Warum gerade Männer?

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Ich möchte nicht wie ein Hund verscharrt werden", sagten einige Männer, als in ihrem Ort erstmals eine Frau mit der Aufgabe betraut wurde, die katholischen Begräbnisgottesdienste zu leiten. Ob sie ihren Plan umgesetzt haben, sich beim Bischof zu beschweren über diese in ihren Augen für Männer unzumutbare Neuerung,ist nicht bekannt.

Der Bischof hätte sie jedenfalls zurecht- und abgewiesen. Im selben Land geraten eine andere Frau der Kirche und ihre Familie unter Druck, sie werden bedroht und beschimpft. Der diskutierbare Anlaß erklärt nicht die bedrohlichen Reaktionen.

Und Männer haben sich zusammengetan, um dieser Frau "die Schneid abzukaufen", wie das nun so heißt. Richtige Männer treten auf den Plan, die sich trauen, öffentlich aufzutreten. Sie setzen ihren ganzen Mut und ihre ganze Tapferkeit ein, um mit einer Unterschriftenaktion die Abberufung dieser Frau zu verlangen. Nennt man das nicht "Öl ins Feuer gießen"? Aber von etwaigen aktuellen Folgen dieser Aktion für den Alltag der Frau und ihrer Familie distanzieren sie sich. Sie sind gegen Gewalt.

Es gab eine Zeit, da brannten die Scheiterhaufen, entzündet von Männern und verbrannt wurden - nicht nur aber vorwiegend - Frauen. Ein direkter Vergleich der Kampagne gegen Gertraud Knoll mit der Zeit der Hexenprozesse verkennt die Dramatik der Situation für Frauen damals. Aber warum weckt die jetzige Situation überhaupt Erinnerungen an längst vergangene Zeiten?

Kritik ist ein notwendiger Dienst auch an der besten Amtsführung und wer öffentlich widerspricht, wird Widerspruch ernten, aber warum diese Hetzjagd und warum sind es soweit über die Medien wahrnehmbar - ausschließlich Männer, denen die Amtsführung der burgenländischen Superintendentin so gefährlich erscheint?

Martin Jäggle ist Professor an der Religionspädagogischen Akademie Wien und Autor von Religionsbüchern. Zusätzlich engagiert er sich in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit .

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