Der Mann kam nach Hause, setzte sich an den Tisch und las die Zeitung. Die Frau strickte, der Junge hockte auf dem Boden und spielte mit einem kleinen Auto. Draußen war es dunkel, der Regen schlug gegen die Fensterscheiben, und alle fünf Minuten donnerte ein Stadtbahnzug vorüber. Drinnen war es warm, das Licht der Lampe strahlte angenehm gelb und weich. Auf dem Ofen stand ein Teekessel und summte.Der Mann legte die Zeitung weg, betrachtete den Jungen eine Weile und fragte: „Hast du schon deinen Brief an das Christkind geschrieben?“Der Junge hielt sein Auto fest und sah auf.„Nein“,
Der Oberleutnant Doktor Lorenz Taferner stand im Mai 1945 mit ein paar ihm verbliebenen Männern in Böhmen und schlug sich nach dem Waffenstillstand nach Österreich durch, wo er zunächst bei Bauern untertauchte, sich dann den Amerikanern stellte. Nach kurzem Aufenthalt in einem Sammellager wurde er mit den wichtigen Papieren entlassen. Da man in den letzten Jahren viele Juristen verheizt, die wenigen Kriegsstudenten in großdeutschem Recht ausgebil-det hatte und Taferner nie bei-der Nazi-Partei gewesen war, erhielt er sehr schnell eine Anstellung an einem Salzburger Gericht.Seine Eltern
In welcher Form würde der Untergang der Nibelungen in unseren Tagen vor sich gehen? Fritz Habeck schildert den Vorgang am Beispiel einer großbürgerlichen Unternehmerfamilie in Österreich. Der Roman „Wind von Südost“ des 1916 geborenen bedeutenden österreichischen Epikers wird in diesem Herbst im Paul Zsolnay-Verlag erscheinen. Mit einem ersten Vorabdruck führt die FURCHE in die Porträt-Galerie dieses Werkes ein, das ohne Zweifel zu den bedeutendsten Arbeiten der kommenden literarischen Saison gezählt werden muß.
Acht Jahre war er nicht hier gewesen, und es schien ihm, als fahre er unter südlicherem Himmel durch diese flimmernden Luftschichten auf heißer Erde, quer über diese grausilberne Ebene mit ihren fernen Alleen, die sich wie Holzperlketten von einem scharf emporstechenden Kirchturm zum andern zogen, weit hinein bis in die Tiefe des Landes, und diesem sonderbaren Kanal, schnurgeradem Schnitt durch die Felder, da und dort von einer gewölbten Steinbrücke überspannt, dahinter vielleicht eine Pappel, die man nur als Zypresse zu sehen braucht, und schon glaubt man sich bei Nimes oder Verona,
Anläßlich der Verleihung des von der Vereinigung österreichischer Industrieller gestifteten Anton-Wildgans-Preises hielt Professor Dr. Fritz Habeck diese Ansprache, deren Text wir im folgenden wiedergeben. Seine Romane sind im Paul-Zsolnay-V'erlag, Wien, erschienen, „Der verliebte Österreicher oder Johannes Beer“ im Stiasny-Verlag, Graz.
Auch Vetter Johannes war so ein verliebter Österreicher, ein Mann, der unsere Welt wohl durchschaut, aber doch nie aufhören kann zu streben, der die Hohlheit des Ehrgeizes erkennt und trotzdem Achtung erringen will, der die bürdelose. Einsamkeit ersehnt und sich eine vielköpfige Familie aufhalst: ein Mann mit allen Widersprüchen, die uns dieses männliche Leben in seinem immerwährenden Hin und Her zwischen Erkenntnis und Tat beschert. Wenn es auch (und da glaube ich ihn ganz zu verstehen) dunkle Stunden gab, liebte er doch letzten Endes das Leben; wenn er auch über die Menschen
Bis jetzt hatte er zweiundfünfzig Fenster gezählt. Dieses Zählen sollte ihn beruhigen, aber er wußte trotzdem, daß sie in Lebensgefahr schwebte. Und nicht nur das. Dreiundfünfzig, vierundfünfzig, fünfundfünfzig. Beide waren sie gewillt, ein Verbrechen zu begehen. Sechsundfünfzig, siebenundfünfzig, achtundfünfzig.Er wandte sich um und ging die zwanzig Schritte, die ihm der Lichthof In gerader Richtung möglich machte. Es war November, die Nebel hingen über den glänzenden Dächern, und die grauen Wände der Vorstadthäuser glichen der Haut eines Aussätzigen; Verputz brök-kelte
Jede Theaterkritik ist ein Urteil über den Erfolg der Arbeit mehrerer -Menschen. Sie beurteilt den Autor, der Monate, vielleicht Jahre über seinem Werk gesessen ist. Sie beurteilt Schauspieler, Regisseur, Bühnenbildner, vielfach sogar technisches Personal, die in wochenlangen Proben ihr Bestes getan haben. Sie mag noch so blendend geschrieben sein, sie ist auf jeden Fall abhängig, daß bereits vor ihrem Entstehen andere Menschen gearbeitet und geschaffen haben. Und deshalb sei es einmal erlaubt, die Kritik nicht von der literarischen, wissenschaftlichen oder ästhetischen Seite aus zu
Was tut ein Privattheater mit seinem Spielplan, wie versucht es, auf der einen Seite der Forderung nach Literatur und Erziehung des Publikums, auf der anderen (zahlenden) Seite aber auch dem Verlangen nach dem Hanswurst nachzukommen? Welche Überlegungen sind maßgebend für die Bildung des Repertoires, das dann von dem durchaus sachkundigen Publikum und der noch sachkundigeren Kritik als ziellos und schwach erklärt wird? Sowohl Schauspieler wie Publikum stehen der Literatur mit äußerstem Mißtrauen gegenüber, in des- letzten Zeit haben sich aber sogar die Kritiker für den Schwank und das