Kunst und Trauma: Visionäre Sensibilität
Von Mozart bis Madonna: Die Bewältigung von psychischem Leiden führt oft zu großer Kunst.
Von Mozart bis Madonna: Die Bewältigung von psychischem Leiden führt oft zu großer Kunst.
Eine Reise nach London regte mich kürzlich dazu an, in meiner Plattensammlung zu stöbern. Schließlich war ich schon als Jugendlicher auf die Insel gereist, um vor allem eines zu tun: Musik-Idolen nachzuspüren und Platten zu kaufen. Ich stieß auf ein weitgehend vergessenes Meisterwerk: „Third“, das dritte Album der britischen Band „Soft Machine“ von 1970. Was da zu hören ist, bringt mich auch heute noch zum Staunen. Eine Zeit, die eine dermaßen exzentrische und im besten Sinne verrückte Kunst hervorbringt, muss als kulturelle Blütezeit betrachtet werden. Das „Swinging London“ der späten 1960er Jahre erinnert daran, wie der freie Fluss der Kreativität das Leben beflügeln kann.
„Manche glauben immer noch, dass der technische Fortschritt die Welt retten könnte. Dabei ist gegenüber der technischen Intelligenz das kulturelle Gedächtnis so unendlich viel reichhaltiger“, bemerkt Rainer M. Holm-Hadulla im Buch „Die kreative Bewältigung von Verzweiflung, Hass und Gewalt“. In Musik, Malerei oder Architektur verkörpere sich eine kulturelle Evolution, die wir dringend benötigen. Denn die kreative Verwandlung von Destruktivität erscheint „als einzige Chance, menschliches Zerstörungspotenzial zu bewältigen“. Der deutsche Psychiater und Psychoanalytiker beleuchtet das anhand vieler Fallbeispiele aus Kunst und Wissenschaft, von Mozart über Goethe bis Marie Curie.
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