Die spanische Erfolgsautorin Almudena Grandes erzählt auf fast 1000 Seiten, wie der spanische Bürgerkrieg Keile zwischen Familien getrieben hat und ein Land über Generationen vergiftet.Bis in die späten 1990er-Jahre lautete in Spanien die Devise, über den Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 „nichts zu wissen, nichts zu sagen, nichts zu denken“. In einem Gedicht aus dem Jahr 1977 heißt es: „Die Alten erzählen, es habe in diesem Land einen Krieg gegeben, es gebe zwei Spanien, die bis heute den Groll alter Rechnungen bewahren. Ich aber sah nur Menschen, die leiden und schweigen.“
„Maria lactans – Die Stillende in der Kunst“ im Dommuseum Wien: Die den Menschensohn stillende Gottesgebärerin Maria ist Mittelpunkt der aktuellen Ausstellung. Zahlreiche Künstler versuchten sich darin, diese intime Verbindung zwischen Mutter und Sohn abzubilden.Eine Empfehlung für die Weihnachtsferien: Der Besuch im Wiener Dommuseum, wo in einer Sonderausstellung mit dem Titel „Maria lactans – Die Stillende in der Kunst“ durch siebzig Objekte ein entscheidender Augenblick im Leben eines jeden Menschen dargestellt wird: stillen und gestillt werden – als absoluter Gegenpol von
Sofja Tolstaja, Schriftstellerisch Begabt, Vom Berühmten Gatten
Jedoch Mit Publikations-verbot Belegt, Kommt Erstmals Selbst Zu Wort
- Und Korrigiert Ihr Bisher Negatives Image.
Die Ausstellung „Das Phänomen Homer in Papyri, Handschriften und Drucken“ des Papyrusmusems zeigt den Weg der Homer-Verehrung von der Antike über die ambivalente Haltung des Mittelalters bis zur Lust des Barocks, die Götter ins Diesseits zu holen.„Die Bedeutung von Homer für uns heute braucht ebenso wenig diskutiert zu werden wie die Bedeutung von Shakespeare“, schreibt der populäre Nacherzähler der klassischen Sagen des Altertums, Michael Köhlmeier (Presse, 23. 5. 2009). Von welcher Bedeutung spricht der Schriftsteller? Es stimmt: Homer lebt in Filmen. In mehr oder weniger
Antike Landkarten, Atlanten, Handschriften und Drucke sind Inhalt einer aktuellen Ausstellung in der Österreichischen Nationalbibliothek. Die Exponate erzählen ein Stück Wissenschaftsgeschichte und geben eindrucksvoll Auskunft von der Neugierde an unbekannten Erdteilen.Die Österreichische Nationalbibliothek kann für ihre diesjährige Sommerausstellung "Annäherungen an die Ferne. Geografische Kostbarkeiten aus der ÖNB" aus dem Vollen schöpfen: Ihre Kartensammlung umfasst 1,5 Millionen Objekte. In der Mitte des Prunksaals der ÖNB liegt in einer Vitrine einer der fünfzig Bände des
Komisch, grotesk und realistisch: der Roman "Milchzähne".Der spanische Autor Ignacio Martínez de Pisón (geb. 1960) erzählt von einer Frau, der die Milchzähnchen ihrer drei Söhne kostbar sind: "Wie seltsam doch der menschliche Körper war, er verzichtete auf diese Zähne, obwohl sie sich in perfektem, vollkommenem Zustand befanden und noch keine Zeit gehabt hatten, kaputtzugehen! ... Verkörperten sie nicht all die schönen Dinge, die zurückzulassen wir uns von Zeit und Leben gezwungen sehen?"Vom Leben dreier Generationen handelt der Roman "Milchzähne", von Menschen, die der Spanische
Edgar Allan Poe war mehr als der Autor von meisterhaften Horrorgeschichten."Jähzornig, neidisch, von einem kalten, abstoßenden Zynismus überzogen, machte sich seine Leidenschaft Luft in Hohn und Verachtung … Er hatte, in morbidem Überfluss, jenes Verlangen nach Aufstieg, das vulgär als Ehrgeiz bezeichnet wird …" Dieses Zitat aus dem Nachruf auf den plötzlichen Tod des 40-jährigen amerikanischen Autors E. A. Poe im Jahr 1849, geschrieben von jenem Mann, den Poe selbst zu seinem literarischen Nachlassverwalter ernannt hatte, ist bis heute unfasslich.Erklärt die kalte Häme des
Die Ausstellung "Ikonen unter Hammer und Sichel" im Wiener Dommuseum erschüttert, fasziniert - lässt aber auch wesentliche Fragen offen.Das Wiener Dom- und Diözesanmuseum überrascht mit seiner neuen Ausstellung "Ikonen unter Hammer und Sichel" mit einem hochpolitischen Thema. Am Anfang erwarten den Besucher Schautafeln des Grauens: Die Kommunisten machten sich vom ersten Tag der Machtergreifung am 7. November 1917 die totale Vernichtung der russisch-orthodoxen Kirche zur Aufgabe: Tausende Bischöfe, Geistliche, Mönche, Nonnen und Laien wurden wegen ihres Glaubens erschossen, kirchliche
Bilder des modernen amerikanischen Alltagslebens von Edward Hopper und Einblicke in das Weiterwirken Hoppers auf junge Künstler zeigt die Kunsthalle Wien.Was hat der Direktor der Kunsthalle Wien mit Shakespeare gemeinsam? Der englische Dramatiker schrieb seine Stücke so, dass die „groundlings“, die Fischhändler und Lastenträger, also die Besucher auf den billigen Stehplätzen, genauso auf ihre Rechnung kamen wie die „gebildeten Stände“. Gerald Matt zeigt zum ersten Mal in Österreich eine Ausstellung über einen der wichtigsten Vertreter der amerikanischen Kunst des 20.
Ruth Klüger erzählt ihr Leben nach der Flucht aus dem KZ: glänzende Karriere, gescheiterte Ehe und schatten der Vergangenheit."Meine Art zu schreiben, bei der mir der Begriff Kritik, das heißt Unterscheidung, der wichtigste ist, irritiert", schreibt Ruth Klüger im zweiten Band ihrer Erinnerungen, "Unterwegs verloren". Muss man den ersten, vor 16 Jahren erschienenen Band, "Weiter leben", kennen, der ein erschütterndes Zeugnis einer von den Nationalsozialisten zerstörten Kindheit und Jugend ist? Wünschenswert wäre es, aber nicht zwingend. "Unterwegs verloren" schildert ihr Leben nach
Bücher über Bücher, die nie geschrieben wurden, können sehr interessant sein. Das beweist die Lektüre von George Steiners Essays.Nächstes Jahr wird der Kulturkritiker, emeritierte Universitätsprofessor, weltweit Vortragende und Buchautor George Steiner 80 Jahre alt. Sein neuestes Buch heißt "Meine ungeschriebenen Bücher" und besteht aus sieben Essays von jeweils 40 Seiten, in denen er anschaulich schildert, worüber er gern ausführlicher geschrieben hätte und warum er es nicht getan hat: Das Alter war in keinem Fall ein Hinderungsgrund.SprachhindernisseSteiner beginnt mit einem
Gérard Chaliands Reisebeschreibungen erzählen von einer strapaziösen Atlantiküberquerung und einem Monat Leben bei Indios.Der französische Kapitän Patrice Franceschi verwirklichte ohne Sponsoren ein gigantisches Unternehmen: Mitte 2004 brach er mit seinem Dreimast-Segelschiff "La Boudeuse" ("Die Schmollende") von Bastia auf Korsika zu einer Weltumseglung auf, bei der zwölf Expeditionen zu acht Völkern, die nur vom Wasser aus erreichbar sind, unternommen wurden. Nach 1063 Tagen und 60.000 zurückgelegten Kilometern kehrte das Schiff im Juni 2007 nach Bastia zurück.Schriftsteller als
Ein Lexikon als Kulturgeschichte: deutsche Worte aus Japan.Dieses Baums Blatt, der von Osten Meinem Garten anvertraut,Gibt geheimen Sinn zu kosten, Wie's den Wissenden erbaut.Ist es Ein lebendig Wesen,Das sich in sich selbst getrennt? Sind es zwei, die sich erlesenDass man sie als Eines kennt?Solche Frage zu erwidern,Fand ich wohl den rechten Sinn: Fühlst du nicht an meinen Liedern, Dass ich Eins und doppelt bin?In Goethes Gedicht "Gingo Biloba" ist die Rede von einem Gingko-Blatt, das zum Symbol wird für die eigene Gespaltenheit und gleichzeitige Einheit. Im "Kleinen Lexikon deutscher
