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Digital In Arbeit

Das Elektronische Zeitalter hat begonnen

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Unsere soziale und Wirtschaft!^ che Zukunft Ist mit der technischen Entwicklung eng verflochten.

Ein Blick auf die wirtschaftliche Konjunktur und die Erfindungen der abgelaufenen 200 Jahre zeigt uns, daß es periodische technische Evolutionsschübe gab, die sich etwa alle 50 Jahre erneuerten.

Hoffnungsvolle Perspektiven, aber auch Risiken, ergeben sich durch den 1971 vom Siemens-Partner INTEL erfundenen Mikroprozessor, als vorläufig letztem Schritt einer Entwicklung, die mit der Entdeckung des Hall-Effekts 1879 begann.

Der Mikroprozessor als eine preislich unvergleichlich günstige, programmierbare, auf kleinstem Raum unterzubringende Rechner-Zentraleinheit, erlaubt als „Denkwerkzeug" eine überaus kostengünstige Durchführung produkt- und .kundenspezifischer Informationsund Datenverarbeitungsaufgaben komplexer Art.

Er verbessert die Qualität zahlreicher Produkte und Geräte, ermöglicht ganz neue Erzeugnisse, Systeme und Verfahren.

Innovationen üben immer zwei unterschiedliche Impulse aus. Sie stiften Nutzen und verursachen Probleme und Risiken. Welcher der beiden Impulse im Einzelfall stärker ins Gewicht fällt, hängt von der konkreten Situation ab, z. B. von

• nbsp;der allgemeinen wirtschaftlichen Lage einzelner Unternehmen

• nbsp;den gesellschaftlichen Strömungen und politischen Vorgaben

• nbsp;den persönlichen Interessen einzelner.

Wo gestern noch die positiven Selten hervorgehoben wurden, können morgen - bei veränderter Situation - die Schattenseiten im Mittelpunkt stehen.

Veränderungen sollen nicht schockartig auftreten, sondern zielorientiert herbeigeführt werden. Dazu sind neue Qualifikationen erforderlich.

Da neue Technologien bestehende Produkte und Verfahren erneuern, sowie auf

• nbsp;die Anforderungsprofile und die Qualifizierung einzelner

• nbsp;die Ergebnisse und das Wachstum von Unternehmungen

• nbsp;den sozialen Fortschritt der Gesellschaft

einwirken, soll durch vorbeugende Maßnahmen dem technischen Fortschritt eine allgemein erwünschte Richtung gegeben werden.

Es sind sechs Aufgabengebiete, die sich überschneiden bzw. miteinander kombiniert werden können, für die sich Mikroprozessorsysteme besonders vorteilhaft eignen:

• nbsp;Steuern und regeln

• nbsp;Rechnen und vergleichen

• nbsp;Daten sammeln und verarbeiten

• nbsp;Meßsignale auswerten und verarbeiten.

• nbsp;Logische Entscheidungen fällen

• nbsp;Ansteuern von Ein- und Ausgabeeinrichtungen

Geschäftsentwicklung mit neuen Produkten und Leistungen_

Arbeitslosigkeit läßt sich nicht durch unterlassene Rationalisierung vermeiden, sondern nur durch neue Produkte und Leistungen.

Fortschrittliche Unternehmen setzen heute mehr als 45 Prozent mit Produkten, Systemen und Leistungen um, die nicht älter sind als fünf Jahre, bei einer sich beschleunigenden Innovation. Das heißt, wer überleben will, muß künftig noch schneller Neues hervorbringen.

Wichtige Anwendungsfelder für Prozeßinnovationen

Der Mikroprozessor - gekennzeichnet durch eine extreme Verbil-ligung bei gleichzeitiger Leistungssteigerung in der Datenverarbeitung - hat der Elektrotechnik eine Anwendungsbreite eröffnet, die eine tiefgreifende, weltweite Rationalisie-rungs- und Automatisierungswelle zur Folge hat.

