"Diese Diagonale wird mein Meilenstein!"

Werbung
Werbung
Werbung

Die scheidende Diagonale-Intendantin Birgit Flos über die Gangart, die sie dem Festival verpasst hat.

Es ist die letzte Diagonale, die unter der künstlerischen Leitung von Birgit Flos stattfindet: Ihr Vertrag endet nach dem diesjährigen Festival.

Vor drei Jahren hatte Flos die Führung der Filmschau übernommen - zu einer Zeit, in der der Kunststaatssekretär noch Franz Morak hieß und die Branche auch untereinander über Kunst, Kommerz und Fördergelder stritt.

"Morak und ich hatten unsere Auseinandersetzungen", erinnert sich Flos. "Aber als Morak der Diagonale nach einem Jahr Pause wieder seine finanzielle Unterstützung zugesagt hatte, fragten mich viele Journalisten:, Habt ihr euch nun wieder lieb?' Ich stellte klar: Das ist keine Beziehungskiste, sondern eine politische Auseinandersetzung, die die Diagonale am Ende gewonnen hat."

Flos hat der Diagonale eine neue Gangart verpasst: Nicht mehr die Konfrontation, sondern der Dialog stand im Mittelpunkt.

"Zum Glück hat sich die Situation dank Ministerin Claudia Schmied sehr entspannt", findet Flos. "Im Vorjahr ist sie nach Graz gekommen und hat den intensiven Austausch mit der Filmbranche gesucht."

Flos sieht diese filmpolitischen Verbesserungen auch ein bisschen als ihr Verdienst an. "Als künstlerische Leiterin bin ich ja nicht bloß diejenige, die sich ein paar Filme ansieht und ein Programm zusammenstellt", sagt Flos. "Das darf nicht missverstanden werden. Ich bin auch für die Haltung der Diagonale, für ihr Bild nach außen verantwortlich."

Stolz ist Flos auch, mitgeholfen zu haben, die Wogen in der Beziehung des ORF zur Filmbranche zu glätten. "Es gibt heute ein völlig neues Verhältnis des ORF zur Szene."

Zentraler Punkt ihrer Intendanz ist für Flos aber die Bemühung, vor allem in der Filmvermittlung viel getan zu haben. "Die Diagonale ist ein Akt der Filmvermittlung. Bilder in Bewegung sind das dominierende Medium des 21. Jahrhunderts. Doch damit muss man umgehen können, gerade junge Menschen müssen mit Film sozialisiert werden", findet Flos.

Deshalb gibt es auf ihrer letzten Diagonale auch Veranstaltungen unter dem Titel "Filme sehen lernen". "Film muss wie Mathematik und Deutsch zu den Basiskompetenzen in den Schulen werden", sagt Flos. "Die Diagonale will das Medium Film aufwerten, deshalb haben wir auch begonnen, zu den Filmen Textmaterialien herauszugeben, die auch im Unterricht verwendet werden können." Begleittexte sind in Graz seit der Ära Flos in jedem Diagonale-Kino in Aufstellern zur freien Entnahme zu haben.

Und noch eine Neuerung fällt in die Ära Flos: Neben dem großen Diagonale-Preis für den besten Film wurde auch ein großer Diagonale-Preis für den besten Dokumentarfilm eingeführt. Heuer kommt ein weiterer Preis hinzu, der bereits bei der Eröffnungsveranstaltung verliehen wird: "Dieser Preis geht an eine Schauspielerin oder einen Schauspieler, die/der für sein bisheriges Schaffen geehrt wird."

Ein Resümee über ihre Zeit als Diagonale-Intendantin will Flos noch nicht ziehen: "Schließlich habe ich die letzte Diagonale noch vor mir", sagt sie. "Und ich konnte an diese Diagonale viel radikaler und freier herangehen, weil es eben meine letzte ist".

Nachsatz: "Diese Diagonale wird mein Meilenstein."

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung