Hoffnung am Küchentisch

Werbung
Werbung
Werbung

Mit den Worten "Schlafen S' in der Hängematt'n" könnte ein Film über Ilse Aichinger beginnen. Die Dichterin, die am 1. November 80 Jahre alt wird, war im Kino, als 1939 der Krieg ausbrach; das Kino war einer ihrer Lebensmittelpunkte und ist es noch heute. Filme spielen in ihrer Phantasie eine wichtige Rolle, und "Film und Verhängnis - Blitzlichter auf ein Leben" heißt auch ihr jüngstes, autobiographisches Buch.

Mit oben zitiertem Satz lehnte 1945 - nach der Befreiung - ein Beamter des Wiener Wohnungsamtes die Zuweisung eines Ersatzes für die ab 1938 enteigneten Wohnungen ab. Am Küchentisch einer Freundin der Mutter, bei der sie untergekommen waren, schrieb Ilse Aichinger ab Ende 1945 den Roman "Die größere Hoffnung", ein Hauptwerk der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Aber schon ihre erste Prosaveröffentlichung im von der US-Besatzungsmacht herausgegebenen "Wiener Kurier" vom 1. September 1945 hieß "Das vierte Tor" und handelte, wie die eindrucksvollsten Teile des Romans, von den Spielen der Halbwüchsigen auf dem jüdischen Friedhof, einem der wenigen im NS-Wien Juden erlaubten Aufenthaltsorte.

Ilse Aichinger lebt nach dem Tod ihres Mannes Günter Eich und des Sohnes Clemens Eich zurückgezogen in Wien. Österreich ehrte sie 1995 spät, aber doch mit dem Großen Staatspreis.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung