Jetzt ist Schluss mit gratis: Zeitungen wollen online kassieren

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Dass mediale Inhalte im Internet in Zukunft auch kostenpflichtig sein müssen, darüber sind sich alle Experten einig. Die Frage ist nur, wie viel Information dem Leser wert ist.

Jetzt ist Schluss mit gratis. Die Zeitungsbranche, die jahrelang ihre Inhalte im Internet verschenkt hat, weil man mit möglichst vielen Klicks auf hohe Werbeeinnahmen hoffte, vollzieht einen Schwenk in Richtung Bezahlinhalte. Jüngstes Beispiel: Die New York Times will künftig einen Teil ihrer Online-Inhalte nur mehr zahlungswilligen Lesern zugänglich machen. Eine Mischform aus Gratis- und Bezahlinhalten, die die Fachwelt „Freemium“-Modell nennt (zusammengesetzt aus Free und Premium) und die auch bei anderen US-Zeitungstiteln wie der Financial Times und dem Wall Street Journal, angewandt wird.

Auch in Österreich gibt es mit dem Wirtschaftsblatt seit 1. Februar eine solche kostenpflichtige Lösung: Abonnenten können auf der Webseite der Zeitung Zusatzdienste konsumieren: Persönliche Themenprofile können angelegt und das eigene Wertpapier-Portfolio perfekt im Blick behalten werden. Ausgesuchte Nachrichten und Themen von wirtschaftsblatt.at mit besonders hohem Exklusivitäts- oder Service-Charakter bleiben nun Abonnenten vorbehalten. Der Kauf der Zeitung ist nicht Bedingung, denn auch ein reines Online-Abo (für 9,80 Euro/Monat) wird angeboten.

Auch Online kostet Geld und soll Geld kosten

„Es kann nicht sein, dass wir für unsere Printausgabe ganz selbstverständlich Geld verlangen, den qualitativ hochwertigen Online-Inhalt aber verschenken“, sagt Hans Gasser, Vorstandsvorsitzender des Verlags. „Das neue Angebot wurde eigentlich sehr gut angenommen.“ In den ersten Wochen liegen die Online-Abobestellungen „im dreistelligen Bereich“. Das Wirtschaftsblatt sei „nicht mit quantitativen Vorgaben“ in das Projekt gegangen, so Gasser. „Aber Geld verdienen wir jetzt schon, mit jeder neuen Abo-Anmeldung.“

Wissen ist Macht, und Information hat ihren Preis. „Inhalte, die einen echten Mehrwert darstellen, werden in Zukunft kostenpflichtig sein“, ist Hannes Schopf vom Verband Österreichischer Zeitungen sicher. Die Medienkonsumenten würden immer mehr speziell auf sie zugeschnittene Angebote nutzen. „Wenn jemand spezielle Infos haben möchte, dann wird er dafür auch bezahlen“, so Schopf. Gasser ist überzeugt: „Bezahlinhalte werden vor allem bei Special-Interest-Medien funktionieren. Bei General-Interest-Themen wohl kaum.“ Die gewöhnlichen Nachrichten wird es also auch in Hinkunft gratis geben müssen. „Teilweise kostenlose Inhalte anzubieten, gehört zur Markenpflege“, meint Hannes Schopf. „Für aktuelle Nachrichten als solche besteht aber sicher kein Markt.“

Eine Schlüsselrolle bei der Etablierung von Bezahlinhalten dürfte die Firma Apple spielen. Mit ihrem iPhone oder dem iPod touch können bereits jetzt etliche Medien-Applikationen, so genannte „Apps“, auf das Gerät geladen werden, für die man bezahlen muss. Ende 2009 startete der Axel-Springer-Verlag seine iPhone-Ausgaben von Bild und Welt. Für 1,59 Euro im Einführungsmonat können die User den Online-Content von Welt.de und Bild.de auf ihrem iPhone lesen, dazu noch die tagesaktuellen Print-Ausgaben von Bild und Welt kompakt bereits am Vorabend digital durchblättern. 4,99 Euro will die Welt für das Komplettpaket ab dem zweiten Monat kassieren, 3,99 die Bild. Nach eigenen Angaben ist das Projekt sehr gut angelaufen.

Wem der iPhone-Bildschirm zu klein ist, für den steht schon die nächste Innovation bereit: Ab April soll auch in Österreich das iPad erhältlich sein, quasi ein iPhone in der Größe einer A4-Seite. Darauf lassen sich Zeitungsseiten und Multimedia- Inhalte perfekt darstellen. In den USA diskutieren die Verlage bereits über die Preise für ihre iPad-Angebote: Zwischen zehn und 30 Dollar soll die iPad-App der New York Times kosten. Wie viel sind Kunden bereit, für ein virtuelles Zeitungsabo zu bezahlen? Fachleute meinen: Digitale Abos sollten genauso viel kosten wie das Printprodukt, andernfalls würden Leser womöglich ihre physischen Abos kündigen. Das wird der Knackpunkt: Wenn die Preise für den Leser stimmen, steht dieser digitalen Revolution am Zeitungsmarkt nichts mehr im Wege.

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