Zwei "Menschen für Menschen“

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Nicht einmal jeder dritte Zuschauer würde sieben Schilling beziehungsweise eine Mark oder einen Schweizer Franken für Menschen in Not in der Sahelzone spenden - mit diesem Wetteinsatz ging der damals hauptsächlich als Schauspieler bekannte Karlheinz Böhm 1981 in die Fernsehsendung "Wetten, dass...?“. Er gewann zwar die Wette, dennoch kam so viel Geld zusammen, dass Böhm beschloss, selbst nach Afrika zu gehen um den Menschen vor Ort zu helfen. Seit dem 13. November 1981 hilft Böhm mit seiner Organisation "Menschen für Menschen“ der Bevölkerung in Äthiopien. Am 26. März werden er und seine Frau Almaz für ihr langjähriges Engagement mit dem Essl Social Prize 2011 in der Wiener Hofburg ausgezeichnet.

Karlheinz Böhm wurde 1928 in Darmstadt geboren. Von 1948 bis 1976 war er erfolgreicher Schauspieler, vor allem in den "Sissi“-Verfilmungen wurde er an der Seite Romy Schneiders berühmt. Auf dieses Filmgenre festgelegt, gelang es Böhm nur schwer, neue Rollen zu finden. Dennoch gelang es ihm immer wieder zu glänzen, so als Serienmörder in Michael Powells "Peeping Tom“ 1960 oder in Rainer Werner Fassbinders Psychothriller "Martha“ 1970. Fassbinder war es auch, der bei Böhm das Interesse an globalen Problemen geweckt hat.

Zu einem großen Sinneswandel kam es dann 1976 während eines Kuraufenthaltes in Kenia, wo er von den Hotelangestellten aus erster Hand erfuhr, wie die Lebensbedingungen in Afrika sind.

Seit 1981 engagiert sich Karlheinz Böhm nun in Äthiopien, wo zirka 77 Millionen Menschen leben. Sein erster Besuch galt einem Flüchtlingslager in Babile (Ostäthiopien). Gemeinsam mit ihnen begann er das erste Hilfsprojekt. In dem Land, das auf eine reichhaltige Geschichte und Kultur zurückblicken kann, leben nach wie vor viele Menschen unter katastrophalen Bedingungen, unzählige Männer, Frauen und Kinder sterben noch immer an leicht behandelbaren Krankheiten oder schlicht an Hunger.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Almaz, gebürtige Äthiopierin und Agrarexpertin, fördern sie Projekte zur Selbsthilfe in den Bereichen Wasser, Gesundheit, Bildung, Agroökologie und - ein Anliegen, das dem Ehepaar Böhm besonders am Herzen liegt - Frauenförderung. Frauen seien von der Armut in Äthiopien noch stärker betroffen als Männer. Die bisherige Bilanz von "Menschen von Menschen“ in diesem Bereich kann sich sehen lassen: Über 16.000 Kleinkreditnehmerinnen wurden bisher unterstützt, Weiterbildungsmaßnahmen für rund 40.000 Frauen ermöglicht, Frühverheiratung und Genitalverstümmelung in allen Projektregionen unterbunden.

Dass in den vergangen Jahrzehnten so viel weitergehen konnte, ist auch das Verdienst der ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie der zahlreichen Spender. Doch nach wie vor ist "Menschen für Menschen“ auf Hilfe angewiesen, sei es durch eine finanzielle Unterstützung oder ehrenamtliche Mitarbeit.

Mit dem Essl Social Prize 2011 soll "Menschen für Menschen“ unterstützt und die Arbeit des Ehepaars Böhm anerkannt werden. "Diese bedeutsame Wertschätzung unserer Arbeit freut mich ganz besonders, da der mit einer Million Euro dotierte Essl Social Prize eine weltweit einzigartige Anerkennung für soziales Engagement ist“, so Karlheinz Böhm. "Mein besonderer Dank gilt unseren 800 Mitarbeitern in Äthiopien, die tagtäglich mit vollem Einsatz, gemeinsam mit den Menschen des Landes, an einer besseren Zukunft arbeiten“, sagt Almaz Böhm.

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