Der französische Philosoph Luc Ferry sollte einen Philosophiekurs für Kinder und Erwachsene improvisieren - daraus wurde ein Bestseller.Von Fremden lasse ich mich nicht duzen, doch keine Regel ohne Ausnahme: Der preisgekrönte französische Philosoph Luc Ferry (geb. 1951), von 2002 bis 2004 Erziehungsminister, duzt seine Leser in seinem neuen Buch "Leben lernen: Eine philosophische Gebrauchsanweisung". Dass diese Vertraulichkeit nicht stört, liegt an der Entstehungsgeschichte des Buches: "Während der Ferien in einem Land, in dem es früh dunkel wird, baten mich Freunde, einen
der über das Leben und das Lesen räsoniert.Die Geschichten des Herrn Casparis" des aus der rätoromanischen Schweiz stammenden Iso Camartin haben eine originelle Entstehungsgeschichte. Der Literaturwissenschafter, Musikfachmann, Philosoph und Schriftsteller (geb. 1944) erhielt die Einladung, einen Essay zum Thema "Heimat" zu schreiben. Er wollte weder nur Persönliches von sich geben, noch zu sehr ins Allgemeine schweifen, daher erfand er eine Figur, Herrn Casparis, einen älteren Bibliothekar. Dieser entwickelte Eigenleben und Eigendenken für weitere Themen, und so liegt jetzt ein
Im Sommer 1947 verließen vierzehn Millionen Muslime, Hindus und Sikhs ihre Heimat. Khushwant Singhs Roman über diese Völkerwanderung.Khushwant Singh, geboren 1915, ist einer der großen auf Englisch schreibenden indischen Autoren. Mehr noch: Er ist eine öffentliche Figur; in seinem langen Leben war er Parlamentsmitglied, Rechtsanwalt, Diplomat, Übersetzer und durch seine Zeitungskolumnen eine in ganz Indien gehörte Stimme. Sein Klassiker aus dem Jahr 1956, "Train to Pakistan", 1998 verfilmt, ist nun endlich auch ins Deutsche übersetzt worden.Der Roman "Der Zug nach Pakistan" ist der
François Cheng meditiert über die Schönheit und konfrontiert das westliche Denken mit dem unvertrauten asiatischen.Kardinal Richelieu gründete 1634 die Académie française, die noch heute unter allen europäischen Akademien für Sprache und Dichtung das höchste Ansehen genießt. Die Zahl ihrer Mitglieder ist auf 40 beschränkt. 2002 wählte das erlauchte Gremium zum ersten Mal einen Asiaten zum Mitglied: François Cheng. Der Chinese kam 19-jährig mit einem Stipendium nach Frankreich, ohne ein Wort Französisch zu sprechen. Seit 1973 ist er französischer Staatsbürger; er beherrscht das
Annemarie Schwarzenbach wurde nur 34 Jahre alt, heute sind zwölf Werke von ihr greifbar. Vor 100 Jahren wurde sie geboren.Vor 100 Jahren wurde die Schweizerin Annemarie Schwarzenbach geboren. Mit 34 Jahren war sie tot. Ein schriftstellerisches Werk von damals noch unbekanntem Umfang ging in den Kriegswirren unter. Ihr Name tauchte jedoch in den seltsamsten Zusammenhängen auf: Die Amerikanerin Carson McCullers widmete ihr einen Roman; Thomas Mann beschrieb sie in seinen Tagebüchern, ebenso sein Sohn Klaus Mann.Heute sind zwölf Werke von Annemarie Schwarzenbach greifbar; sie wurde zum
Hände weg von Karl May! Oder doch nicht? Zwei Ausstellungen in Niederösterreich zeigen den europäischen Blick auf die Ureinwohner Amerikas.Zwei Landpartien zu den Indianern in Niederösterreich sind angesagt: Eine reich bestückte Ausstellung (600 Objekte) auf der Schallaburg soll die Augen öffnen für unser falsches Indianer-Bild, während eine kleine Schau in der Kunsthalle Krems dem europäischen Blick auf die Ureinwohner Amerikas eine spezifisch österreichische Note hinzufügt. Unter dem Titel "Go West. Von Cowboys und Indianern" zeigt die Kunsthalle die österreichische
Der Roman von Uzodinma Iweala erzählt vom Leben eines Kindersoldaten.Biafra, Uganda, Ruanda, Nigeria, Darfur: Weit weg scheinen die Gegenden, aus denen seit Jahren Nachrichten dringen von Kindersoldaten. 300.000 zwischen sechs und 16 Jahren sollen es sein, eingefangen wie wilde Tiere, gefügig gemacht durch Drogen und Misshandlungen. Obwohl dauernd geredet wird von der Globalisierung: Solche Themen überliest man lieber, sind Kinder als Soldaten doch unvorstellbar.Da kommt ein junger Amerikaner, dessen Familie aus Nigeria stammt, und schreibt einen Roman in Ich-Form, in dem ein Bub die
Schriftstellerinnen und Schriftsteller schreiben über ihr literarisches Debüt.Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne", schrieb Hermann Hesse in seinem Gedicht "Stufen". 92 deutschsprachige Autoren antworteten auf die Einladung aus dem Suhrkamp Verlag, sich zu erinnern, wie das war, als sie ihr erstes Buch schrieben. Herausgekommen ist eine Geschichte der deutsch-schweizerisch-österreichischen Literatur von 1948 bis 1995, denn die Erstveröffentlichung musste zum Zeitpunkt der Einladung bereits zehn Jahre zurückliegen. Von A wie Aichinger bis S wie Ingo Schulze bieten heute berühmte
Das "Kunsthistorische" zeigt kostbarste chinesische Kunst aus fünf Jahrtausenden.Am Anfang ein Wunsch: Möge die Ausstellung "Schätze aus dem Nationalen Palastmuseum, Taiwan" im Kunsthistorischen Museum nicht untergehen zwischen der farbenfrohen Skurrilität Arcimboldos und der Massenattraktion "Tutanchamun". Zwei Gründe gibt es, dass kostbarste chinesische Kunst aus fünf Jahrtausenden überhaupt in Wien zu erleben ist: Erstens hat der Generaldirektor des KHM, Wilfried Seipel, über Jahre geduldig Kontakte zu ostasiatischen Ländern aufgebaut (35 Ausstellungen in Japan, Südkorea, China;
Barock und modern: neue Übersetzungen ermöglichen neue Sichtweisen auf Gabriel García Lorca.In der Schule habe ich Dramenlesen gehasst. Bei Gabriel García Lorcas Stücken (1898-1936), soeben "in neuer Übersetzung" erschienen, mache ich die gegenteilige Erfahrung. Zu lang scheint es her, dass seine Dramen über die Frauen aus dem ländlichen Spanien bei uns auf der Bühne zu sehen waren.Das Lesen der "andalusischen Tragödien" "Bluthochzeit", "Yerma" und "Bernarda Albas Haus" lenkt die Aufmerksamkeit auf ein mögliches Missverständnis: Bisher wurden Lorcas Stücke als realistische
Kluge Essays von Harald Weinrich.Die Lebenszeit nimmt immer nur ab, nie zu. Sie ist, um es mit einem Begriff unserer Epoche zu bezeichnen, eine, nicht erneuerbare Ressource' und hat daher ihren einmaligen Wert."Lesen, so schreibt der 80-jährige Harald Weinrich, vom Fach Romanist, vom geistigen Horizont ein universal Gebildeter und zudem ein vorzüglicher Stilist, sei eine Form des verdichteten Zeittransfers. In seinem 20 Essays versammelnden neuen Buch "Wie zivilisiert ist der Teufel? Kurze Besuche bei Gut und Böse" finden sich Beiträge, die in den letzten Jahrzehnten in verschiedenen
Eine Auswahl an Briefen von Emily Dickinson zeigt diese als unabhängige und unverwechselbare Autorin.Emily Dickinson gilt als die bedeutendste amerikanische Lyrikerin. Doch während ihrer 56 Lebensjahre (1830-1886) übergab sie kein einziges ihrer 1800 Gedichte der Öffentlichkeit. Nicht einmal ihre engsten Angehörigen wussten von der Existenz der mit Faden zu kleinen Konvoluten gehefteten lyrischen Sammlungen. Ahnte sie ihren Nachruhm, der bis heute andauert, als sie schrieb: "Wäre der Ruhm mein, ich könnte ihm nicht entkommen."Gedichte in BriefenDass sie Gedichte schrieb, war ihrer
