Kritik Zu "werk Ohne Autor"

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Geschichtsstunde, aber

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Geschichtsstunde, aber

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Ein deutsches Künstlerleben über zwei Diktaturen (Drittes Reich, DDR) hinweg ins heutige Deutschland sucht Florian Henckel von Donnersmarck in "Werk ohne Autor" darzustellen. Der Versuch, 80 Jahre in eine Filmerzählung zu passen, gelingt als Geschichtsstunde, scheitert aber gleichzeitig an der historischen Authentizität. Denn der Film hantelt sich, gerade auch weil er die realen Protagonisten nicht mit Namen nennt, an der Biografie des deutschen Malers Gerhard Richter entlang, indem er dessen Erinnerungen an die NS-Zeit und sein Erleben als DDR-Künstler, der dann ab den 1960er-Jahren in der aufbrechenden Kunstszene Düsseldorfs landet, Revue passieren lässt. Vieles ist fiktionalisiert oder zugespitzt, sodass das Ganze dann doch nicht als Biopic herhalten durfte. Doch auch Joseph Beuys, der im Film ebenso unverkennbar auftritt, ist nicht namentlich präsent, sondern firmiert als Professor Antonius Van Verten (Oliver Masucci). Verdichtet, aber gleichfalls zugespitzt ist die Gestalt von des Protagonisten Kurt Barnert Schwiegervaters Carl Seeband, der als SS-Arzt Ermordungen "lebensunwerten Lebens" auf dem Gewissen hat, sich in der DDR als Gynäkologe weiter halten kann, um dann erneut in der Bundesrepublik als ehrbarer Vertreter der Heilkunde zu reüssieren. Sebastian Kochs Darstellung dieses Charakter-Chamäleons gehört neben Tom Schillings Barnert zu den eindrücklichen darstellerischen Leistungen dieses Films. (Otto Friedrich)

Werk ohne Autor D 2018. Regie: Florian Henckel v. Donnersmarck. Mit Tom Schilling, Sebastian Koch, Paula Beer, Oliver Masucci. Disney. 188 Min.

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