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Giacometti menschlich

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Alberto Giacometti hat seinen Interpreten seit jeher Rätsel aufgegeben. Anders als die Protagonisten der surrealistischen Gruppe, deren Weg er zeitweilig mitbestimmte, scheute er die Selbstdarstellung. Lieber arbeitete er zurückgezogen, in steter Zwiesprache mit seinen Modellen, die er nach endlosen Sitzungen und zahlreichen Skizzen in fragilen Skulpturen darstellte: seltsam isolierte Wesen, die in kaum nachvollziehbarer Räumlichkeit existieren.

James Lord hat es in einer nun auch in deutscher Sprache vorliegenden Monographie unternommen, dem Wesen Giacomettis nachzuspüren, und sorgsam Umrisse und Details eines Lebens registriert.

Die Chronik einer ungewöhnlichen Biographie läßt Lord mit den frühesten Prägungen des musischen Kindes einsetzen. Er berichtet von Giacomettis Faszination durch die venezianische Malerei ebenso wie über sein maßloses Erschrecken angesichts weiblicher Körperlichkeit im Jünglingsalter oder das damals zufällig miterlebte Sterben eines Mitreisenden.

Vieles ist über Giacomettis Beziehung zu Frauen, etwa zur Filmdiva Marlene Dietrich, zu erfahren. Bei derlei Turbulenzen läßt Lord das Künstlerische freilich arg in den Hintergrund treten.

So anlegend daher die Geschichten rund um den Bildhauer auch zu lesen sein mögen — Aufschluß über seine Kunst darf man von ihnen nicht erwarten. Inmitten der Schilderung einer faszinierenden Persönlichkeit wird dieser Aspekt kaum berücksichtigt.

ALBERTO GIACOMETTI. DER MENSCH UND SEIN LEBENSWERK. Von James Lord. Scherz Verlag, Bern 1988. 480 Seiten, 32 Kunstdrucktafeln, Ln., öS 374,50.

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