Harald Haarmann erzählt die Geschichte der Sprachen.Nachdenken über die Muttersprache: Damit beginnen manche Menschen, wenn sie Veränderungen beobachten und über Neusprech stolpern, der ihnen missfällt. Nachdenken über die 6400 Sprachen der Welt, ihre Zusammenhänge und ihre Entwicklung scheint eine Sache für Spezialisten. Bisher hat kein Fachmann aus dem deutschen Sprachraum gewagt, eine moderne Universalgeschichte der Sprachen zu schreiben. Jetzt gibt es sie. Ihr Autor, Harald Haarmann (geb. 1946), gehört zu den weltweit bekanntesten Sprachwissenschaftlern. In seiner "Weltgeschichte
Bulgarische Ikonen im Wiener Dommuseum.Auf Russisch wird ein Bild nicht "gemalt", sondern "geschrieben". Auf Geschriebenes verweisen auch die Ikonen, mit denen sich Bulgarien als neues EU-Mitglied im Wiener Dommuseum vorstellt. Die rund 60 Ikonen schöpfen ihre Themen - Gottesmutter, Engel, Propheten, Apostel, Heilige - aus der Bibel, aus apokryphen Texten und Heiligenlegenden. Sie stammen aus dem Nationalkirchlichen historisch-archäologischen Museum in Sofia, einem Haus (errichtet 1906 vom österreichischen Architekten Friedrich Grünanger im byzantinisch-historischen Stil), das seit
Vor 150 Jahren wurde Józef Teodor Konrad Korzeniowski geboren, besser bekannt als Joseph Conrad.Zwei Jahre hatte Sir Henry Morton Stanley nach dem verschollenen Missionar und Entdeckungsreisenden David Livingstone gesucht. Die Bewunderung für seine in britischem Understatement gehaltenen ersten Worte an den Vermissten war grenzenlos: "Dr. Livingstone, I presume", "Dr. Livingstone, nehme ich an?"Als der polnische Kapitän Józef Teodor Konrad Korzeniowski (1857-1924) im Jahr 1890 ein Schiff auf dem Kongo befehligte, war der britische Afrikaforscher Stanley bereits weltbekannt. 1902 erschien
Die erfolgreiche Schriftstellerin Elena Ferrante ist Neapolitanerin und weiß, dass besonders im Süden ihres Landes bis weit ins 20. Jahrhundert hinein Frauen nur als Mütter und Ehefrauen mit Kochkünsten geschätzt wurden. Selbstverwirklichung? Ein Fremdwort.Die Protagonistin ihres neuen Romans "Die Frau im Dunkeln" steht an einem Wendepunkt, hat sie doch durch ein Studium der Anglistik die Chance gehabt, aus dem Schatten ihrer Mutter und Großmutter herauszutreten. Bis sie selber Kinder bekommt und in die Zwickmühle gerät zwischen den Bedürfnissen ihrer kleinen Töchter und ihrem
Andrea Camilleri erzählt von seiner Insel.Im April 2003 hat sich die kleine Hafenstadt Porto Empedocle im Südwesten Siziliens den Zusatznamen "Vigàta" gegeben. In Porto Empedocle wurde 1925 der Autor Andrea Camilleri geboren. Vigàta heißt die fiktive Stadt, in der Camilleris bisher zwölf Kriminalromane spielen. Ihr reales Vorbild Porto Empedocle ist so gut erkennbar und Camilleris Kriminalromane sind in Italien, aber auch in den USA und Großbritannien so beliebt, dass sich die Bürger mit der Namenserweiterung einen Touristenzustrom erhofften. Einem realen Ortsnamen den von einem Autor
Die Kunsthalle Krems zeigt in ihrer Ausstellung mehr als nur Kunst.Noch einmal erzählt der scheidende Direktor der Kunsthalle Krems, Tayfun Belgin, eine große Geschichte aus dem 19. Jahrhundert, das er in seiner vierjährigen Tätigkeit konsequent als entdeckenswert präsentierte: "Von Österreich zur Neuen Welt. Meisterwerke der brasilianischen Malerei des 19. Jahrhunderts". In dieser 200 Objekte umfassenden Ausstellung geht es um in Europa unbekannte Meisterwerke der brasilianischen Malerei, um Gemälde von Europäern, die die Schönheiten des riesigen Landes festhielten, aber auch um
Ein Sittenbild des ländlichen Kataloniens vor 50 Jahren erzählt Josep Pla.Der Sinn der Lebens? "Wir alle wissen um den Sinn unserer eigenen Existenz … Das Problem ist nur, dass der Sinn unseres Lebens, wenn nicht schlankweg töricht, so doch etwas dermaßen Kleines und Unbedeutendes, etwas so überaus Lächerliches ist, dass man es nicht einmal den besten Freunden anvertrauen kann."Josep Pla, der berühmteste Autor Kataloniens (1897-1981), dessen gesammelte Werke 46 Bände, 30.000 Seiten umfassen, war kein Zyniker, wie das Eingangszitat nahe legen könnte. Grund zur Bitterkeit hätte er
Carles Portas Tatsachenroman über katalanische Originale.Im Jahr 1983 strahlte der katalanischsprachige Sender TV 3 sein erstes Programm aus. Ein Durchbruch für die Katalanen: Ihre Sprache, die nicht bloß ein spanischer Dialekt, sondern eine romanische Sprache mit größerer Nähe zum Provenzalischen als zum Spanischen ist, durften sie unter dem Diktator Franco nicht sprechen, nicht drucken, nicht lehren. Erst 1978 wurde Katalanisch durch ein königliches Dekret wieder als Schulfach zugelassen.Ein preisgekrönter Dokumentarfilm des Senders TV 3 aus dem Jahr 1997 ist jetzt von dem
Fontanes Tochter und Muse erlebte das Scheitern weiblicher Hochbegabung.Eine "literarische" Biografie über eine Frau, die keine Zeile veröffentlicht hat: das ist das Buch Die Tochter. Das Leben der Martha Fontane. Theodor Fontane hat mehr als tausend Briefe an seine Frau und seine vier Kinder geschrieben, die meisten an seine Tochter Martha (1860-1917).Die Germanistin und Fontane-Kennerin Regina Dieterle hat drei bisher unbekannte Nachlässe aus dem Fontane-Familien- und-Freundeskreis erschlossen. Sie konnte mit dem neuen Material ein reizvolles Doppelporträt des großen Erzählers und
Karl Lubomirskis radikal subjektive Eindrücke von fernen Ländern.Karl Lubomirski, der seit 45 Jahren in Mailand lebende, bis heute der deutschen Sprache treu gebliebene Lyriker, legte sein zweites Reisebuch vor. Als Gefangene des Himmels (gefangen von unrealistischen Heilsversprechen, sei es der Religionen oder der Ideologien) erscheinen ihm die Nachfolgestaaten der Sowjetunion und Indien.Lubomirski war in Russland, Usbekistan, Rajastan, Sri Lanka und auf den Malediven. Für all diese Reisezeile gibt es eine reiche Auswahl an Reiseführern. Was also bietet er Neues, zumal er die Länder mit
Sieben Umkreisungen der marokkanischen Stadt Fes.Dichtung bündelt interkulturelle Probleme wie in einem Brennglas. Wer je versucht hat, ein Gedicht in eine andere Sprache zu übersetzen, weiß, wie schwer Klang und Wortspiele, Bilder und Metaphern sich in die andere Sprache hinüberretten lassen.Augen öffnenDer Orientalist Stefan Weidner, bekannt geworden durch sein Buch Mohammedanische Versuchungen (ein kenntnisreicher Essay über Christentum und Islam), beschreibt in seinem neuen Buch Fes in Text und eigenen Fotografien einen Kongress-Besuch in Marokko. Deutsche und marokkanische Gelehrte
Pablo Picasso als "Lyriker".Wer hat, dem wird gegeben. In diesem Fall Aufmerksamkeit. Pablo Picasso malte 1935/36 wenig, lebte in Scheidung, sah politisch düstere Zeiten heraufziehen in seiner Heimat Spanien. Er wollte sich verändern und begann zu schreiben.1935/36 schrieb er fast täglich, datierte seine Gedichte und behielt diesen künstlerischen Ausdruck bis 1959 sporadisch bei. 350 Gedichte in spanischer und französischer Sprache kamen zustande, die erst durch eine Gesamtausgabe aus dem Jahr 1989 vollständig bekannt wurden. Jetzt gibt es die französischen zum ersten Mal in deutscher
Hugh Cunningham schrieb eine Geschichte des Kindes in der Neuzeit.Kindheit selbst kann nicht gepriesen werden, lediglich ihr Potenzial, meinte vor 2000 Jahren der Römer Cicero. Die Antike sah Kindheit als Defizit-Zeit. Im 18. Jahrhundert behauptete Jean Jacques Rousseau als erster: "Kindheit könnte die beste Zeit im Leben sein." Wo stehen wir heute? In einer Flut von Ratgeberliteratur. Das neue Buch von Hugh Cunningham, Die Geschichte des Kindes in der Neuzeit, ist der Versuch einer Standortbestimmung in verwirrender Zeit.Der britische Historiker zeigt in einem Längsschnitt, was sich
