Krieger wider Willen

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Colin Powells Lüge blieb bis zuletzt der „Schandfleck“ als die er sie selbst bezeichnete. Am vergngenen Montag verstarb der einstige US-Außenminister an einer Covid-Infektion

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Colin Powells Lüge blieb bis zuletzt der „Schandfleck“ als die er sie selbst bezeichnete. Am vergngenen Montag verstarb der einstige US-Außenminister an einer Covid-Infektion

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Colin Powell, das war ein Mann wie ein Jockey im Rennauto – zu oft mit den falschen Leuten zur falschen Zeit am falschen Ort. Einer aber auch, für den der Spruch „Zeig mir deine Freunde und ich sagt dir, wer du bist“, eben nicht gilt. Colin Powell war Militär – und präferierte politische Lösungen. Er war Republikaner, ein bekannt moderater Republikaner – und diente dennoch unter Präsident George W. Bush einer ultrarechten Regierung als Außenminister. Später unterstützte er Barack Obama. Und eigentlich war Colin Powell auch immer gegen die US-Invasion im Irak 2003 – ließ sich aber dazu hinreißen, für eine Lüge den Kopf hinzuhalten, die bis heute als Ikone politischer Verkommenheit steht:

Als Colin Powell am 5. Februar 2003 vor den Weltsicherheitsrat trat, präsentierte er ein Chemiewaffenprogramm wie aus „Tausend und einer Nacht“: Mobile Labore in LKW, in denen C-Waffen hergestellt würden. Er hatte Grafiken parat, die das illustrieren sollten und ein durchsichtiges Behältnis mit weißem Pulver. Nur: Nichts von dem, was Colin Powell da von sich gab, war wahr. Die Trucks gab es nicht, die Giftgase auch nicht. Und Colin Powell wusste das.

Als „Schandfleck“ seiner Karriere hatte er später seinen Auftritt bezeichnet. Und es war ihm völlig klar, dass dieser „Schandfleck“ ihn bis zuletzt begleiten würde. Die internationale Gemeinschaft hatte er damals auf die Irak-Invasion einschwören wollen, um ein UN-Mandat zu erreichen. Denn klar war: Die Falken um Bush waren wild entschlossen, um jeden Preis und auch ohne UN-Mandat Saddam Hussein zu stürzen – und schickten eben ihr moderates Feigenblatt Colin Powell vor. Colin Powells Politkarriere war so auch eine kurze: Bereits 2005 trat er zurück.

Aber Colin Powell hat Lehren daraus gezogen. Ein politisches Amt in der erste Reihe strebte er nie wieder an, als ihn Hillary Clinton ködern wollte, blockte er ab. Mit Trump wollte er sich von Anfang an nicht einlassen und ging in Opposition gegen ihn. Nach dem Sturm auf das Kapitol trat Colin Powell auch aus der republikanischen Partei aus. Vor kurzem war bei ihm Krebs diagnostiziert worden. Am Montag verstarb er 84-jährig an einer Covid-Infektion.

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