen dieser Monotonie nicht erkannt zu haben, sollte den Mann noch reuen. Das Kasino wird aufgestockt, die Aussicht unumkehrbar versperrt.

Der um sein Erinnerungsvermögen und seine verlorene Identität ringende Mann ist der namenlose Erzähler von Jean-Philippe Toussaints großartigem Text „Das Verschwinden der Landschaft“; die feinsinnige Übersetzung ins Deutsche besorgte Joachim Unseld. Der belgische Schriftsteller und Regisseur hat die Erzählung als Einpersonenstück angelegt und gewissermaßen dem Schauspieler Denis Podalydès (Mitglied der Comédie-Française) auf den Leib geschrieben. Nach Wunsch von Toussaint sollte der Monolog zuerst im Pariser Théâtre des Bouffes du Nord aufgeführt und danach in seinem Hausverlag, den Éditions de Minuit, erscheinen; die Pandemie hat den Zeitplan umgekehrt.

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