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Kirche & Zeitgeschehen

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Egal, von welchem Standort man es betrachtet: Die Jahre von 1988 bis 1996 waren eine spannende Zeit für die Kirche in Österreich. Der Titel „Spannungen” steht auch über den ersten 13 - von insgesamt 127 - Texten im neuen Band „Kirche im Zeitgespräch” von Helmut Krätzl. Der Wiener Weihbischof hat dafür eine Auswahl aus rund 200 in dieser Zeit verfaßten furche-Ko-lumnen zusammengestellt.

Das Ergebnis wird sogar jene überraschen, die während dieser acht Jahre aufmerksame Krätzl-Leser waren. Wer in Zukunft brauchbare Zitate eines aufgeschlossenen Bischofs zu konfliktgeladenen Themen und Trends sucht, wird rasch fündig, denn die Texte wurden nicht chronologisch, sondern nach 14 Sachbereichen geordnet.

Wegen ihrer Kürze sind sie leicht lesbar, gehen aber trotzdem in die Tiefe. Was Krätzl zur Diskussion über innerkirchliche und gesellschaftspolitische Streitfragen von der Abtreibung bis zum Zölibat beiträgt, wie er zu unterschiedlichen Persönlichkeiten, ob Alfred Dallinger, Erwin Bin-gel oder Marcel Lefebvre, Stellung nimmt, das ist in jedem Fall (nach)le-senswert.

Erfreulicherweise hat sich der Autor die Mühe gemacht, jedem Text eine kurze Einleitung über den Anlaß voranzustellen und bei einzelnen Kolumnen auch auf die Reaktionen, die manchmal sehr stark waren, hinzuweisen. Kaum einem heißen Eisen ist Krätzl in seinen Beiträgen ausgewichen und oft hat er Sätze formuliert, die man einfach auf der Zunge zergehen lassen muß, zum Beispiel zum Verhältnis zwischen Kirche und Staat: „Wie katholisch ein Land ist, zeigt die Haltung der Christen, nicht aber das staatliche Gesetz.”

Am 23. Oktober vollendet Weihbischof Krätzl, einst enger Mitarbeiter von Kardinal Franz König, sein 65. Lebensjahr. Der promovierte Theologe und Kirchenrechtler war als Pfarrer mit der praktischen Seelsorge vertraut, ehe er als Ordinariatskanzler, Generalvikar und Diözesanadmini-strator in Zentralstellen der Kirchenleitung wirkte.

Die furche ist stolz darauf, daß dieser Kirchenmann, der ein brillanter Journalist hätte werden können, acht Jahre ihr ständiger Kolumnist war. Die Hoffnung, daß auch nach dem freiwilligen Bückzug von dieser regelmäßigen Tätigkeit noch viele Krätzl-Beiträge in der furche erscheinen werden, teilt die Redaktion mit vielen Lesern.

In diesem Sinne ein „Ad multos an-nos, Herr Weihbischof!”

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