"Du bist nicht allein" erzählt von kleinen Gesten, großen Sehnsüchten und zarter Verliebtheit im grauen Alltag.
Ich bin ein Malermeister aus Deutschland" heißt auf Holländisch so etwas wie "Meenje un hm-hm-hm van der Hermannlande". Zumindest in den Ausreden von Herrn Moll. In der Haushaltskassa fehlen 200 Euro, die der Arbeitslose vor seiner Frau durch einen Sprachkurs rechtfertigt; Weiterbildung, ne? Dabei ist der inoffizielle Verbleib des abtrünnigen Geldes: in der Nachbarwohnung; investiert in eine Waschmaschine. Herr Moll hat in der Mitte seines Lebens etwas erlebt, womit er nicht mehr gerechnet hätte - und seine Gattin auch nicht, schließlich bemerkt sie nichts (und ist außerdem mit ihrem neuen Job bei einem - welch Ironie des Schicksals! - Wachdienst beschäftigt): Er hat sich verliebt. In die neue Nachbarin. Hoffnungsschwangerer Wind weht durch den staubigen Alltag im Plattenbau, dazu gehören auch "Aufmerksamkeiten" wie Einstands-Waschmaschinen. Ohne viel Aufhebens, aber nicht minder mitreißend berichtet Bernd Böhlich in Zeiten der Arbeitslosigkeit von den "kleinen Leuten" - ähnlich einem Andreas Dresen -, darunter auch der unbeschäftigte Physiker, der ebenfalls in Molls Nachbarschaft gezogen ist; in Sichtweite seines alten Zuhauses - und seiner Frau.
Trotz ernster Themen bewahrt Böhlich optimistische Leichtigkeit, die mit einer zarten Melancholie überzogen ist: Nuancenreich inszeniert er eine warmherzige Tragikomödie über sich verändernde Lebensumstände, über Midlife-Einbrüche; mit ihm: ein wundervolles Ensemble, dessen kleine Blicke und Gesten Bände zu sprechen vermögen …
DU BIST NICHT ALLEIN
D 2007. Regie: Bernd Böhlich.
Mit Axel Prahl, Katharina Thalbach, Katerina Medvedeva, Herbert Knaup.
Verleih: Poool Filmverleih. 90 Min.