Die wichtigsten Anwendungsfelder für Prozeßinnovationen sind derzeit:

• nbsp;Überwachung und automatische Steuerung von Produktionsprozessen

• nbsp;Automaten, z. B. CNC-ge-steuerte Werkzeugmaschinen oder einfach zu programmierende Industrieroboter für monotone Tätigkeiten

• nbsp;Computerunterstützung bei der technischen Konstruktion

• nbsp;Substituierung arbeitsaufwendig herzustellender feinmechanischer Geräte und Schaltungen, d. h. oft grundlegende Umstellung der Produkte und der Fertigungstechnik (Rechenmaschinen, Uhren, Nachrichtentechnik usw.)

• nbsp;Automatisierte Textverarbeitung im Büro (Schreibautomaten, sehr leise Fernschreiber, Fernkopierer usw.)

• nbsp;Druckereibereich - große Veränderungen durch Kombination von automatisierter Textverarbeitung und Lichtsatz.

Prozeßinnovationen verändern ebenso wie Produkt- und Verfahrensinnovationen die Anforderungsprofile der Mitarbeiter und Führungskräfte. Viele traditionelle Arbeitsplätze werden überflüssig, noch mehr neue Arbeitsplätze kommen hinzu. Darin liegen auch Risiken, aber auch Chancen. Sicher ist allerdings, daß es keine Alternative zur Nutzung der neuen Technologie gibt. Bereiche und Unternehmen, die zu spät die neuen Informationsbausteine für die Fertigungstechnik nutzen und in die Produkte einzube-ziehen, verlieren ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Der Verlust von Absatzmärkten bedeutet ein größeres Arbeitsplatz-

risiko als eine kalkulierbare Einsparung von Arbeitskräften durch Rationalisierung. Die Erschließung neuer Bedarfsfelder durch wirtschaftliche und technische Innovation ist daher eine wichtige Voraussetzung dafür, daß der Modernisierungsprozeß in der Wirtschaft insgesamt positive Beschäftigungswirkungen hat.

Ein besonderes Anliegen ist die Förderung von Erfindung und Fortschritt, gekennzeichnet durch

• nbsp;verstärkten Dialog der Sozialpartner, besonders auch auf Unternehmensebene

• nbsp;Schaffung eines günstigen Klimas für Erfindungen mit Hilfe der Regierung und der Sozialpartner

• nbsp;permanente Höherqualifizierung von Führungskräften und Mitarbeitern.

Bildungspolitik und

Innovationspotential

Zielorientierte

Bildungsarbeit_

Da nur durch große Innovationskraft Wirtschaft und Gesellschaft in der Lage sind, ihre Wettbewerbsfähigkeit und den erreichten Lebensstandard zu sichern, wird die Qualifikation des einzelnen in Zukunft noch bedeutungsvoller werden.

Die Schaffung neuen Innovationspotentials und die gesellschaftlichen Veränderungen stellen deshalb den einzelnen, die Unternehmen und die Gesellschaft vor eine neue, große bildungspolitische Aufgabe.

Bei der Einführung der Mikroprozessortechnologie tritt zunächst unabhängig vom Personalaufwand für die konventionelle Technologie zusätzlich ein erheblicher Planungsund Einführungsaufwand auf. Gleichzeitig läuft die Umschulung und Fortbildung der Mitarbeiter an, die später mit der Mikroprozessortechnologie arbeiten sollen. Daraus ergibt sich ein erheblicher Beschäftigungsmehraufwand für die Pla-nungs- und Einführungsphase.

Qualifikation als Engpaßfaktor

Unter Qualifikation im Bereich des technischen Fortschritts ist die Fähigkeit zu verstehen, vor allem jene technischen Probleme zu lösen, die nicht routinemäßig gelöst werden können. Mit neuem handwerklichem Geschick, technischem Wissen und Können sowie ge-

schicktem Management, gepaart mit einer neuen, innovativen Denkweise, müssen die Geleise in die Zukunft gebaut werden.