Virginia Woolfs Briefe.Virginia Woolf überlebte schreibend, bis sie mit 59 Jahren den Wahnsinn wiederkommen spürte, dem sie in ihrer Jugend zweimal knapp entronnen war: zehn Romane, 36 Kurzgeschichten, 600 Essays, Rezensionen und Vorträge, fünf Bände Tagebücher, sechs Bände Briefe.Ihren Tod suchte und fand Woolf im Jahr 1941 mit steinebeschwerten Manteltaschen im Fluss Ouse (Sussex); danach wurde es erst einmal still um die Autorin. Ihre experimentellen Romane, mit wenig Handlung, dafür umso mehr Bewusstseinsströmen gelangten zusammen mit James Joyces Ulysses auf das
Die Roma und Sinti als Kunstmotiv in der Moderne.Eine Längswand im ersten Raum der Kremser Kunsthalle bietet eine riesige Landkarte von Asien, Nordafrika und Europa: Auf ihr sind die Wanderungen jener Nomaden eingezeichnet, denen die Ausstellung Roma & Sinti: "Zigeuner-Darstellungen" der Moderne gewidmet ist: Eine Bilder- und Fotografien-Schau, doch ist das Ziel nicht nur ein ästhetisches. Hier wird versucht, anhand von Kunst die Geschichte der größten Minderheit Europas zu erzählen, der acht Millionen Sinti und Roma. Wer sich auf diese Geschichte auch nur ein wenig einlässt, wird
Dokumente über Antoine de Saint Exupéry und seine Ehefrau Consuelo.Im Pantheon in Paris erinnert eine Plakette an ihn. Der Flughafen von Lyon ist nach ihm benannt. In Chile, Burkina Faso, Marokko tragen Gymnasien seinen Namen. Sogar ein Berg in Patagonien (Argentinien) heißt nach ihm: Antoine de Saint Exupéry.Der meistgelesene Schriftsteller Frankreichs im 20. Jahrhundert ist am 31. Juli 1944 von einem Aufklärungsflug über dem Mittelmeer nicht zurückgekehrt. Der Pionier der Fliegerei, der Schöpfer der Märchenfigur Der kleine Prinz, der die Einsamkeit in der Wüste und über den Wolken
Der Psychotherapeut Andrea Bocconi über jene Zeit im Leben, in der "das Pendel stärker ausschlägt".Was tun Moslems im hohen Norden Schwedens, wenn der Ramadan in den Juli fällt und sie keinen Sonnenuntergang erleben, nach dem sie ihr Abendessen zu sich nehmen könnten? Der listige und reiselustige italienische Psychotherapeut Andrea Bocconi gibt in seinem Buch Reisen und bleiben die Antwort. Er fand sie, als er dem Lichtexzess eines schwedischen Hochsommers nachreiste: "Um zu verhindern, dass die Moslems an Unterernährung starben, wurde von irgendeiner höheren Stelle beschlossen, dass
Jorge Bucays Weisheitsgeschichten.Der Argentinier Jorge Bucay (geb. 1949), Psychotherapeut in Buenos Aires, hat in der spanisch sprechenden Welt in zweierlei Hinsicht einen großen Namen: erstens als öffentliche Stimme, durch seine Vorträge in Südamerika und Spanien; zweitens durch seine Bücher. Sieben von den bisher zwölf veröffentlichten sind derzeit auf spanischen Bestsellerlisten. Jetzt gibt es nach Komm, ich erzähl dir eine Geschichte die zweite deutsche Übersetzung: Geschichten zum Nachdenken.In der Einleitung legt der seelenkundige Erzähler gleich seine Karten auf den Tisch:
Frank Zöllners spannendes Buch über eines der berühmtesten Bilder der westlichen Kultur.Das gewisse Lächeln der Mona Lisa hat im 19. Jahrhundert romantische Dichter und Kunsthistoriker verwirrt. Es schien ihnen "wie ein Born sinnlicher Versprechungen, deren giftige Süße das als leidvoll empfundene Begehren des Mannes nur reizen, aber nicht befriedigen konnte".Zum berühmtesten Bild der westlichen Kultur wurde Leonardo da Vincis Werk, das auch unter dem Namen "La Gioconda" bekannt ist, aber erst durch seinen spektakulären Raub im Jahr 1911. Ein Betrüger wollte mehrere bereits
Die Kunsthalle Krems zeigt westöstliche Synthesen.Wie wäre es mit einer Frühlingsfahrt ins japanische Krems? Auf den Hängen der Wachau die blühenden Kirschbäume, in der Kunsthalle Krems die japanische Kirschblüte: Meiji-Kunst der Sammlung Khalili und Japonismus von Van Gogh bis Schiele lautet der schwierige Titel. Dennoch ist Schwellenangst unangebracht. Man kann diese Schau erlesener japanischer Objekte aus Bronze, Porzellan, Keramik, Email Cloisonné, Metall, Lack, bunte Holzschnitte und - gegenübergestellt - japanisch inspirierte westliche Tafelbilder einfach genießen.Und dann
Bevormundung, Solidarität und Vergangenheitsbewältigung an der Küste der ehemaligen DDR.Im äußersten Nordosten Deutschlands liegt ein Land mit stillen Seen, endlosen Alleen und einer Küstenlandschaft, die seit der Wiedervereinigung der Bundesrepublik mit der DDR viele Besucher, aber auch wagemutige Unternehmer aus dem Westen Deutschlands anzieht: Mecklenburg-Vorpommern mit seiner mehr als 200-jährigen Tradition als Urlaubsregion. Findige Geschäftsleute in den neuen Bundesländern klagen über zu viel Staatsbevormundung. Sie sind um Lösungen nicht verlegen: Das deutsche Passagierschiff
Abdellah Hammoudis Geschichte einer Pilgerfahrt nach Medina und Mekka.Ein Glücksfall für Neugierige, denen auf großen Schildern in sieben Sprachen auf den Straßen nach Mekka und Medina das Weiterfahren untersagt wird: Abdellah Hammoudi, geboren 1945, Professor für Ethnologie an der Princeton University, machte 1999 den Haddsch, die jedem Moslem, der es sich finanziell und gesundheitlich leisten kann, vorgeschriebene Pilgerreise nach Mekka und Medina.Aufbruch aus NeugierNicht die Frömmigkeit trieb den aus Marokko gebürtigen Gelehrten, denn er hatte sich seit langem von den in seiner
In "Ein Geburtstag mehr" erzählt Maria Czedik-Eysenberg Schweres mit leichter Hand.Vor einem Jahr wurde in dieser Zeitung von dem großartigen Entwicklungsroman Das Erbe der österreichischen Autorin Maria Czedik-Eysenberg berichtet. Maria Czedik ist inzwischen 85 Jahre alt und legt nun einen weiteren Roman vor, noch boshafter als der vorige, noch komischer und noch schärfer in seiner Beobachtung menschlicher Schwächen, eingekleidet ins Gewand der so genannten feinen Wiener Gesellschaft: Ein Geburtstag mehr.1973: Die Hauptfigur, tüchtige Gattin eines Wiener Rechtsanwalts, lässt an ihrem
Wilhelm Genazinos neuester Roman "Mittelmäßiges Heimweh" eignet sich gut als Einstieg in gar nicht mittelmäßige Komik.Obwohl der deutsche Romancier Wilhelm Genazino 2004 mit der höchsten deutschen literarischen Auszeichnung, dem Georg-Büchner-Preis, in die erste Liga lebender Autoren aufgenommen wurde, hat eine Blitzumfrage im lesenden Freundes-und Bekanntenkreis ergeben: Noch ist er nicht wirklich angekommen, angenommen. Sein neuer Roman Mittelmäßiges Heimweh eignet sich vorzüglich zum Einstieg in die rare Welt der Komik.Die Handlung überfordert den Leser keinesfalls, wird er doch
Eine viel versprechende, berührende Idee hatte die österreichische Journalistin und Biografin Elisabeth Welzig: 2002-2003 befragte sie 26 Österreicherinnen über 75 Jahre - die älteste war 101 -, wie die politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts ihr Leben beeinflusst haben. Der Bogen spannt sich von A bis W, von der aus "einfacher, proletarischer Familie" stammenden Lia Androsch (geb. 1912) bis zur Historikerin Erika Weinzierl (geb. 1925), Verfasserin von acht wissenschaftlichen Büchern. Nicht nur Frauen, die aus eigener Leistung bekannt wurden wie die Schriftstellerin Gertrud
