Wohl haf Er eben noch geliflen, jetzt aber wird Er sterben.Leise bewegt sich das grofje Kreuz in der Nacht: ein Gott atmet darauf.Alles ist da. Laht nur das Werkzeug wirken, das durch die Verbindung derzwei Naturen unerschöpflich aus dem Born der Seele und des Leibes und der hypostatischen Vereinigungherauspreßt und herauszieht, was nur an Leidesfähigkeit in Ihm ist. Er ist ganz allein wie Adam, als der im Paradiese war. Für drei Stunden ist Er allein und kostet,von Gott verlassen, den Wein: die unüberwindliche Unwissenheit der Menschheit.Er sinkt in sich zusammen, unser Gast; Seine Stirn
Unter zerbrechlichen Schleiern blüht uns für eine Weile die Wirklichkeit auf, unsere Seele findet die tiefe Wonne aller Dinge, die Gott erschuf/Kann ein vergängliches Wesen Sterblicheres aushauchen?Als die ewige Essenz und für einen Augenblick den unausschöpflichen Duft der Rose?Je mehr ein Ding stirbt, desto mehr gelangt es an sein eigenes Ziel,Desto mehr haucht es vom Worte aus, das es nicht sprechen kann, und vom Geheimnis, das es lockt.Gerade der provisorische Charakter der Dinge muß unbedingt gewahrt bleiben, wenn wir dem Leben die Heiterkeit, die Freiheit und den Sinn für ewige
Ein Einwand wird stets vom religiösen Standpunkt aus gegen die Darstellung der menschlichen Leidenschalten erhoben. Er ist so ernsthaiter Natur, daß er einem Racine Schweigen aulerlegte; und Bossuet hat ihn in seinem Brie! an den Pater Caflaro mit;einer ganzen U eher zeugung skr all entialtet. Er läßt sich im folgenden Satz zusammenlassen: „Die menschliche Natur ist so schwach, und unsere Leidenschaften habeniine solche Macht über sie, daß von ihrer Darstellung auf der Bühne oder in einem Buch abgeraten werden sollte“ Ich glaube, daß es auf dieses vom Jansenismus getränkte
Foutcheou, 20. Jänner 1904Lieber Bruder und Freund!Lassen Sie mich Sie so nennen und Ihnen danken für die unendliche Freude, die mir Ihr Brief gebracht hat. Ich danke Gott, daß er zugelassen hat, daß eine Seele wenigstens, die einzige, begriffen hat, wozu alle meine Bücher geschrieben sind: Ihn besser zu erkennen und mehr zu lieben und beizutragen, daß auch andere ihn besser erkennen und mehr’liebenlernen. Alle Leute, die mir über meine Dramen geschrieben haben, anerkennen nur die stilistischen Qualitäten und die Phantasie und zeigen mir so, daß sie ihre Seele nicht erfaßt haben
Nach diesem Augenblick der feierlichen Entscheidung, den so manches Herz seitdem durchgemacht hat, öffnete sich etwas und gab nach. Unter dem unmerklichen Schlag des Meißels wurde eine Seele von oben bis unten aufgerissen. Und wir hören plötzlich, man hört plötzlich den guten Schacher erbarmungswürdig rufen: „Herr, gedenke meiner, wenn du In deiner Königsherrlichkeit erscheinst!“ (Lk. 12, 42.) Wogegen jener, der den Galgen zur Linken einnimmt, mannhaft in der energischen Haltung verharrt, die ihm so viel Sympathie bei „Freigeistern* einträgt. Das ändert nichts! Denn auf seiner
Der Wein ist nicht unser Feind, er ist vielmehr ein Ratgeber, der sich in uns f des Kredits seiner langjährigen Wohl*' taten erfreuen will. Ich denke dabei nicht so sehr an seine physiologischen Segnungen, denn zum größten Schrecken seiner Verleumder haben die Forschungen unserer Ärzte sie schon seit langem I ans Licht gebracht. Ich möchte auf etwas anderes aufmerksam machen. Mein Freund Paul Valery — hartherzige Akademi4 ker verboten mir, ihn Kollege zu nennen — bedauerte einmal, daß das schöne Wort .Tugend“ aus unserem Wortschatz gestrichen sei. Dann aber fragte er sich, ob
Von den Hilfeleistungen und den Vorteilen, die der Dichtung aus der Religion erwachsen, möchte ich drei anführen:Zunächst gestattet der Glaube an Gott die Lobeserhebung. Das Lob ist vielleicht die stärkste bewegende Kraft der Poesie, da es der Ausdruck des tiefsten Bedürfnisses der Seele, die Stimme der Freude und des Lebens, die Aufgabe jeder Schöpfung ist, in der jedes Geschöpf aller anderen bedarf. Die große Dichtung, von den vedischen Hymnen bis zum Sonnenqesang des heiligen Franziskus, ist ein Loblied. Es ist vorzüglich das Thema der Gemeinsamkeit. Niemand singt allein. Selbst
