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Mit illustrem Ensemble und dünnem Plot geht Barbara Alberts

neuer Film "Fallen" auf Festivaltour.

Plot und Schauplatz von Barbara Alberts drittem Langspielfilm sind eng abgesteckt: Fünf ehemalige Schulfreundinnen um die dreißig treffen anlässlich einer Beerdigung in ihrer Heimatstadt aufeinander. Nach 14 Jahren. Sie versuchen, wieder einen Konsens zu finden; berichten teils zögerlich - und nicht ohne die eine oder andere Schwindelei - von ihren mehr oder weniger erfolgreichen Lebensläufen, treiben gemeinsam durch zwei Tage und eine Nacht. Den gegenwärtigen Boden verlässt die klar strukturierte Geschichte dennoch gerne und verflüchtigt sich per Rückblenden-Schnipsel in die Vergangenheit; es wird geküsst und mit Kugelschreibern auf nackte Unterarme gekritzelt: Vereinzelte Impressionen aus einer Zeit, in der Verantwortung nur ein Wort war - und in der noch keine von ihnen ahnen konnte, später vielleicht nicht die Wunschbiographie zu leben, sondern unter Umständen Arbeitslosengeld zu beziehen.

Für "Fallen" trommelte Barbara Albert fünf Schauspielerinnen zusammen, "die fast alle den österreichischen Film in den letzten fünf Jahren stark geprägt haben. Ich (...) hatte Lust, einmal speziell für sie eine Geschichte zu schreiben." Birgit Minichmayr, Nina Proll, Ursula Strauss, Kathrin Resetarits und Gabriela Hegedüs hat Albert also Figuren auf den Leib geschrieben, die ein dialogreiches Zeitfenster miteinander füllen, ein nostalgisches Aufeinandertreffen, das relativ unaufgeregt und frei von Überraschungen über die Bühne geht. Albert hatte das Bedürfnis, "einen schauspielerorientierten Film zu drehen, der in seiner Umsetzung nicht zu aufwändig werden sollte. Eine Bestandsaufnahme, der sich ein schlichter Plot unterordnet." Ein vielleicht zu schlichter Plot. Denn wie soll die illustre Runde ihr Können zeigen, wenn die Figuren wenig Aussagekräftiges zu verkünden haben?

Der Titel des Filmes kann in vielerlei Hinsicht gelesen werden; "Fallen" steht für hinfallen, für sich fallen lassen und auch für die Fallen, in die man getappt ist, die der Lebensplanung nicht entsprochen haben. Eine schwangere Arbeitslose (Proll), eine Betreuerin im Arbeitsamt (Strauss), eine Lehrerin (Minichmayr), eine Schauspielerin (Resetarits) und eine Alleinerziehende auf Freigang (Hegedüs) stolpern in alte Wunden und über vergessene Hoffnungen, gehen ihren zerplatzten Träumen auf den Grund und lernen sich neu kennen, ziehen Bilanz - und zumindest eine Figur wird ihre neu konstruierte Zukunft in die Tat umsetzen. Die altbekannten Gesichter (Georg Friedrich gesellt sich zur Damenrunde) werden in den für den österreichischen Film typischen Schauplätzen abgeladen: in Wirtshäusern und Dorfdiscos, auf Zeltfesten und Feldern (und einem Friedhof). Barbara Albert erfindet mit "Fallen" den österreichischen Film nicht unbedingt neu, zitiert sich lieber selbst, was auf internationaler Ebene gut anzukommen scheint: Nach "Nordrand" (1999) ist Albert derzeit wieder am Lido vertreten - und wird nach den Filmfestspielen in Venedig an Toronto und New York weiter gereicht.

FALLEN

A 2006. Regie: Barbara Albert. Mit Birgit Minichmayr, Nina Proll, Ursula Strauss, Kathrin Resetarits, Gabriela Hegedüs, Georg Friedrich. Verleih: Polyfilm. 87 Min.

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