Miklosko - © Foto: Wikipedia/Pelz (cc by-sa 3.0)

František Mikloško: Der sanfte Revolutionär

19451960198020002020

František Mikloško, ehemaliger slowakischer Dissident und christlich-sozialer Politiker, wird am 2. Juni 75 Jahre alt.

19451960198020002020

František Mikloško, ehemaliger slowakischer Dissident und christlich-sozialer Politiker, wird am 2. Juni 75 Jahre alt.

Werbung
Werbung
Werbung

František Mikloško ist so etwas wie der Lordsiegelbewahrer der Revolution von 1989 in der Slowakei. Während sein langjähriger Weggenosse Ján Čarnogurský sich zum Putin-Versteher entwickelt hat, bekennt sich der Christlichsoziale ausdrücklich zur liberalen Demokratie, zur Europäischen Union und zur NATO. Und in der katholischen Kirche hält er es mit jenen, die mutig in die neuen Zeiten schreiten wollen – wie Papst Franziskus und der von diesem rehabilitierte Erzbischof Robert Bezák.

Im Jahr vor der kommunistischen Machtergreifung in eine katholische Familie geboren, geriet Mikloško während seines Mathematikstudiums rasch in den Bannkreis der Untergrundkirche. Der spätere Kardinal Ján Korec wurde sein Beichtvater. Maßgeblich war František Mikloško an der Organisation der Kerzendemonstration am Karfreitag 1988 beteiligt, der bedeutendsten Kundgebung des Freiheitswillens in der Slowakei vor dem Kollaps der Kommunisten.

Zum Unterschied von manchen bis heute in Kirche und Gesellschaft wirksamen Kräften strebten Mikloško und seine Freunde jedoch keine Wiederherstellung des Regimes von Hitlers Gnaden im Zweiten Weltkrieg an. Mikloško war maßgeblich an der Formulierung des Schuldbekenntnisses für die Deportationen der Juden beteiligt.

Nach der Sanften Revolution von 1989 ging Mikloško in die Politik, 1990 bis 1992 war er Präsident des Slowakischen Nationalrats, zwei Jahrzehnte lang Mandatar, zehn Jahre Klubchef der Christdemokratischen Bewegung (KDH) im Parlament. Nach seinem Exodus aus der KDH führte er einige Jahre lang die von ihm mitbegründete Konservativ-Demokratische Partei (KDS).

2019 kandidierte Mikloško noch einmal für das höchste Staatsamt, ohne Erfolgsaussichten, aber als Bannerträger einer „anständigen Slowakei“, die nach der Ermordung des Journalisten Ján Kuciak besonders gefährdet schien. Die liberale Wahlsiegerin Zuzana Čaputová zeichnete ihn bei ihrer ersten Ordensverleihung 2020 mit dem Ľudovít-Štúr-Orden aus, für sein Wirken im Untergrund, aber auch beim demokratischen Neubeginn.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung