Die Kirche kann von Darwin lernen

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Das hat der Papst davon, wenn er vor seinen Entscheidungen "den Boulevard, die Kryptokommunisten in den ORF-Redaktionen sowie die üblichen Verdächtigen Paul Zulehner, Hubert Feichtlbauer und Konsorten" nicht um Erlaubnis fragt: einen Pallawatsch! Der einstige Personalchef der Creditanstalt, der dies in einem Gastkommentar in der Wiener Zeitung beklagte, ist nicht der Einzige, der sich Kirchenkritik ohne Kirchenhass nicht vorstellen kann. Versuchen wir es mit ein paar Fakten.

Als Charles Darwin die Evolution des Menschen erforschte, trieb ihn nicht die Absicht, die Bibel zu widerlegen, sondern das Ziel, die gleiche Würde aller Menschen gegen im 19. Jahrhundert herumgeisternde Behauptungen zu beweisen, verschiedene Menschenrassen hätten sich aus verschiedenen Affenarten entwickelt; das hätte die Versklavung von Untermenschen, die mindere Affen zu Ahnen hatten, gerechtfertigt. So liest man es in dem brandneuen Buch "Darwin's Sacred Cause" von Adrian Desmond und James Moore. Und was geistert im 21. Jahrhundert durch manche Kirchenhirne?

Die Evolutionstheorie widerspricht der Bibel und gebietet äußerste Zurückhaltung! Das Menschenrecht auf Leben ist als blutloses Prinzip zu verstehen und der Vatikan betet um Verzeihung für jene, die einer Wachkomapatientin nach 17 Jahren "das angetan" (nämlich einen gnädigen Tod ermöglicht) haben. Homosexualität ist eine heilbare Krankheit und wird von der Bibel strikt verboten! (Aber dasselbe Buch Levitikus verbietet Männern auch Haar- und Bartstutzen und schreibt die Todesstrafe für Sabbatschänder und Gotteslästerer vor.) Der Zölibat ist unverzichtbar (obwohl Paulus verlangt, ein Bischof sollte "ein guter Familienvater" sein). Bischofsbestellungen gehen nur den Papst etwas an (obwohl Papst Leo I. im 5. Jahrhundert gefordert hat, was alle angeht, sollten alle behandeln).

Keine Papstschelte! Nur eine Einladung zum Nachdenken, ob eine Kirche Christi nicht selbst von Darwin lernen kann.

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