Wer die moderne Reiseliteratur nicht nur auf ihren romantischen Gehalt hin liest, sieht sich darin immer wieder auf die unerschöpflichen Güterreserven der Erde hingewiesen, die nur durch die unnatürliche Zusammenballung der Weltbevölkerung in einzelnen, althergebrachten Siedlungsräumen noch nicht jene Rolle im Weltversorgungsplan spielen, die ihnen zukommt.
„K anada, junge Welt" von Ruth Körner (Europa-Verlag, Zürich, 256 Seiten) bringt eine alle wesentlichen Lebensgebiete erfassende Schilderung der Möglichkeiten dieses transkontinentalen Reiches, ohne die Schwierigkeiten, welche die Natur ihrer Gewinnung entgegensetzt, außer acht zu lassen. Sehr aufschlußreich die Kapitel über das Einwandererproblem, die soziologische Struktur des Landes und die franko-kanadische Problematik. Ans Unwahrscheinliche grenzen die Tatsachenberichte, die Willard Price in „Die Länder des Amazonas warten…, Schatzkammer der Zukunft" (Ullstein- Verlag, Wien, 246 Seiten) über die in tatkräftiger
Erschließung befindlichen Reichtümer, die überdimensionierten Pflanzen- und Tiergattungen, die Höchststeigerung der Naturgewalten im Amazonas- becken gibt, das „900 Millionen Menschen ernähren könnte". Sichtbares Zeichen dieser Besonderheit sind die Städte, die „von der Luft aus" gebaut, besiedelt und versorgt werden und auf diesem Weg allein am Wirtschaftsleben teilnehmen, denn sie liegen mitten im unerforschten Urwald, der von fremdenfeindlichen Indianerstämmen beherrscht wird. Anders Chile, das in mehr als einem Bezug südeuropäisch anmutet. Hans Helfritz hat durch mehrere Jahre dieses Land von seiner Südspitze bis zur peruanischen Grenze bereist und in seinem Buch „Chile — gesegnetes Andenland" (Fretz und Wasmuth Verlag, Zürich, 334 Seiten) die Summe seiner Beobachtungen gezogen, die im Verein mit der vortrefflichen Bildausstattung (die bei allen drei Werken auf höchster Stufe steht) alle Möglichkeiten einer sachkundigen Information ausgeschöpft.
