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Digital In Arbeit

Klassenkämpferisches Alphabet in Elementarschulen

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ln Mailands Volksschulen ist neues didaktisches Material eingetroffen. Es bereitet die Kinder von Anfang an auf den Klassenkampf vor und beginnt - ivie könnte es auch anders sein? - beim Alphabet. Die Zeiten sind vorüber, in denen es naiv und idyllisch heißen durfte: „a” wie ape (Biene), „b” wie barca (Schiff), „z” wie zio (Onkel). Die lombardische Stadt hat jetzt bewiesen, daß sie nicht umsonst eine kommunistisch-linkssozialistische Verwaltung besitzt. Jetzt heißt es da: „z” wie zapata (Revolutionär), „l” wie Luther King (der Neger- Märtyrer, nicht Martin Luther, denn die Reformation vor 400 Jahren interessiert niemanden mehr), „o” wie operaio (Arbeiter) oder eben „y” wie „Yankee”, die abschätzige Bezeichnung für Nordamerikaner. 70 Prozent der Bücher in den italienischen Mittel- und Hochschulen sind von der marxistischen Doktrin durchdrungen. Da ist vom Klassen kampf als von einem Zeichen des Fortschritts die Rede. Die Arbeit gilt als Verschleiß menschlicher Fähigkeiten und als Mittel der Ausbeutung durch die herrschende Schicht. Es konnte also nicht mehr lange dauern, bis man auch das Erlernen des Alphabetes in den Dienst der „Gesellschaftsveränderung” und des Regimewechsels nahm. Vorläufig heißt es noch „n” wie no und „s” wie sciopero (Streik). Wenn einmal die Linksalternative volleridet und Italien ganz kommunistisch geworden ist, werden im roten Alphabet wahrscheinlich „n” wie „njet” und „s” wie „Sowjet” aufscheinen.

„Mit Worten regiert man die Menschen”, sagte einer der bedeutendsten Propagandisten unseres Jahrhunderts. Die Volksfront junta von Mailand hat beschlossen, beim Alphabet zu beginnen, um diesen Satz Goebbels’ in die Tat umzusetzen.

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