Zum Verzweifeln, dennoch vergnüglich

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In Martin Amanshausers Weltraumroman "Alles klappt nie" wird das Weltall mitglobalisiert. Und das von Österreich aus.

Stronach, Viehböck und Westenthaler geben sich ein Stelldichein in Oberwaltersdorf. Der Wirtschaftstycoon betreibt ein Raumfahrtprogramm, das geführt wird "wie ein Busunternehmen", der Astronaut träumt seit Jahrzehnten von seinem nächsten Flug ins All und der Ex-Politiker läuft irgendwie mit und macht sich wichtig. So wird es sein im Jahre 2020.

Martin Amanshauser lässt in seinem Weltraumroman "Alles klappt nie" bekannte Figuren aus der österreichischen Öffentlichkeit nach den Sternen greifen, in einem wohlbekannten Zusammenspiel aus Habgier, Egoismus und "wir werns uns scho richtn". In der Magna-Raumstation kreist Jenny Li, chinesisch-kanadisches Exmodel mit rebellischer Ader, Atomphysikerin und Tochter des Catering-Magnaten Li Chang Li, unaufhörlich um die Erde und fährt die Reflektorfolien aus und ein, mit denen Reklameeinschaltungen über den Himmel projiziert werden. Die Logos sind in einem Umkreis von 400 Kilometern zu sehen - nur regnen darf es nicht. Die Wolken verdecken sonst die Werbung, und dann gibt's weniger Geld dafür.

Doch diese schöne neue Welt im All wird nun vom Kommunismus bedroht. Der cccp, ein Relikt des Weltfahrtprogramms eines ehemals gleichnamigen Staates, nimmt Kurs auf die Magnastation - soweit man bei diesem "trudelnden Objekt" überhaupt von Kurs sprechen kann. Aber knapp könnte es immerhin werden.

Es sei denn, der mit sowjetischer Technologie noch vertraute Franz Viehböck, der einstmals erste Österreicher im All, kann die Situation entschärfen. Jetzt wird sein Traum vom Fliegen doch noch wahr.

In der "Operation Bypass" soll er den Satelliten, bzw. was davon noch übrig ist, von der Station ablenken. Der Astronaut hegt aber andere Pläne, gemeinsam mit seiner Frau Jenny Li könnte man mit der Magnastation einmal nicht nur Kohle machen, sondern die Wissenschaft weiterbringen - obwohl der Konkurrent, Ex-Schwimmmeister, Arzt und Traumschwiegersohn Rogan immer wieder in die Quere zu kommen droht. Beruflich und privat. Aber alles klappt ja bekanntlich nie ...

Amanshauser seziert in seinem jüngsten Roman - wie schon in "Nil" oder in "Chicken Christl" - zwischenmenschliche Beziehungen. Und zwar diesmal nicht nur mehr oder weniger liebevolle, sondern vor allem geschäftliche und Machtverhältnisse.

Wer geht als erster durch die Tür? Wer bestimmt mit seinem Auto die Geschwindigkeit? Und was macht einen kleinen Sieg im Alltag aus? "Alles klappt nie" kreist um Träume, unerfüllte und erfüllte Wünsche - und am Ende kommt doch alles wieder ganz anders als erwartet. Das betrifft durchaus auch die Erwartungshaltung des Lesers. Amanshauser ist immer wieder gut für Überraschungen.

Und während Li Chang Lis ungenießbare Nudeln die Schwerelosigkeit erproben und auch in Oberwaltersdorf der eine oder andere die Bodenhaftung verliert, bahnt sich im Weltraum eine Dreiecksgeschichte an, frei nach Sartre: "Das Spiel ist aus. Die Hölle sind die anderen."

Auch wenn es eigentlich eher zum Verzweifeln ist, was wir hier lesen - die Lektüre bleibt trotzdem sehr vergnüglich.

ALLES KLAPPT NIE

Weltraumroman von Martin Amanshauser

Deuticke Verlag, Wien 2005

233 Seiten, brosch., e 18,40

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