Wissenschaftler — ein etwas vager Begriff — erkennt man bekanntlich an ihren weißen i Rittein und' den Retorten oder Eprouvetten, die sie in ihren Händen halten. Zusammen mit den Städteplanern sind sie dabei, [ die Medizinmänner des einundzwanzigsten Jahrhunderts zu werden. Nur sind die Städteplaner nicht so, leicht zu erkennen.
Als Gott die Welt schuf, schuf er nur eine. Es waren noch einfache Zeiten. Heute geht es nicht ohne eine Erste und Zweite und eine vielbesprochene Dritte Welt. In letzter Zeit auch bereits eine Vierte Welt, die der ärmsten Annen. Viele Welten. Vor kurzer Zeit fand in New-York eine Sitzung der Vereinten Nationen über Entwicklung und internationale Wirtschaftskooperation statt, deren Zweck es war, den Delegierten der Länder der Dritten und Vierten Welt ein Forum zu bieten, ihre Forderungen gegenüber den entwickelten Ländern tu formulieren und zu präsentieren.
Anderthalb Jahre sind gerade der richtige Zeitabstand. Man sieht wie die Kinder der Freunde gewachsen sind, aber es sind noch dieselben Kinder. Der Teenager von damals geht noch barfuß und in Blue Jeans, und der Gymnasiast ist noch kein Doktorand. Und doch...Wenn man im Begriffe ist, nach einer Abwesenheit von anderthalb Jahren wieder am Kennedy Airport zu landen, wäre es wahrhaftig zu viel verlangt und geradezu unnatürlich, wollte man sich keinerlei Vorstellungen von den zu erwartenden Veränderungen machen. Nun, das Klima — New York im Hochsommer — hat sich nicht geändert. Kennedy
Ein viel verwendetes Wort und ein wichtiger Begriff für Soziologen und Nationalökonomen ist „Time Lag“, einfacher gesagt: Zeitabstand. Was sich heute in der amerikanischen Wirtschaft abspielt, wird sich nächstes oder übernächstes Jahr bei uns in Europa fühlbar machen. Was heute in der Bundesrepublik geschieht, beeinflußt morgen oder in der nächsten Woche die Ereignisse in Österreich. Man könnte, wenn man wollte, darüber streiten, ob das gut oder schlecht ist; nur wäre das müßig. Wer will, mag sagen, daß wir nachhinken. Wer realistisch und positiv denkt, sieht, daß der Time Lag zu unseren Gunsten arbeitet. Wir haben Zeit, uns vorzubereiten und gegebenenfalls auch, aus den Fehlern der anderen zu lernen.
Was für die arabischen und anderen islamischen Länder Israel, ist für die afrikanischen Staaten Südafrika. Dies um so mehr seit-dem Umsturz in Portugal im April vorigen Jahres und der darauffolgenden Zerschlagung des fünfhundert Jahre alten portugiesischen,Reiches. Krieg mag zwischen Mali und Obervolta drohen, Truppen .mögen an der l gaadh-Tansaiiitjn-Grt'nzc aufmarschieren, Bürgerkrieg mag in Äthiopien ausbrechen — in einem Punkt ist das ganze-schwarze Afrika einig: Garthaginem esse delendam — Südafrika müsse „befreit“ werden.Südafrika aber ist unkooperativ und voller Uberlebenswillen. Mehr noch, es scheint eine gute Chance zu haben, zu überleben.
Wer denkt heute noch an Biafra? Die Bilder der verzweifelten Mütter und der Kinder mit den hungergeblähten Bäuchen in Biafra wurden mittlerweile von den Bildern aus der Sahelzone abgelöst; die Grausamkeit von Mensch gegen Mensch— durch die Grausamkeit der Natur. Und der verzweifelte Kampf der Ibo in den sechziger Jahren für Selbstbestimmung und Unabhängigkeit ist längst vergessen. Und wie ist das heute in Äthiopien, wo in Eritrea eine Unabhängigkeitsbewegung kämpft?