Sajdik - Martin Sajdik ist Chefdiplomat der OSZE und hat viel Erfahrung auf politisch ruppigem Terrain. - © picturedesk.com / Natalia Fedosenko / Tass

Der Brückenbauer von Luhansk

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Wenn man Österreichs Rolle auf dem glatten Parkett der internationalen Politik sucht, fand man auf oberster Ebene zuletzt viele Ausrutscher, oder sagen wir Knickse, etwa jenen vor Wladimir Putin durch die damalige Außenministerin Karin Kneissl. Dagegen sind Österreichs Diplomaten oft ungesehene Garanten für diplomatische Gradlinigkeit. Sei es nun in Brüssel durch EU-Botschafter Nikolaus Marschik, oder auch an den Krisenherden der Welt, wie etwa Bosnien, wo sich Valentin Inzko seit Jahren für die Vereinten Nationen als Vermittler zwischen den Volksgruppen bemüht.

Martin Sajdik ist einer dieser Paradediplomaten und er ist ruppiges Terrain gewohnt. Er war lange Botschafter Österreichs in Moskau. Nach 2007 vertrat er Österreich in China, Nordkorea und der Mongolei. Er kennt sich also mit unübersichtlichen Machtgefügen und oli­garchischen Seilschaften aus. Und Sajdik kennt auch die hohe Diplomatie, immerhin war er von 2012 bis 2015 Österreichs Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York.

Dass er 2015 die Aufgabe annahm, in der völlig verfahrenen Frontengemengelage in der Ost-Ukraine für die OSZE als Sondergesandter zu arbeiten, ist in diesem Fall also beinahe natürlich. Und just diese Mission hat sich nun gegen jede Chance als ein kleiner Erfolg herausgestellt. Tatsächlich haben nach Vermittlungsarbeit des neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Entflechtung der Truppen von Separatisten und Regierung im Donbass begonnen. Nahe der Stadt Solote, so bestätigte Sajdik, seien die Konfliktparteien auf Abstand zueinander gegangen.

Ein Erfolg, den der Präsident für sich beansprucht, der aber auch der OSZE und Sajdik gehört, die das Abkommen federführend ausgehandelt und begleitet hatten. Sollte diese Entflechtung vorankommen, hätte die Ukraine eine Chance auf neue internationale Friedensverhandlungen und damit auf eine echte Normalisierung der Lage. Als erste Maßnahme wurde eine Brücke gebaut. Eine echte bei Luhansk und vielleicht viele andere diplomatischer Art durch Martin Sajdik zwischen den Konfliktparteien.

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