Die Rückkehr der Kunstliebhaber

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Am Wochenende wird in Wien bereits zum fünften Mal die Kunstmesse "Viennafair" veranstaltet. Nicht zuletzt moderat kalkulierte Preise sollen jene Personen ansprechen, die in Bildern und Skulpturen nicht ausschließlich krisenfeste Veranlagungsformen sehen.

Ist Kunst Luxus, oder vielleicht doch ein Lebensmittel? Ist das idealistische Gemurmel, dass nur die Schönheit die Welt weiterbringt und in schlimmen Fällen retten kann, nicht längst abgelöst von den Mechanismen eines Kunstmarktes, der Kunstwerke als Investitionsangebot und Wertanlage hegt und pflegt? Diese Frage in eine Entweder-Oder-Formulierung zu packen, kann aber bloß als altgediente Provokation dienen, denn diese beiden Zugänge zur Kunst schließen einander nur zu einem geringen Teil aus, nämlich dort, wo man sich schwarz-weiß-malerisch ausschließlich auf eine der Positionen zurückzieht. Prinzipiell darf auch Kunst etwas kosten, wie die Lebensmittel auch, und Massenware ist auch am Kunstmarkt günstiger zu haben, genauso wie dies auch die Nahrungsmittelketten vorexerzieren. Im Spiel von Angebot und Nachfrage entpuppen sich viele Kunstwerke als eher rare Produkte, sodass die Kunst grosso modo ein luxuriöses Lebensmittel abgibt.

Im Zeichen der Wirtschaftskrise

Wie alles in Zeiten wie diesen, steht auch die fünfte Ausgabe der Wiener Kunstmesse Viennafair unter dem Zeichen der weltweiten Wirtschaftskrise. Seit dem Start hat sich aus dem damaligen Versuchskaninchen eine fixe Institution entwickelt, die zwar nicht auf eine so lange Geschichte zurückblicken kann wie etwa die Art Cologne, die als älteste Kunstmesse der Welt bereits 43-mal stattfand, die sich aber mit den heuer erwarteten 125 Galerien gegenüber ihrem Pendant an einem so finanzstarken Standort wie Dubai mit gerade einmal der Hälfte an teilnehmenden Galerien durchaus behaupten kann. Eingespannt bleibt die heurige Ausgabe in Wien zwischen der gedämpften Stimmung einer krisengebeutelten Zeit und den Erfahrungen der in diesem Jahr vorangegangenen Messen, bei denen alle befürchteten Rückgänge ausblieben. Das mag einmal damit zu tun haben, dass die Galerien nach den blasenartigen Höhenflügen der Preise in den letzten Jahren wieder moderater kalkulierten, aber auch dass jene Kundschaft, die sich tatsächlich rein aus Anlagegründen mit Kunst eindeckte, wieder zu einem großen Teil von Kunstliebhabern abgelöst wurde.

In der letzten Dekade setzte hierzulande eine angenehm breite Rezeption jener Kunstschaffenden ein, die vor 1989 hinter dem sogenannten Eisernen Vorhang gearbeitet haben. Die Stadt Wien pflegte bei diesem Kennenlernprozess mit Hilfe der hier ansässigen Kulturszene das Image, ein Bindeglied zwischen dem europäischen Westen und dem europäischen Osten zu sein. Dass dieser Austausch nunmehr nicht aus einer historischen Distanz geschieht, sondern zeitgleich vonstatten gehen kann, gehört seit Beginn zu einem der Grundanliegen der Viennafair. Daher kommen rund ein Viertel der Galerien aus diesen Ländern, die auch Arbeiten von dort zurzeit tätigen Kunstschaffenden mitbringen. Sie finden sich dort vereint mit vielen Vertreterinnen aus Österreich und Deutschland, aber auch mit Galerien aus der Schweiz, aus Italien, Frankreich, Spanien, Portugal, den Niederlanden, Großbritannien und den USA. So spannt sich geografisch trotz der mitteleuropäischen Konzentration ein weiter Bogen, der auch bei den Preisen anzutreffen ist. Ohne Rücksicht auf ein Herkunftsland beginnt die Preisliste bei 280 Euro und klettert bis in den sechsstelligen Bereich hinauf.

Breiter Themenreigen

Weil visuelle Kunst auch zum Diskurs anregt, werden die Präsentationen von Gesprächsrunden begleitet, die sich mit den Strategien im Kunstmarkt und in der Kunstvermittlung beschäftigen, Strömungen in der zeitgenössischen Kunst genauso analysieren wie kuratorische Praktiken. Der Themenreigen reicht dabei von den sich auflösenden Erzählungen unserer Welterklärungsmodelle über die verschwimmenden Grenzen zwischen der spezifischen Arbeit von Museen und jener von Galerien, die künstlerischen Beziehungen zwischen Europa und Asien, die Globalisierungsverweigerung einiger Kunstproduktionen, einen Blick in die Zukunft der Wiener Kunstszene bis hin zur Vorstellung des Sammlungsprojekts der Erste Bank, bezeichnenderweise "Kontakt" genannt.

Viennafair 2009

Messe Wien

Halle A, Messeplatz 1, 1020 Wien

7.-10. Mai 2009, Do 12-19, Fr 12-19, Sa 11-19, So 11-18 Uhr

Besucherinformation: www.viennafair.at 01-72720-310

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