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Bosnien 1997

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Gedanken zu den Kriegsverbrechen in Srebrenica.

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Gedanken zu den Kriegsverbrechen in Srebrenica.

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Ein Beitrag über „Die USA und die jugoslawische Katastrophe” des „New Yorker”-Autors Mark Danner in der jüngsten Ausgabe des „New York Beview of Books” trifft den Leser wie ein Keulenschlag: Die Ermordung von 6.000 Moslems in Srebrenica ist erst unglaubliche zweieinhalb Jahre her, und die Welt scheint die jugoslawische Tragödie fast vergessen zu haben.

Im Juli 1995 verteilte der Oberbefehlshaber der bosnischen Serben, Batko Mladic, in Srebrenica vor laufenden TV-Kameras Schokolade an die Kinder der in der angeblich von der UNO geschützten Enklave zusammengepferchten Moslems. Wenig später ließ er die Männer mit verbundenen Augen auf einen Fußballplatz führen und ermorden. Er und sein Chef Badovan Karadzic sind die Hauptverantwortlichen für diese und unzählige andere Greueltaten.

Die beiden und 63 weitere Kriegsverbrecher sind noch immer auf freiem Fuß. Sie tanzten den UN-Truppen zwei Jahre auf der Nase herum. Karadzic konnte den NATO-Check-point monatelang ungehindert passieren, Mladic fuhr zur Hochzeit seines Sohnes nach Belgrad und anschließend auf Urlaub nach Montenegro.

Im August dieses Jahres griffen britische Eliteeinheiten einmal hart zu. Ein serbischer Kriegsverbrecher wurde verhaftet und nach Den Haag überstellt, ein zweiter bei der Verhaftung erschossen. Danach kursierten Gerüchte über die bevorstehende Verhaftung Karadzics.

Während die bosnischen Moslems ihre Kriegsverbrecher zum Teil selbst vor Gericht stellen, erfreuen sich heute nicht nur Karadzic und Mladic weiter ihrer Freiheit, sondern lebt etwa auch der Kroate Dario Kordic, der für Massaker an moslemischen Zivilisten verantwortlich gemacht wird, als angeblicher Vertrauter von Präsident Tudjman unbehelligt in Zagreb. Man weiß genau, wo jeder einzelne von ihnen ist, man braucht nur die laufend aktualisierte Internet-Seite des „Coalition of International Justice” (http:// www.wcw.org/icty) aufzurufen.

Auch die verlängerte internationale Truppenpräsenz in Bosnien wird das fragile Gleichgewicht des Dayton-Abkommens nie erhalten, geschweige denn in einen stabilen Zustand überführen können, wenn die Kriegsverbrecher nicht endlich ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.

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