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Auf den Weg in die Krypta zu Giovanni Battista Pergolesis "Stabat mater" wurde mir nach Kontrolle der Karte ein freundlicher Wunsch mitgegeben: "Gute Unterhaltung!"

Verblüfft, wie ich war, konnte ich gar nicht angemessen reagieren. Außerdem, was wäre in der Situation schon angemessen? Einen freundlichen Wunsch einfach als unangemessen zurückweisen? Gegenüber dem Programm unaufmerksam wollte der Wunsch mir gegenüber aufmerksam sein und wirkte doch mehr als befremdlich.

Ich bringe es einfach nicht zusammen: "Christi Mutter stand mit Schmerzen" als Unterhaltung. "Lass mich teilen deinen Schmerz", wie es später heißt, als körperlich-seelische Entspannung. Wie unterhaltsam können Leiden und Tod denn sein?

Aber junge Menschen bekommen auf der Suche nach ihrer Lebensaufgabe auch zu hören: "Hauptsache, der Beruf macht dir Spaß!" Und doch wissen alle, es gibt keinen Beruf und keine sinnvolle Aufgabe in Form eines Dauervergnügens. Wieviel Spaß hat denn der Kanalräumer, die Akkordarbeiterin, der Krankenpfleger oder der, dem vorgeworfen wurde, ein Fresser und Säufer zu sein: Wieviel Spaß hatte Jesus - am Kreuz?

So wird verständlich, dass der Karfreitag immer stärker zu einem gesellschaftlichen Fremdkörper wird. Nicht einmal einen Tag im Jahr darf die Vergnügungsspirale unterbrochen werden. Kann überhaupt Ostern gefeiert werden, ohne Trauer und Schmerz über das nicht gelebte Leben, über den Tod mitten im Leben, über so viele ums Leben Gebrachter? Wird mit dem Karfreitag langfristig nicht auch Ostern abgeschafft?Ist der Tod einmal überspielt,wo gibt es dann noch einen Platz für Auferstehung?

Das Vertrauen in den Auferstandenen begründet eine (Lebens-)Freude in einer Welt, in der so viele nichts zum Lachen haben, die allerdings mit Spaß und Unterhaltung nicht angemessen charakterisiert ist.

Martin Jäggle ist Professor an der Religions-pädagogischen Akademie Wien und Autor von Religionsbüchern. Zusätzlich engagiert er sich in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit.

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