Sergio Pitols surrealistischer Roman "Die göttliche Schnepfe": grotesk komisch, blasphemisch, aufwühlend.Der 73-jährige mexikanische Autor Sergio Pitol gilt als herausragender Erzähl-Verführer in der lateinamerikanischen Literatur, hat er doch den literarischen Ritterschlag der spanisch sprechenden Literatur erhalten, den Premio Cervantes. Vor einem Vierteljahrhundert schrieb er den Roman Die göttliche Schnepfe, der erst jetzt auf Deutsch erschienen ist.Ein wenig kokett mutet der Anfang an, in dem sich der Verfasser, damals 47 Jahre alt, in einen alternden Schriftsteller hineindenkt, der
Umberto Galimberti bietet keine Rezepte, aber dafür tiefgründige Einblicke in die "Liebe".Der italienische Anthropologe und Psychoanalytiker Umberto Galimberti hat ein anspruchsvolles Buch über die Liebe geschrieben, welches einen irreführenden Untertitel trägt: Eine Gebrauchsanweisung. Da erwartet man sich konkrete Hinweise auf wiederkehrende Fehler, gute Ratschläge, Fallbeispiele. Nichts von alledem enthält dieses Buch. Der Autor verwebt Gedanken von Sokrates, Platon, Schopenhauer, Nietzsche, Freud, Jaspers und vielen anderen mit seinen eigenen. In 19 Kapiteln umkreist der Gelehrte
Weihnachten in Prachthandschriften der Österreichischen Nationalbibliothek.Am Anfang der Ausstellung lauscht der Evangelist Lukas vor einem noch leeren Buch: in Erwartung der Inspiration. So sah ihn ein Buchmaler im 12. Jahrhundert. Dann berichtet er über die von Kaiser Augustus befohlene Volkszählung, die Maria und Josef nach Bethlehem führt; von der Geburt, der vergeblichen Herbergssuche und der Verkündigung an die Hirten bzw. von der Begegnung mit den Hirten. Wenig ausführlich ist er, ebenso wie Matthäus.Gerade weil die biblischen Berichte von der Geburt Jesu so karg sind, hat die
Wiener Dommuseum: 100 Jahre Max Spielmann - ein Antipode von Otto Mauer.Vor 100 Jahren wurde der Tiroler Maler Max Spielmann geboren - Anlass für das Erzbischöfliche Dom-und Diözesanmuseum in Wien, einen Querschnitt seiner Werke mit religiöser Thematik und einige Bilder seines reichen "weltlichen" Schaffens zu zeigen. Spielmanns Vater hatte in Innsbruck einen Rauchfangkehrerbetrieb und reagierte auf den Berufswunsch seines Sohnes mit den Worten: "Ein Künstler, ein Hungerleider also will der Bub werden." Wenn schon ins Geistige "ausscheren", dann sollte der Sohn Priester werden.Für die
Fernando Pessoas "Wenn das Herz denken könnte ...": eine wahre Satz-und Schatztruhe.Die Literaturredakteurin dieser Zeitung hat Grundsätze: Furche-Leser sollen Originale, keinen Verschnitt, keinen Digest, kein "Best of" von Büchern empfohlen bekommen. Für Fernando Pessoas Wenn das Herz denken könnte ... hat sie eine Ausnahme genehmigt. Diese "Taschenapotheke für Ihre Seele" ist eine kleine Schatztruhe, die in jeder Mantel-und Handtasche Platz findet. Die große Truhe mit über 30.000 schwer leserlichen rotweinfleckigen Blättern hinterließ der größte portugiesische Dichter des 20.
Eine Ausstellung des Papyrusmuseums zeigt Ess-und Trinkgewohnheiten im alten Ägypten.Alexander der Große muss ein kluger Herrscher gewesen sein. Als er 332 v. Chr. Ägypten eroberte, machte er sich die herrschende Klasse zum Freund, indem er die Priester in ihren Ämtern bestätigte. Seinen Respekt vor der uralten Religion demonstrierte er, indem er in Memphis dem Apis-Stier opferte und sich mit der traditionellen Doppelkrone der Pharaonen krönen ließ. Und, wohl wichtigste Voraussetzung einer gelungenen Eroberung: Tausende von griechisch sprechenden Soldaten und Siedlern aus allen Teilen
Eine 700 Seiten starke Anthologie macht deutlich, wie bunt die indische Literatur ist.Ein wichtiger Mann auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse ist der indische Psychoanalytiker Sudhir Kakar: Er stellt im Rahmen des Indien-Schwerpunkts sein neues Buch "Die Inder. Porträt einer Gesellschaft" vor. Befragt, warum er die moderne indische Literatur nicht erwähne, antwortete er in der Zeit: "Die Literatur existiert als moderne noch kaum. Moderne indische Literatur ist europäisch. Deshalb haben wir darauf verzichtet."Keine indische Literatur?Damit ging er noch einen Schritt weiter als Salman
Ungarische Malerei des 19. Jahrhunderts in der Kunsthalle Krems.Bis Februar 2007 könne der Besucher in der Kunsthalle Krems der ungarischen Seele begegnen, verspricht Direktor Tayfun Belgin. "Romantik und Realismus im Land der Magyaren", so der Untertitel der 68 Bilder und einige Fotografien umfassenden Ausstellung, will belegen, dass die ungarischen Maler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts keinesfalls "Epigonen der einen oder anderen ausländischen Stilrichtung" waren.Das behauptet die Kuratorin der Ungarischen Nationalgalerie in Budapest, Zsuzsanna Bako, und führt zum Beweis an,
Helmut Dubiels Buch über Parkinson - und sein Lebenmit dieser unheilbaren Krankheit.Schon gehört vom Hirnschrittmacher? "Bei der Tiefenhirnstimulation werden über kleine Bohrlöcher im Schädel elektrische Sonden ins Tiefenhirn eingeführt. Diese Sonden werden über einen Impulsgeber gesteuert, eine Art Hirnschrittmacher, der unter dem Schlüsselbein eingepflanzt wird." Die Operation dauert 10 Stunden, während derer der Kopf des nicht narkotisierten Patienten in einen eisernen Ring gepresst wird. Parkinson-Kranke erfahren durch das Gerät eine Linderung ihrer Haltungs-und Gehstörungen;
Eine Ausstellung im Dommuseum und ein "Jesuitenpfad" zeigen den Heiligen Ignatius in der Kunstgeschichteund das Wirken des Ordens in Wien seit 1551.Vor 450 Jahren starb der Jesuitengründer Ignatius von Loyola. Vor 500 Jahren wurden zwei seiner Gefährten geboren: der Spanier Franz Xaver und der aus der Nähe von Genf stammende Savoyer Peter Faber. Die Wiener Jesuiten haben dazu 25 Objekte aus der Diözese zusammengetragen: Hauptsächlich Bilder, etwa die von einem anonymen Maler geschaffene Vision des jungen Inigo de Loyola während seiner Genesung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts: Ein
Das Österreichische Volkskundemuseum zeigt Vögel in Mythologie und Musik und die Geschichte österreichischer Vogelhändler.Sag mir, du lustiger Freund, wer du seist?", fragt Tamino in Mozarts rätselhafter Oper "Die Zauberflöte" den Papageno. Selbstbewusst antwortet dieser, er sei ein Mensch. Doch Tamino zweifelt: Ein Mensch - im Federkleid? Papageno war die Paraderolle des Textdichters Emanuel Schikaneder. Er hatte sie für sich geschrieben mit dem untrüglichen Gefühl für die Regeln des Theaters seiner Zeit, das ein Volkstheater sein sollte. Also nicht nur hohe Liebe zwischen Tamino
Shashi Tharoor erzählt das Leben des Pandit Nehru.Indien ist kein Land und keine Nation ... Es ist lediglich ein geographischer Begriff. Es ist so wenig ein bestimmtes Land wie der Äquator", behauptete der Indien-Hasser Churchill. Er hatte die gleiche englische Elite-Schule, Harrow, besucht wie jener Inder, der den Subkontinent zu einer Nation schmiedete: Jawaharlal Nehru, genannt Pandit (=brahmanischer Gelehrter) Nehru. Ihm widmet der indische UN-Diplomat mit Ambitionen auf den Posten des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Shashi Tharoor, eine neue Biographie: "Die Erfindung Indiens.
