Ringen um den Lebensraum Wüste

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Ein Viertel der Erdoberfläche, rund 33,7 Millionen Quadratkilometer werden biologisch den Wüsten zugerechnet. Diese Gebiete sind auch ein sich ständig verändernder Lebensraum. Geschätzte 500 Millionen Menschen leben in und von diesen extremen Trockengebieten, knapp acht Prozent der Weltbevölkerung.

In den letzten zwei Millionen Jahren waren die Wüsten starken Wandlungsprozessen unterworfen: Während des Pleistozäns und in den verschiedenen Eiszeiten schrumpften die Wüsten und wuchsen in Zwischeneiszeiten stark an. Der UN-Bericht "Global Desert Outlook“ warnt vor Eingriffen in das extrem fragile Ökosystem der Wüsten: "Bedingt durch die extrem niedrige biologische Wachstumsrate brauchen diese Ökosysteme Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, um sich von den leichtesten Eingriffen zu erholen.“ Diese Eingriffe gab und gibt es aber sonder Zahl: Irreversible Schäden an zuvor guten Bodenbeständen haben moderne Großprojekte verursacht, wie Staudammprojekte. Tourismus und Bergbau hätten die traditionelle Lebensweise der Menschen in den Trockengebieten extrem verändert. Die menschlichen Eingriffe in Wüsten und die Errichtung menschlicher Stützpunkte dürften bis zum Jahr 2050 die Fläche der unberührten Wüstengebiete von 59 Prozent (2005) auf 31 Prozent absenken.

Umdenken bei Wüstennutzung

Die Forscher orten dadurch eine zunehmende Konkurrenz zwischen Tierarten und dem Menschen, was die Nutzung natürlicher Ressourcen betrifft.

Die menschliche Nutzung arider Flächen für den Anbau von Nutzpflanzen, so die Autoren des UN-Berichtes, bedürfe eines intensiven Revirements. Statt Felder unter freiem Himmel und hoher Verdunstungsrate schlägt der Bericht glashausbasierte Landwirtschaft vor. Auch sollten statt billigen Getreidesorten (Mais, Weizen) angepasstere landwirtschaftliche Produkte angebaut werden (Datteln), während die Billiggetreide importiert werden sollten.

Die zweite große Herausforderung für alle Bewohner der Wüsten ist aber der Klimawandel. Zwischen 1976 und 2000 sind die Durchschnittstemperaturen in neun von zwölf untersuchten Wüstengebieten gestiegen. Prognosen für das Jahr 2100 sehen einen durchschnittlichen Anstieg des Temperaturniveaus von bis zu sieben Grad Celsius. Das hat auch eine Umwälzung der empfindlichen Biosphäre zur Folge: Die Hälfte der Vögel, Säugetiere und Insekten dürfte bereits bis 2055 von anderen Arten ersetzt werden.

Und die Experten sind einig: "Es braucht eine neue behutsamere Vision vom Zusammenleben in der Wüste. Eine Vision, in der die Wüste und ihre Bewohner sowohl durch die Politik als auch durch die Zivilgesellschaft geachtet werden.“ Das betreffe staatliche Einrichtungen - aber auch globale Strategien.

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