Kompromisslos Kultur

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Der europäische Kultursender ARTE wird zehn Jahre alt - und weitet sein Programm kräftig aus.

Auf ARTE funktioniert noch, was kaum mehr irgendwo in der TV-Landschaft zu machen ist: Hochwertiges kulturelles Programm, werbefrei, dafür aber reich an Kunst, Theater, Film, Gesellschaft und Politik. ARTE (Association Relative à la Télévision Européenne), der deutsch-französische Kulturkanal, feiert in diesen Tagen seinen zehnten Geburtstag. Angetreten war der Sender mit Sitz in Straßburg 1992 als Bollwerk gegen die Oberflächlichkeit und die Seichtheit vieler Privat- und auch öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten. Dieses Ziel hat ARTE mit kompromisslos durchgehaltenem Qualitätsfernsehen stets verfolgt.

Mittlerweile besteht das Programm von ARTE zu 70 Prozent aus Eigen- oder Koproduktionen, bei TV-Filmen sind es 85 Prozent, bei Dokumentationen gar 90 Prozent. Der Bekanntheitsgrad des Senders ist seit 1998 in Deutschland von 51 Prozent auf 85 Prozent gestiegen. Insgesamt wurden ARTE-Produktionen bisher mit 1.260 Preisen ausgezeichnet.

"ARTE hat sich als ein gegen den Mainstream sendendes Programm einen guten Namen gemacht", freut sich der Präsident des Senders, Jobst Plog. "Es ist schön, dass es Menschen gibt, die sich Fernsehen ohne ARTE gar nicht mehr vorstellen können." In rund 65 Millionen Haushalten kann ARTE europaweit empfangen werden, der Marktanteil des Senders steigerte sich in den letzten Jahren rasant in Richtung ein Prozent. "ARTE ist ein wichtiger Motor der deutsch-französischen Beziehungen", ist Plog überzeugt. "Wir bringen jeden Abend 1,5 Millionen Zuschauer in Deutschland und Frankreich beim Fernsehen zusammen. So leisten wir einen Beitrag zur Bildung einer europäischen Öffentlichkeit."

Themenabend top

Die besten Quoten erzielt ARTE mit seinem Markenzeichen: den Themenabenden, die drei Mal pro Woche auf Sendung gehen. Dabei muss nicht die Hochkultur im Vordergrund stehen. Von ausgedehnten Reports über Nietzsche, den Terrorkrieg oder die Wikinger bis zu Sartre, dem Euro, AIDS oder Länder-Specials über Bosnien, Südafrika oder Algerien - mit all dem demonstriert der Sender Themenvielfalt und Weltoffenheit. Den tausendfünfhundertsten Themenabend seit der Gründung des Senders begeht man im Juli 2002 mit den Alt-Rockern von den "Rolling Stones". Insgesamt können die Themenabende jährlich Sendeplätze für 170 Dokumentationen in Erstausstrahlung und 52 Spielfilme schaffen. Die Zusammenstellung des hochwertigen Themen-Programms verschlingt große Summen an Geld. Bisher kommt es zur Hälfte vom französischen Staat, der an ARTE 50 Prozent hält. Die anderen 50 Prozent kommen von ARD und ZDF, die das Geld aus den Rundfunkgebühren berappen.

Insgesamt wurden von ARTE seit 1992 rund 600 Fernsehfilme koproduziert. Seit 1996 engagiert sich ARTE auch im Kinofilm-Bereich. Das Magazin "KurzSchluss" bringt wöchentlich zudem ausgewählte Kurzfilme und wird so zur Bühne von jungen, meist noch unbekannten europäischen Filmemachern.

Das große Ziel der ARTE-Macher ist es nun, das Programm erheblich auszubauen: War man ursprünglich erst ab 19 Uhr auf Sendung, so gibt es mittlerweile auch ein umfangreiches Nachmittagsprogramm ab 14 Uhr (nur über Sat zu sehen). Noch heuer soll das Nachmittagsprogramm zumindest auch in deutschen Kabelnetzen eingespeist werden. Ab Spät-herbst will ARTE auch vormittags senden. "Wir brauchen für unser ehrgeiziges Programm mehr Sendezeit", meint Jobst Plog. Seit einiger Zeit schließt ARTE auch sogenannte Assoziierungsverträge mit öffentlich-rechtlichen Anstalten in Europa ab. Bisher sind Polen und Belgien dabei, der ORF kooperiert seit April 2000 mit ARTE und schuf in Zusammenarbeit mit dem Sender unter anderem die erfolgreiche TV-Filmreihe um den Landinspektor Polt (Erwin Steinhauer). Ende 2002 läuft dieser Vertrag mit dem ORF aus. "Wir wollen allerdings weiterhin zusammenarbeiten und beginnen demnächst neue Verhandlungen", verrät der "Vater der Kooperation", Wolfgang Lorenz vom ORF. ARTE beteiligt sich bei ausgesuchten TV-Projekten finanziell und strahlt die Sendungen dann auch in seinem zweisprachigen Programm (deutsch-französisch) aus. "Für uns ist ein fixer Partner wie ARTE wichtig, weil wir es uns nicht leisten könnten, via Sat in ganz Europa empfangbar zu sein. Ohne Kooperationen mit Sendern wie ARTE oder auch 3Sat wären wir ein reiner Binnensender", sagt Lorenz. "Und das ist in einem vereinten Europa nicht so gut."

Jubiläumswoche

Dass über ARTE somit österreichische Kultur nach ganz Europa transportiert werden kann, wird sich auch in der Jubiläumswoche (25.-31. Mai) im Programm des Senders zeigen. Hierbei wird es unter dem Motto "Einmal Europa und zurück" eine 75-minütige Sendung aus Wien geben.

Weitere Informationen

unter www.arte-tv.com

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