Benedikt in München
Vor mehr als einer Viertelmillion Menschen feierte Papst Benedikt XVI. bei seinem Bayernbesuch am Sonntag in München eine Messe. Dabei prangerte das Kirchenoberhaupt in der Predigt eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber Gott an, verurteilte einen Zynismus, "der die Verspottung des Heiligen als Freiheitsrecht ansieht" und forderte Toleranz "vor dem, was anderen heilig ist". Benedikt XVI. mahnte die Gläubigen, bei ihrem sozialen Wirken das Wort Gottes nicht zu vernachlässigen. "Das Soziale und das Evangelium sind nicht zu trennen", sagte er. Allerdings gebe es "eine Schwerhörigkeit Gott gegenüber, an der wir gerade in dieser Zeit leiden". Der Papst kritisierte in diesem Zusammenhang, dass kirchliche Hilfsgelder aus Deutschland für den Süden oft leichter für Sozialprojekte als für Evangelisierung zu erhalten seien. APA/red
Friedrich zu Benedikt
Am Montag feierte der Papst mit zehntausenden Pilgern einen Gottesdienst im Marienwallfahrtsort Altötting. Er predigte dort, Christen sollten sich von Maria, der "Mutter aller Glaubenden", auf die Stunde Jesu zuführen lassen: "Maria und Jesus gehören zusammen." Der evangelisch-lutherische bayrische Landesbischof Johannes Friedrich verteidigte nach dem Papst-Besuch in Altötting das Programm der Bayernreise des Papstes gegen Kritik aus der evangelischen Kirche. "Ich gehe sehr fröhlich hier von dannen", sagte Friedrich im Bayerischen Rundfunk. Was er in Altötting erlebt habe, sei "ein Stück Überwindung der Spaltung mit dem Herzen". Kritik, wonach es im Programm der Papstreise an einem ökumenischen Gespräch fehle, wies der evangelische Bischof zurück. Er sei über das konkrete Programm ganz froh und bezog sich ausdrücklich auf die Äußerung Benedikts XVI. nach seiner Ankunft in München, es müsse in der Ökumene um Bemühungen "mit Herz und Verstand" gehen. So werde es in Regensburg eine ökumenische Vesper geben, die die Gelegenheit biete, gemeinsam von Herzen Gott zu loben und zu preisen, "das sollten wir tun". Als "wunderbar" bezeichnete Friedrich die Äußerungen des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler, der den Papst in seiner Begrüßung zur weiteren Annäherung in der Ökumene aufgefordert hatte.KAP
Maier zu Papstzukunft
Der frühere Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Maier, erwartet mittelfristig eine Abkehr vom Prinzip der päpstlichen Alleinherrschaft in der Kirche. "Kein Mensch kann im 21. Jahrhundert noch allein regieren", sagte Maier in einem am Montag veröffentlichten Interview der Süddeutschen Zeitung". Mit großem Interesse habe er gehört, dass Benedikt XVI. stärker auf das Kollegium der Kardinäle hören wolle. Eine Tages werde der Papst "bei der täglichen Arbeit in der Gemeinschaft mit Bischöfen, Kardinälen und auch Laien stehen", so Maier. Das brauche "sicher Zeit".KAP
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