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Jener SPÖ-Parteitag vor etwa zehn Jahren, auf dem eine Showdame in Bühnentrikot und bestrumpften Beinen mit dem Parteivorsitzenden und dem Bundeskanzler Furore machte, ist schon fast vergessen: Daß damals die Herren Sinowatz und Vranitzky mit jener Dame im Gleichschritt unbeholfen die Beine zur Musik hoben, ging durch alle Medien und sicherte den SP-Granden eine Eintragung ins Buch der Peinlichkeiten. Nach diesen Ereignissen ward von Mätzchen wie obigen nie wieder gehört: Man konnte Franz Vranitzky alles mögliche nachsagen - zu Showeinlagen ließ er sich nie wieder hinreißen.

Die Lage könnte sich ändern, sollte Richard Lugner ins höchste Staatsamt gehievt werden: Ob ein als Frau verkleideter Bundespräsident oder so etwas ähnliches dem Land Reputation bringt? Eigentlich besteht ja keine Gefahr, denn Österreichs Volk wird sicher verantwortungsvoll wählen.

Schwerer hingegen haben es die Katholiken, die sich ihre Führer bekanntlich nicht aussuchen können. Denn einer jener, der Bischof von St. Pölten, wird zu Silvester als verkleideter Pavarotti das TV-Publikum beglücken. Der ORF verbreitete Mitte Dezember ein Foto von Pavarotti-Krenn, wie er von als Tic-Tac-Toe-Girls verkleideten Fernsehladies lasziv umgarnt wird.

Kurt Krenn äußerte sich dazu im Linzer "Neuen Volksblatt": "Die Fotos sind natürlich Quatsch ... Die sind alle nach der Aufzeichnung hergestürzt und wollten sich halt mit mir fotografieren lassen - ich konnte ja nicht sagen schleicht's euch." Dabei habe er, so Krenn laut "Neuem Volksblatt", dafür gesorgt, daß in der Show selbst Zucht und Ordnung herrschen: "Es mußten sich sogar die Damen, die im Orchester gespielt haben, anders anziehen. Das hab' ich schon verlangt."

Da die Prominenten-Playback-Show "Star Light" zu Silvester um 20.15 Uhr somit züchtig dargeboten wird, könnte sie gar einem Amtsbruder Kurt Krenns zur Konkurrenz geraten: Schon um 19.54 Uhr wird Bischof Johann Weber sich in der Silvesteransprache an die Österreicher wenden.

Hoffentlich ist folgendes bloß eine böswillige Unterstellung: Der ORF fordert auch von kirchlichen Hirten entsprechende Quoten. Und Silvester 1998 wird nur mehr jener Bischof im TV erscheinen, der diesmal ordentliche Einschaltziffern erhielt. Apropos: Wären da gleiche Vorgaben nicht auch für Politiker zu überlegen?

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