Der Selbstauflösungswunsch des Juan Goytisolo: "Der blinde Reiter" ist kein Buch für junge Leute.Ich sage es dir klipp und klar: ihr wurdet geboren, um auf immer zu vergessen. Der Schmerz über den Verlust lässt nach, die Erinnerung verblasst, Gefühle und Empfindungen verlieren an Tiefe und Kraft. Dies ist das Gesetz der Welt, die ich angeblich erschaffen habe, und ihm seid ihr unterworfen. Es gibt keine untröstlichen Witwen und Kinder. Die dich umgeben, werden ein paar Tränen vergießen, doch dein Bild löst sich auf wie Schnee im Wasserglas." So spricht Gott im neuen Roman von Juan
Pensioniert - und was dann? Micheline Rampes unsentimentales Buch erzählt, wie man "gut" alt werden kann.Man kann nicht darauf warten, dass jemand einem einen neuen Sinn anbietet. Man muss sich schon selbst darum kümmern", sagt die 78-jährige Annemarie Dose, Erfinderin der "Hamburger Tafel", einem Verein, der Lebensmittel, aber auch andere Spenden sammelt und an soziale Einrichtungen verteilt. Als Frau Dose mit 65 Jahren nach einem ganz der Familie gewidmeten Leben Witwe wurde, stand sie vor der Entscheidung, ohne Sinn ihrem Ende entgegenzuvegetieren, oder etwas Neues anzufangen. Heute hat
Die Geldgierigen, die Rhetorik-Meister, die Sentimentalen, die Liebesschwärmer, die Faulen ...: Matthias Zschokke beschreibt sie mit der Sachlichkeit des Illusionslosen.Ich liebe Menschen, die alles um sich herum vergessen und nur an die eine Sache denken, die sie gerade tun." Ein weiser Grundsatz. Auch fürs Lesen. Bei der Lektüre des neuen Buches von Matthias Zschokke sollte die vollkommene Konzentration nicht schwer fallen, besitzt es doch die verführerische Qualität, vom Leser unaufdringlich Stellungnahme einzufordern.Beobachten und DenkenDer Ich-Erzähler des Romans "Maurice mit Huhn"
Historiker Arne Karsten beweist gute Sachkenntnis und schriftstellerisches Talent.Wer kennt nicht den spektakulären 28 Meter hohen Bronzebaldachin über dem Hauptalter des Petersdoms? Oder die funktional sinnlosen, aber beeindruckenden Kolonnaden auf dem Petersplatz, eine Investition, die den Kirchenstaat in eine dramatische Schuldenfalle trieb? Oder den Vier-Ströme-Brunnen auf der Piazza Navona (Donau, Rio della Plata, Nil, Ganges), über dem sich ein Obelisk wie aus dem Nichts erhebt: Symbol päpstlicher Herrschaft, der der ganze Erdball huldigt - und das zu einem Zeitpunkt, als diese
Das Österreichische Volkskundemuseum zeigt Currachs - jene speziellen irischen Boote, die zum Nationalsymbol geworden sind.Was hat eine Ausstellung über Hautboote (nicht Hausboote!) aus dem wilden Westen Irlands im Österreichischen Volkskundemuseum verloren? Diese in Europa einzigartigen leichten, kiellosen, ursprünglich aus Ästen und Rinderhäuten gebauten Boote, 2,5 bis 7,5 Meter lang, die ein einziger Mann ohne Pier zu Wasser lassen konnte, werden schon im 9. Jahrhundert in der irischen Literatur erwähnt: Die Navigatio Sancti Brendani (Reise des Heiligen Brendan) soll nach Nordamerika
Realistisch und parabelhaft: Kenneth Cooks "In Furcht erwachen".Ein junger Lehrer vor den großen Ferien, schwankend zwischen Erschöpfung und Vorfreude, erlauben ihm doch die vor ihm liegenden sechs Wochen, dem Staub und der Hitze des kleinen Ortes Tiboonda im westlichen australischen Outback zu entfliehen, nach einem Jahr endlich wieder großstädtisches Flair zu erleben, aufzubrechen nach Sydney: "In Tiboonda war es niemals kühl ... Im Winter sehnte man sich nach dem Sommer, im Sommer sehnte man sich nach dem Winter, und das ganze Jahr über sehnte man sich wie verrückt danach, tausend
Berichterstattung aus einer anderen Welt. Rudyard Kipling und Indien.Vor 99 Jahren erhielt Rudyard Kipling als erster Brite den Literaturnobelpreis. Vor 70 Jahren starb er (geb. 1865). 11 Jahre später erlangte Indien seine Freiheit. Da war aus dem einstigen Literaturwunderknaben längst ein Schriftsteller geworden, dessen Verherrlichung urbritischer Tugenden wie Disziplin und Prinzipientreue nicht mehr hoch geschätzt wurde. Das britische Weltreich bröckelte, und kritische Schriftsteller wie George Orwell ("Shooting an Elephant") oder E. M. Forster ("A Passage to India") hielten ihren
Alberto Méndez' Erzählungen über den Spanischen Bürgerkrieg.Das Schweigen ist ein Raum, eine Höhle, in die man sich flüchten, aber nicht retten kann. Das Schweigen nimmt kein Ende, es wird durchbrochen; es zeichnet sich vor allem durch seine Zerbrechlichkeit aus." Der Autor dieser Sätze ist der spanische Verleger Alberto Méndez (1941-2004), ein Gegner des Franco-Regimes. Kurz vor seinem Tod hat er das einzige Buch seines Lebens veröffentlicht, 'Die blinden Sonnenblumen".Es wird als 'Roman" verkauft; tatsächlich handelt es sich um vier lose verbundene Erzählungen, die ein einziges
"Bullshit" wird produziert und Phrasen werden gedroschen, weiß Philosoph Harry G. Frankfurt.Unter denkenden US-Bürgern muss ein gewaltiger Leidensdruck bestehen. Wie sonst ist der Erfolg - 400.000 verkaufte Exemplare - eines Büchleins zu erklären, das den derben Titel "On Bullshit" trägt? 70 Seiten, ein Essay, trocken geschrieben. Der Verfasser ist der 76 Jahre alte Moralphilosoph Harry G. Frankfurt, der mit großem Ernst eine Theorie von "bullshit" entwirft.Im Deutschen gibt es kein genau entsprechendes Äquivalent: einerseits ist es ein gängiges Schimpfwort, das man mit "Scheißdreck"
Die Kunsthalle Krems zeigt die Bilderwelt des Bürgertums im 19. Jahrhundert in neuem Licht.Es gab ein seliges, erstauntes, tiefes, fröhliches, strenges Wundern, unbekümmertes Lächeln, hinsterbende Gesichtszüge ... Und alle diese Gesichter verharrten reglos eine Minute lang, wurden unausgesetzt weggeschoben, ersetzt durch andere." So beschreibt Émile Zola das jährliche Pariser Großereignis, den Salon: 2000-4000 Künstler stellten bis zu 5000 Bilder aus. Sie mussten nicht um Besucher bangen, denn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Kunst so viel Aufmerksamkeit zuteil
Alexander Stilles "Citizen Berlusconi" erzählt den Aufstieg des mächtigen Italieners und prognostiziert Italien Mittelmäßigkeit und Provinzialität.Man stelle sich vor, Microsoft-Eigner Bill Gates sei auch der Besitzer der drei größten amerikanischen Fernsehanstalten, würde dann zum Präsidenten gewählt und übernähme auch noch das Kommando über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk." Mit diesem für Amerikaner und auch viele Europäer unvorstellbaren Beispiel versucht der italo-amerikanische Journalist Alexander Stille in seinem Buch "Citizen Berlusconi" den Interessenkonflikt und
Eine Ausstellung in Wien erinnert an die gezielt herbeigeführte Hungersnot in der Ukraine 1932/33.Die junge Ukrainerin im Lift des Österreichischen Haus-, Hof-und Staatsarchivs ist aufgewühlt: 73 Jahre liegen die Ereignisse zurück, von denen die Ausstellung "Hungersnot in der Ukraine" berichtet, aber ihre Großmutter hat ihr erst 1990, kurz vor dem Tod, flüsternd davon berichtet. In der Sowjetunion, deren Teil die Ukraine bis 1991 war, durfte nicht über den "Holodomor" (die politisch herbeigeführte Hungersnot) in der Kornkammer Europas geredet werden.Dabei hatte Chruschtschow schon auf
Herb erlittene Geschichten der Afghanin Spojmai Zariab.Gespräch zwischen einer Mutter und ihrer kleinen Tochter: "Ist eine Katze kein Mensch? - Nein, sagte ich. - Warum? - Ohne die Folgen meiner Antwort zu bedenken, sagte ich: Der Mensch hat keinen Schwanz. Der Mensch geht auf seinen zwei Beinen. - Wenn die Katze keinen Schwanz hat und auf zwei Beinen geht, ist sie dann ein Mensch? - Hmhm, sagte ich gedankenlos, und meine Tochter schien's zufrieden." Was folgt, ist die grausamste Szene des ersten Buches der afghanischen Autorin Spojmai Zariab in deutscher Übersetzung, "Wenn Katzen Menschen
Das Museum für Angewandte Kunst zeigt 600 japanische Holzschnitte.In seinem Roman "Erzählungen von der vorübergleitenden Welt" schrieb der japanische Autor Asai Ryoi (1610-1681): "Wir leben nur für den Augenblick, wir richten unsere Gedanken auf den Mond, den Schnee, die Kirschblüten und Ahornblätter, wir singen, trinken und vergnügen uns dahingleitend; unberührt von der Aussicht drohender Armut, lassen wir den Mut nicht sinken und halten uns über Wasser wie eine Kürbisflasche, die auf dem Fluss dahingleitet; dies ist die vorübergleitende Welt."Hier ist einer der frühesten Beweise
Die Reaktionen auf Ulrich Weinzierls "Hofmannsthal" reichen von halbherzigem Lob bis zu unverhülltem Zorn. Sein Buch ist bestens recherchiert, aber ...
