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Spekulationsopfer

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„Das ist eine unverantwortliche Spekulation der deutschen Großbanken gegen uns“, erklärte Aufsichtsratsvorsitzender Bemie Corn-feld anläßlich einer Pressekonferenz im Gesellschaftshaus des Frankfurter Palmengartens vor 600 Vertretern des Finanzkonzerns Investors Overseas Services, hierzulande besser als IOS bekannt.

Daß Bernie Cornfeld so schnell nach Frankfurt gereist war, um dort unter Assistenz seines deutschen Chefrepräsentanten Mende finanzielle Schwierigkeiten zu dementieren, hatte, wie sich schon wenige Tage später zeigte, keineswegs zu einer Beruhigung beigetragen, sondem das Tief der IOS-Aktien eher noch verstärkt.

Dazu trug sicher auch bei, daß die IOS-Zentrale in Genf

• die Entlassung von Angestellten ankündigte,

• und daß schließlich auch ein Sprecher der IOS in München erklärte, die Etatplsnung habe für die derzeitige Situation einen etwas zu großen Zuschnitt.

Beim IOS-Konzern hatte man schon vor dieser Krise feststellen müssen, daß der Boom des Vorjahres langsam gebremst wurde, und man hatte daher bereits etwa 2500 von 6500 deutschen IOS-Mitarbeitern gekündigt.,

Die Frage des Augenblicks ist es jetzt, ob man die Anleger in ganz Europa bei der Stange wird halten und ob man den angeschlagenen Ruf wieder soweit wird verbessern können, daß Zertifikate wieder absatzfähig werden. Denn trotz zahlreicher Dementis sickerte in Österreich wie in Deutschland durch, daß von den rund 330.000 Anlegern einige fahnenflüchtig zu werden drohten. Man glaubt es, im Grunde genommen, gar nicht, denn zu viele kleine Sparer haben den redegewandten IOS-Leuten das Vertrauen geschenkt. Diese kleinen Sparer um ihre Sparguthaben bringen, hieße einen Wirtschaftsskandal in ganz Europa heraufbeschwören. An einer Sanierung dürften aber auch die Geldinstitute in irgendeiner Form interessiert sein, denn ein IOS-Bank-rott brächte auch den anderen Fonds eine „Stagnation auf Zeit“.

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