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Schach dem Krebs

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Bender Wien, ein österreichisches Unternehmen im internationalen Untenehmensverband der Boehringer Ingelheim, Deutschland, ist das Forschungszentrum innerhalb der Unternehmensgruppe. Mit gutem Grund. Früh erkannte man die völlig neuen Möglichkeiten, die der Einsatz biotechnologischer Verfahren bei der Arzneimittelherstellung bot.

Dazu ein Beispiel: Für die Herstellung von einem Milligramm Interferon — es aktiviert das körpereigene Abwehrsystem und spielt eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Entwicklung neuer Krebstherapeutika — benötigte man früher 2.000 Liter Blut. Das war teuer. Mit biotechnologischen Verfahren kann Interferon heute in großen Mengen hergestellt werden — verhältnismäßig kostengünstig.

Im September dieses Jahres eröffnete Bender Wien eine neue biotechnologische Forschung- und Produktionsstätte, wo unter anderem auch In-terferone entwickelt und produziert werden.

Die neue Hightech-Anlage soll weltweit eine der modernsten ihrer Art sein und versetzt das Unternehmen in die Lage, nötigenfalls den gesamten Weltbedarf an Interferon zu erzeugen.

Schon 1980 begann das Unternehmen mit gentechnischer Grundlagenforschung. Zu diesem Zweck wurde mit dem amerikanischen Unternehmen Genentech Inc., San Francisco, ein Joint-Venture eingegangen, das zur Gründung des „Instituts für Molekulare Pathologie” (IMP) in Wien führte. Mit IMP zusammen wurde das Konzept der „Tumorvakzination” entwickelt, das einen neuen Ansatz in der Krebstherapie eröffnen soll.

Dabei werden Tumorpatienten Krebszellen entnommen, die in weiterer Folge gentechnisch so verändert werden, daß sie keinen Schaden mehr anrichten können. Der Patient wird mit den nunmehr harmlosen „Krebszellen” geimpft. Dadurch soll das Abwehrsystem des Körpers so „aufgerüstet” werden, daß es nun in der Lage ist, weitere vorhandene Krebszellen zu zerstören.

Das Verfahren befindet sich derzeit in seiner Erprobungsphase. Erste Aussagen über die Wirksamkeit des neuen Behandlungsansatzes werden in naher Zukunft erwartete. Man darf also gespannt sein.

Bender hat bis jetzt insgesamt 500 Millionen in den Ausbau seiner biotechnologischen Produktion investiert. Neben der Produktionsausweitung bei der Interferon-Herstellung floß ein Teil des Geldes in das schon erwähnte ehrgeizige Zukunftsprojekt zur Herstellung eines „Impfstoffes” zur Krebsbehandlung...

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