Antike und moderne Porträts im Papyrusmuseum.Wäre der österreichische Kunst-Staatssekretär im Ursprungsberuf nicht Schauspieler, sondern Porträtmaler, und wollte in Kairo seine Bilder ausstellen, hätte er einen gewaltigen Nachteil gegenüber Prof. Achmed Navar, dem stellvertretenden ägyptischen Kulturminister. Denn der Österreicher könnte nicht auf eine 2000 Jahre alte Tradition als Inspirationsquelle zurückgreifen. Er wäre nur der Maler Morak und damit vermutlich auf verlorenem Posten. Ahmed Navar, Jahrgang 1945, zeigt bis 28. April 2006 im Papyrusmuseum der Österreichischen
100 Jahre Goethe-Kalender: "das Laien-Publikum sachte an seinen Dichter gewöhnen".Als Goethes Mutter 1808 starb, war der Sohn nicht zum Begräbnis aus Weimar nach Frankfurt gefahren. Goethes Angst vor Tod und Begräbnissen überwog alle Sitte. Er hatte nur veranlasst, dass das Elternhaus samt Inhalt versteigert würde. 1814 betrat der 65-Jährige, nach 17 Jahren Abwesenheit, wieder die Vaterstadt, und hörte bei einem nächtlichen Spaziergang aus seinem Elternhaus die Uhr seiner Kindheit schlagen. Der neue Besitzer hatte sie mitersteigert. Ergriffen erzählte Goethe dem befreundeten
Hans Maiers Essays zur Musik ermöglichen packende Einsichten.Hans Maier ist ein Phänomen. Er hatte einen gelehrten Beruf: Professor für politische Wissenschaft sowie für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie. Von 1970 bis 1986 war er Staatsminister für Unterricht und Kultus in Bayern. Nebenamtlich wirkt er bis heute als Organist "mit Freude und Gewinn". Seine frühe Leidenschaft für die Musik ließ ihn auch zum Musik-Forscher werden, wovon das neue Buch "Cäcilia" erstaunliches Zeugnis ablegt. Diese Essays zur Musik, in angenehm überschaubare Kapitel gegliedert,
Zur umfangreichsten Goya-Ausstellung, die je außerhalb Spaniens gezeigt wurde, kann das Kunsthistorische Museum dieser Tage den 100.000. Besucher begrüßen.Fünfzehnmal hat Goya sein eigenes Gesicht gemalt, gezeichnet, radiert. Gleich im ersten Saal der Goya-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum begegnet man einem Selbstporträt: Es ist eines der letzten, zeigt den 69 Jahre alten Künstler. Er malte sein Gesicht faltenlos und doch erschöpft. Der dunkle Hintergrund entfaltet sich als gespenstischer Wirbel aus Schatten und Licht. Die Augen sind die eines Menschen, der zu viel gesehen hat;
Peter Härtling überlebte Herzinfarkt und Hirnschlag und schrieb darüber sein neuestes Buch.Hier vergeht mir die Zeit nicht. Ich entgehe ihr. Mein Zeitgefühl ist erbärmlich. Ich falle durch die Stunden. Jetzt, schon wieder jetzt. In meinem Bewusstsein sammeln sich Reste, Fragmente. Das Hirn arbeitet gleichsam ohne meinen Impuls. Ich kann nicht mehr nach meinem Muster denken."Der Autor Peter Härtling, der eindringlich das Schicksal Hölderlins, Schuberts, Schumanns geschildert hat, erlebte in seinem 70. Lebensjahr zwei Schläge: Einen Herzinfarkt und einen Hirnschlag.Tausende trifft dieses
Elisabeth Reicharts Roman "Das Haus der sterbenden Männer".Vier Lesetage liegen hinter mir. Dass ich nicht aufgegeben habe, liegt nur an der Kritiker-Gewissenhaftigkeit, die diagonales Lesen und vorschnelle Urteile verbietet. Der Zorn über die vertane Zeit richtet sich gegen ein Buch, dessen Thema heute verdrängt wird und uns doch alle einholt: der Tod.Elisabeth Reicharts Roman "Das Haus der sterbenden Männer" greift dieses Thema auf, aber erst ab Seite 147 (von 400). Vorher: Verwirrendes Geschwätz, Figuren, die keine Konturen gewinnen, Banalitäten, sprachlich bombastisch verkleidet.
