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SOS ruft...

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Bist etil Teil unserer Freunde hat sieb bisher der SOS-Gemeinschaft angeschlossen. Trotzdem konnte die Hilfe wieder verstärkt werden. Im Juni sind unter anderem 58.135,75 S in Geld und 280 Pakete mit Bekleidung und Lebensmitteln eingegangen. 39 SOS-Rufe wurden durch Zeitungen und Rundfunk ausgesandt, in mehreren hundert weiteren Notfällen konnte zusätzlich geholien werden.

Die fiberwiegende Zahl der Spender gehört — wie wir feststellen konnten — den wirtschaftlich schwächeren Schichten unseres Volkes an. Nicht wenige Pen* sionisten, Rentner, Studenten und Lehrlinge bringen für SOS ein regelmäßiges Opfer. Anonyme Briefe von Spendern, die offensichtlich selber arm sind, geben erschütternde Beweise einer Haltung, die wäre sie allgemein — wohl alle Not unserer Zeit überwinden würde.

SOS bittet darum alle: .Tut etwas!“ Der gute Wille genügt nicht. Oft ist es ja nur eine kleine Unbequemlichkeit, die davon abhält, das bereits Beabsichtigte auszufuhren. SOS hilft — helft SOSI

SOS-Bericht

SOS 510 .Familie aus Ostdeutschland“: Wir haben das Reisegeld aufgebracht, die Frau fährt noch einmal in die alte Heimat und wird ihre Sachen herüberbringen.

SOS 512 .Witwe mit 6jährigem Kind“: Wir konnten mit Geld und Bekleidung helfen.

SOS 515 .Baumeisterswitwe“: Finanzielle Hilfe war möglich.

SOS 516 .Beinamputierter Flüchtling“: Wir dnrften den Restbetrag zur Anschaffung der Prothesen und noch etwas darüber überweisen.

Allen Spendern herzlichen Dank!

SOS-Rufe SQ£ 543: See! sköpfige Lehrerfamilie, Flüchtlinge, um alle Habe gekommen, in ganz armen Verhältnissen. Die Frau ist seit einem halben Jahr krank, die alte Mutter füärt den Haushalt. Es fehlt am Notwendigsten. Trotz bescheidenster Lee bensweise kann der Mann von seinem Lehrergehalt nichts nachschaffen. Wir bitten um Kleidung, Wäsche, Schuhe für die Eltern (Mann 1,72, Frau 1,53, beide schlank) und die Kinder (Buben 8 und 10 Jahre, Mädchen 1 Jahr) sowie um

Matratzen und Bettwäsche. Auch finanziell wollen wir helfen.

SOS 545: Ingenieur aus Ostdeutschland, muflte mit Frau und vier Kindern flüchten. Das 9jährige Töchterchen ging dabei elend zugrunde. Seit Jahren kämpft der Mann verzweifelt um seine Existenz. Er war lange Zeit arbeitslos. Jetzt ist er in der Stadt beschäftigt, Frau und Kinder hausen in einer Notwohnung — einem ehemaligen Schießstand — auf dem Lande. Sie haben im Laufe der Zeit drückende Schulden machen müssen, deren Rückzahlung ihnen bei aller Anstrengung nicht möglich ist. Wir bitten um finanzielle Hilfe für die Familie.

SOS 547: Chemiker, seit 35 Jahren gelähmt, hat bei Kriegsende Beruf und Wohnung verloren. Früher konnte er mit zwei Stöcken mühsam gehen. In den Notquartieren, die er seither mit Frau und Kind bewohnte, hat sich sein Leiden so verschlechtert, daß er das Haus nicht mehr verlassen kann. Da er meist im Ausland tätig war, hat er keinen Rentenanspruch. Seine Frau erhält die Familie mit Hilfsarbeit. Wir bitten für ihn um einen Rollstuhl, damit er wieder etwas ins Freie kommt. Wenn er einen Invaliden-Selbstfahrer hätte, könnte er auch Arbeit finden.

SOS 549: 53jährige alleinstehende Frau lebt in verzweiflungsvoller Notlage. Der Vater war Rechtsanwalt. Was er für Mutter und Tochter zurückgelegt hatte, ging durch die Geldabwertung verloren. 1945 verlor die Tochter ihren Beruf und die Wohnung mit allen Möbeln. Sie mußte in Untermiete ziehen, ihre 80jährige Mutter kam in ein Altersheim. Infolge jahrelanger Krankheit ist sie heute nur zu leichter Arbeit fähig. Zu ihrer Rente — 182 S im Monat — verdient sie sich 40 S durch Aufräumen dazu. Sie kann sich nicht heizen, keine Schuhe doppeln lassen, hat keine Polster, kein Inlett, keine wanne Unterwäsche. Wir bitten für sie auch um eine kräftige finanzielle Hilfe.

*

Alle Hilfe nicht an die Redaktion „Die Furche“, sondern direkt an SOS-Gemeinschaft für Soforthilfe, Wien I, Herrengasse 14, Telephon U 204 18, Postscheckkonto: SOS 94.206. Erlagscheine werden auf Verlangen zugeschickt. Wir bitten auch um Spesert-beiträge.

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