Es ist Mittag. Ich sehe die Kirche offen. Man muß sie betreten. Mutter von Jesus Christus, ich komme nicht, um zu beten. Ich habe nichts zu bieten und nichts zu erflehn. Ich komme, Mutter, nur um Dich anzusehn. Dich anzusehn, vor Glück zu weinen, zu wissen, Daß ich Dein Sohn bin und daß Du da bist genießen. Während alles stillhält, nur eines Augenblicks trist. Mittag!Mit Dir, Maria, sein an dem Ort, wo Du bist. Nichts sagen, Dein Antlitz ins Auge fassen, Das Herz seine eigene Sprache singen lassen, Nichts sagen, nur singen, weil das Herz einem überfließt, Wie die Amsel, die ihre
Am 6. August 1868 wurde ich geboren. Meine Bekehrung vollzog sich am 25. Dezember 1886. Ich war also achtzehn Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt war ich in meiner geistigen Entwicklung weit voraus. Obwohl ich von beiden Seiten in einer Ahnenreihe vor Gläubigen stand, die der Kirche mehrere Priester geschenkt hatten, war meine Familie religiös gleichgültig und seit unserer Übersiedlung nach Paris allem gegenüber, was den Glauben betraf, ausgesprochen feindlich gesinnt. Zuvor hatte ich eine schöne erste heilige Kommunion gemacht, die wie für die meisten jungen Menschen damals zugleich
Ich habe mich oft gefragt, woher meine Sympathie für Chinesisches stamme, die sich bis zur Liebe steigert. Sind es die azurblauen Götzenbilder, ist es ein graziös in der Hand gehaltener Fächer? Oder die schwarze Schnur eines Zopfes, der sich vom Hinterhaupte herabringelt? Ist es die leise schwingende Rundung einer edlen Porzellanschale? Gewiß hat sich all das unauslöschlich in mein Gedächtnis geprägt. Doch heute will ich von dem bewegten, dem täglichen China reden, von den Lauten, die aus einer der bunten, lebenerfüllten Gassen Kantons steigen. Die weiße Rasse? Ich habe mehr als
Soeben komme ich von einer dieser Rundfahrten durch eine der schönsten Gegenden zurück, die ich je gesehen habe, durch einen jener Landstriche, in die das christliche Frankreich seine Spuren am tiefsten geprägt und in denen es die herrlichsten Bauwerke hinterlassen hat.Den Namen der Stadt, die das Hauptziel meines Ausflugs war, lasse ich unerwähnt. Man wird sie vielleicht erkennen, wenn ich sage, daß ihre Kathedrale ein Beispiel dafür ist, was der romanische Stil an äußerster Strenge und Schmucklosigkeit in einer heiteren und dennoch wuchtigen Autorität kennt. Daneben steht ein
Es gibt, keine Vorstellung, die die profane Literatur mehr entstellt, herabwürdigt, beschmutzt und verunstaltet hätte als die Vorstellung von der Vereinigung und dem Bund zwischen Mann und Frau. Der große Irrtum in der Auffassung der meisten Schriftsteller von diesem mit Geheimnis umgebenen Gefühl läßt sich in zwei Worte zusammenfassen, die nicht minder bezeichnend sind für die ganze Kunst und das ganze Denken des 19. Jahrhunderts: nämlich Frivolität und Kräftevergeudung. Niemand zweifelt daran, daß mit dem Auftreten der christlichen Religion die Liebe so gut wie jedes andere
Man kann wirklich nicht sagen, es sei bei mir gewesen, was die Leute ein Strohfeuer nennen. Es hat mich weder kindische Begeisterung mitgerissen noch ein Gefühl, für das ich kaum eine andere Bezeichnung finden könnte als „sentimental“. Es war etwas unbedingt Ernstes, ein tiefes Interesse. Ich wollte darüber ins reine kommen, ich wollte wissen, wohin Er gehen werde. Er seinerseits, als Er mich berief — ich bin wohl gezwungen, anzunehmen, Er wußte genau, was Er tat. Um Ihm zu folgen, habe ich ohne zu zögern meine Familie, meine Freunde, mein Vermögen, meine Stellung geopfert. Es war
Herr, im Evangelium steht geschrieben, du werdest kommen wie ein Dieb. Der Dieb kommt des Nachts, und erst am Morgen bemerkt man die verschobene Eisenstange, das erbrochene Türschloß, das offene Fenster — oder jenen verdächtigen Fleck auf dem Gesicht und jenen sonderbaren Schmerz in der Seite. Zuweilen kommt es vor, daß man wohl etwas gehört hat, doch war es unseren Träumen oder allen vertrauten Geräuschen des Hauses oder dem Gespräch mit unseren Freunden beigemengt. Ich erinnere mich jetzt, daß ich mehrere Nächte hintereinander das Telephon läuten hörte, daß aber, als ich den