Ulrich Greiner wendet sich an wenige: die Leser.Vor 20 Jahren sagte der Kulturkritiker George Steiner, Lesen werde in absehbarer Zeit wieder eine so seltene Kunst wie im Mittelalter, als nur die Mönche sie beherrschten. Heute sind wir so weit: Viele haben diese Kulturtechnik verlernt; jenen, die noch lesen können, mangelt es an Zeit und innerer Ruhe. Der "Leseverführer" von Ulrich Greiner, dem Literaturchef der "Zeit", wendet sich also an wenige - ein exklusives Buch. Doch für diese ist Greiners "Gebrauchsanweisung zum Lesen schöner Literatur" ein Muss.Anders heraus als hineinWirkliche
550 Seiten Natur-, Mitmenschen- und Selbstbeobachtungen von Peter Handke zeigen den Autor als Sucher nach dem Ereignislosen.Sicher nicht für jedermann, doch für die Reiselustigen unter uns beneidenswert: Von November 1987 bis Juli 1990 war Peter Handke unterwegs, ohne heimzukommen. Er reiste in, nicht nach Jugoslawien, Ägypten, Frankreich, Deutschland, Japan, Großbritannien, Portugal, Spanien, Italien, Nordafrika, offenbar um Augen und Ohren, Geist und Herz frei zu machen und gleichzeitig zu füllen mit neuen Eindrücken, Gefühlen, Gedanken. Auf den Reisen führte er Tagebuch. "Gestern
Krems bietet Phantasiereisen in den Harem.Woher in des Himmels Namen haben diese Mädchen, die barfuß gehen und nie Handschuhe tragen, diese zarten, gleich einem Bildhauermodell geformten Hände und Füße; sie, denen nie ein Schnürleib nahekam, den schönsten und festesten Busen; solche Perlenzähne ohne Bürste noch Zahnpulver, und obgleich meistens nackt den brennenden Sonnenstrahlen ausgesetzt, doch eine Haut von Atlas, der keine europäische gleichkommt und deren dunkle Kupferfarbe, gleich einem reinen Spiegel, auch nicht durch das kleinste Fleckchen verunstaltet wird? Man kann darauf
Girolamo Arnaldis Buch über "Italien und seine Invasoren".Wer in einem Land mit 7.456 Kilometer Küste lebt, kann gar nicht anders, als Eindringlingen zunächst freundlich zu begegnen: Die Rede ist von der Apenninenhalbinsel. Ein Jahrtausend lang aber zieht sich durch die Geschichte Italiens als roter Faden ein erstaunliches Muster: Wann immer es politischen Streit gab, wurden fremde Herrscher gerufen.Der 1929 geborene italienische Historiker Girolamo Arnaldi schildert in seinem Buch "Italien und seine Invasoren", wer - ungebeten, häufiger freilich gebeten - auf die Apenninenhalbinsel
Eine Schau in der ÖNB über Frauen im alten Ägypten.Für keine alte Kultur der Welt lassen sich die Lebensumstände der Menschen detailreicher rekonstruieren als für Ägypten. Dies gilt nicht nur für die pharaonische Zeit, sondern auch für die griechische, römische und byzantinische. Die Wüste hat überreiches papyrologisches Material bewahrt, und dank der Sammelleidenschaft Erzherzog Rainers (1827-1913) kann die Österreichische Nationalbibliothek aus ihren 180.000 Objekten jedes Jahr neue Themen aufgreifen. Diesmal geht es in einer feinen kleinen Ausstellung um "Emanzipation am
Der literarische Bruderkrieg im Hause Mann - dargestellt von Helmut Koopmann.Seit seinem Tod am 12. August 1955 haben sich die Forschung und der Boulevard des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann so gründlich bemächtigt, dass weiteres "archivalisches" Gewühle überflüssig schien. Philologisch zergliedert, psychoanalytisch seziert, der Homosexualität überführt, rückte der einst als größter lebender Schriftsteller der Welt Gefeierte allmählich in den Olymp der viel Zitierten und wenig Gelesenen.Und jetzt kommt ein Germanist und bietet eine neue Sichtweise: Die wichtigste Triebfeder
Das Privileg der Abgeschiedenheit: eine Entdeckung in der Toskana.Wer in diesem Sommer seine weiße Haut nach Cesenatico, Rimini, Riccione oder Cattolica zu tragen gedenkt, sollte einen halben Tag für eine kleine Entdeckungsreise weg vom Brutzelstrand, ins Landesinnere, reservieren.Von Pesaro an der mittleren Adria fährt man eine Stunde durch die Marken. Drei Kilometer nach der Provinzgrenze, bereits in der Toskana, erreicht man auf einer kurvenreichen Straße den Markt Sestino: 600 Einwohner, mit den umliegenden Weilern 1400. Ein Straßendorf: Häuser aus Stein, zwei Kirchen, ein paar
Die Hauptstadt von Irland ist die literarischste Stadt Europas. Vier Literaturnobelpreisträger hat sie hervorgebracht: G. B. Shaw, Samuel Beckett, William Butler Yeats und Seamus Heaney. Wie viel mehr das literarische Dublin zu bieten hat, ist dem vergnüglich-gescheiten Reisebegleiter "Dublin" zu entnehmen. Natürlich behauptet James Joyce eine zentrale Position, schickt er doch in dem Monumentalroman "Ulysses" seinen Helden Leopold Bloom einen Tag lang auf mehr als 1000 Seiten durch die Straßen Dublins. Diese haben sich gewaltig verändert, seit sich Irland ab 1994 zum keltischen Tiger,
Eine anteilnehmende Biografie über eine Frau, deren Willen gebrochen worden war: Johanna, "die Wahnsinnige".Königin und Gefangene" nennt der preisgekrönte spanische Historiker der Universität Salamanca, Manuel Fernández Álvarez, seine Biografie einer der tragischsten Gestalten der spanischen Geschichte. Er erzählt - nahe an den überlieferten Dokumenten bleibend - die Geschichte jener Frau, die in Spanien "Juana la Loca" genannt wird. Johanna, Tochter der Katholischen Majestäten Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon, erregt noch heute die Phantasie, einerseits durch ihr
Alltagskultur seit 1945: Von der Mangelwirtschaft zur Schnäppchenjagd.Am Anfang steht das Care-Paket; heute, nach 60 Jahren, das Designer-Outlet-Center. Ein Care-Paket bekam, wer einen Onkel in Amerika hatte, der eine bestimmte Summe einzahlte und eine österreichische Adresse angab. Der Empfänger erhielt - ja was? Offenbar hat ein misstrauischer Mensch, möglicherweise aus Angst vor noch schlechteren Zeiten, sein Paket gehortet, denn die soeben eröffnete Ausstellung "Spar dir was! Eine Geschichte des Sparens seit 1945" im Österreichischen Volkskundemuseum in Wien zeigt aus einem
I ch geh' nach Rom und mit Sicherheit werde ich Papst. Also beeile dich ... und sobald du die Nachricht vernimmst, komm' nach Rom, ohne weitere Anweisungen oder eine Berufung abzuwarten." So zitiert Giorgio Vasari den Kardinal del Monte auf dem Weg zum Konklave im Jahr 1550.Die Vorhersage erfüllte sich: Der Kardinal ging aus dem Konklave als Papst Julius III. hervor, und Vasari eilte alsbald nach Rom, um dem neuen Papst die Füße zu küssen und lukrative Aufträge zu ergattern.Vasari ist ein klassisches Beispiel, wie Fremd- und Eigenwahrnehmung einer Person oft gewaltig auseinanderklaffen.
Weltpremiere im Kunsthistorischen Museum Wien: Individueller Katalog für jeden Besucher.Tausend Besucher konnten bisher im khm gleichzeitig einen Audioguide mieten und in vier Sprachen 200 der 800 Gemälde erklärt bekommen. Seit 25. April kann sich jeder Besucher seinen eigenen Katalog drucken lassen, ebenso Poster in drei Größen auf Papier oder Stoff (Leinwand, Baumwolle, Seide). Journalisten sind berufsbedingt kritisch, doch was sich bei der Präsentation dieser Sensation im khm abspielte, zeigt die magische Wirkung des Selbermachendürfens: Journalisten verwandelten sich in begeisterte
Die Kunsthalle Krems feiert ihr zehnjähriges Bestehen mit Renoirs Frauenbild.Das Thema der Pariser Weltausstellung des Jahres 1889 war "Licht". 1881 hatten die großen Pariser Boulevards elektrische Straßenbeleuchtung erhalten. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts kam Luft in die mittelalterlich-verwinkelte Stadt, als der Elsässer Georges Eugène Haussmann breite Schneisen schlagen ließ: Platz für eine neue Gesellschaft, die sich unterhalten wollte; ihre Beobachter fand diese Unterhaltungswelt der Boulevards und Cafés in Renoir, Degas und anderen Impressionisten. Der Direktor der Kunsthalle
Nicht für die breite Masse, nicht übersetzbar und doch wichtig: das Lebenswerk Wulf Kirstens.Dichtung als Bestandsaufnahme: Das scheint für Wulf Kirsten, den herben Sprachmeister aus Deutschland, zu gelten. Seit 50 Jahren schreibt er nun schon Gedichte. Jetzt liegen sie in einer schönen Ausgabe des Ammann Verlags vor. "Erdlebenbilder" heißt diese Sammlung von über 250 Gedichten. Kein Druckfehler, sondern eine kühne, treffende Beschreibung der Heimatgedichte ohne Sentimentalität, der Naturgedichte ohne Romantik.Bilderreich und genau schreibt Wulf Kirsten, mit einem staunenswert reichen
Navid Kermanis peinlich geschwätzige Erzählungen.Navid Kermani ist ein angesehener Islamwissenschafter: In seinem über 500 Seiten starken Buch "Gott ist schön. Das ästhetische Erleben des Koran" (2. Auflage 2003) trägt er Bedeutendes zum Verständnis des Islam bei, indem er zeigt, dass der Koran gehört werden will. Die musikalische Rezitation des Koran ist für Muslime eine ästhetische Grunderfahrung. Kermani, 1967 in Siegen geboren, deutscher und iranischer Staatsbürger, hat in einem weiteren Buch, "Iran: Die Revolution der Kinder" (2001), die Entwicklung in der Heimat seiner Familie