Technischer Fortschritt - gerade im Bereich der Mikroelektronik -und ständiger Wandel vollziehen sich weltweit, und ein Stehenbleiben bedeutet bereits Rückschritt. Doch große Informationsdefizite bestehen noch bei einzelnen, in Unternehmen und in der Gesellschaft, in der die Mikroelektronik eine Schlüsseltechnologie geworden ist.

Umschulung

von Mechanikern zu

MikroComputertechnikern

Seit Ende 1974 führt die Siemens AG Österreich gemeinsam mit der Arbeitsmarktverwaltung Metall-Chemie im Rahmen eines Partnerschaftsprojektes gezielte Schulungsmaßnahmen auf dem Gebiet der Elektronik, Digitaltechnik und Mikroprozessortechnik sowie Mikrocomputeranwendung für alle Bereiche der Forschung und Entwicklung, der Fertigung, des Vertriebes, der Montage, der Inbetriebnahme und des Service durch. Es handelt sich hierbei um eine vorbeugende Maßnahme zur rechtzeitigen Anpassung an zukünftige Anforderungsprofile.

Umschulungslehrgänge erfordern einen angemessen langen Zeitaufwand, weilaufbauendauf dem Wissensgebiet allgemeiner Elektrotechnik und der Elektronik vor allem Digitaltechnik, Mikroprozessortechnik und Programmierkenntnisse gelernt, geübt und angewendet werden müssen, die an das technische Niveau eines HTL-Absolventen heranreichen.

Der Einsatz von Mikrocomputern in Werkzeugmaschinen bewirkt, daß hier Datenverarbeitungskapazität angeboten wird, welche die Arbeitsteilung zwischen Routinebedienung und Arbeitsvorbereitung aufhebt, indem der Maschinenbedienungsarbeitsplatz um neue, programmorientierte Arbeitsinhalte erweitert wird. Die Kenntnis der Maschine, der Werkzeuge und des Werkstücks ermöglicht es dem „Mi-krocomputertechniker", besonders bei mittleren Seriengrößen, Teilprogramme zu ändern, zu ergänzen oder zu korrigieren. Dazu ist das Denken in komplexen Arbeitsabläufen und deren Übertragung in einfa-

che Algorithmen der höheren Programmsprache erforderlich.

Ein Ergebnis und Zieltendenzen

Das Verhältnis von Elastizität und Automatisierungsgrad kann durch den Einsatz qualifizierter Mikrocom-putertechniker in Verbindung von Mikroprozessoren im industriellen Fertigungsbereich zugunsten der Elastizität verändert werden.

Der Zusammenhang von Elastizität und Automatisierungsgrad integriert mit der höheren Qualifikation der Mitarbeiter, eröffnet neue Chancen und Perspektiven für kleine Unternehmen im Wettbewerb mit Großserien-Produzenten.

Die erstmals gegebene Möglichkeit einer sehr kostengünstigen produkt- bzw. prozeß-spezifischen zentralen Daten- und Informationsverarbeitung, selbst für kleine Stückzahlen, korrespondiert mit der Möglichkeit einer Realisierung hochautomatisierter, flexibler Fertigungssysteme.

Drei Zieltendenzen lassen sich erkennen:

• nbsp;Die Modernisierung der Volkswirtschaft, insbesondere der Klein-und Mittelbetriebe, soll durch rechtzeitige Entwicklung und Anwendung der Mikroelektronik-Technologie in allen Bereichen der Gesellschaft gefördert werden.

• nbsp;Eine frühzeitige Ausbildung und Fortbildung qualifizierter Kräfte für den Bereich Datenverarbeitung und Mikroelektronik ist vordringlich, da hier der größte Engpaß für einen breiten Einsatz der Mikroelektronik zu sehen ist.

• nbsp;Die Vermittlung von Grundkenntnissen der Digitaltechnik, Datenverarbeitung und Mikroelektronik, soll bereits im allgemeinbildenden Schulwesen einsetzen, um die junge Generation auf die neue Qualität künftiger Arbeitsplätze besser vorzubereiten.

Direktor G. A. Wolf ist Leiter der Aus- und Weiterbildung von Siemens AG Österreich

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